sehr geehrter herr amon;
- nein, ich bin keine besitzerin einer "kampfhunde-brut", um sie zu zitieren- ihr artikel hat mir eher ein mildes lächeln abgerungen- vielleicht, weil ich beruflich mediale polemik gewöhnt bin und deshalb weniger sensibel darauf reagiere. Und wie sie aus meinem profil unschwer erkennen können, bin ich nicht allzu oft aktiv im forum unterwegs. Ihr auftritt hier allerdings und ihre scheinbar sehr feste überzeugung über das, was sie veröffentlicht haben, hat mich nun zu einer stellungnahme bewogen.
Medial gekonnt aufbereitete, provokante und deshalb diskussionsauslösende artikel zu verfassen ist durchaus zum broterwerb eines autors bzw. Journalisten zu zählen- aber sie scheinen tatsächlich vom inhalt ihres schreibens überzeugt zu sein und das überrascht mich nun doch...
Ich bin bei ihnen- es gibt auch meines wissens kein fach der "kynologie", das wissenschaftlich eindeutige und klare fakten liefern kann und somit ist die bezeichnung "wissenschaftlicher kynologe" vermutlich irreführend und irrelevant.
Ohne herrn sticha in schutz nehmen zu wollen (wozu auch? Ich kenne ihn nicht einmal persönlich...)- aber meines wissens nach hat er sich nicht als "wissenschaftlicher kynologe" dargestellt - sondern als jemand mit sehr viel
erfahrung im bereich der kynologie- und das dürfte wohl den tatsachen entsprechen, ungeachtet der beurteilung über die qualität seiner arbeit.
Insofern können sich sämtliche menschen, die ihr halbes leben der untersuchung über verhaltensweisen und zusammenleben mit hunden gewidmet haben, von ihrem schreiben nur abgewertet fühlen. Denn ob "wissenschaftlich" oder nicht (ich beschäftige mich übrigens beruflich mit der "wissenschaft" und diese bezeichnung ist genauso schwammig wie das, was im namen dessen häufig passiert...)- faktum ist, dass es menschen gibt die pionierarbeit auf dem gebiet der erforschung von hundeverhalten geleistet haben. Ob diese forschung sich nun quantitativ oder qualitativ ausdrücken lässt oder nicht- sie hat zu mehr verständnis und klarheit beigetragen. Und wenn sie in ihrem artikel zahlen verwenden, herr amon, dann ist dies - wo sie sich doch als "einfachen hundehalter" bezeichnen, doch etwas problematisch, um nicht zu sagen: Irrelevant.
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von fast 90 vorgestellten hunden sind drei oder vier "alltagstauglich", der rest gehört eingeschläfert, weil zu gefährlich, unberechenbar oder sonst wie schwer gestört. "- ich glaube, dies haben sie so geschrieben, oder?
Dass sie ihrem ärger über nicht ordnungemäß geführte und beaufsichtigte hunde luft machen wollen, ist für mich durchaus verständlich. Ich denke, sie hätten hier einige sympathisantinnen finden können, die ihnen in manchen punkten recht geben; zum beispiel dass manche verhaltensweisen von hundebesitzerinnen als fahrlässig zu bezeichnen sind und hier angesetzt werden sollte...
Mit abwertenden bezeichnungen "brut" zum beispiel, die hier klar hunde der besagten rasse als nutzlos und unwertes leben auszeichnen, haben sie logischerweise die besitzerinnen solcher tiere mitten ins herz getroffen. Und es handelt sich durchaus um eine form des rassismus, denn sie scheinen ihre abneigung auch nur auf bestimmte rassezugehörigkeiten zu beziehen. Insofern ist für mich der ihnen entgegengebrachte vorwurf verständlich.
Eine erkenntnisleitende, verständnisgetragene kommunikation kann durch abwertungen auch nicht mehr möglich sein- das dürfte ihnen schon bewusst sein. Insofern frage ich mich, ob der artikel dazu dienen soll eine art selbsterfüllende prophezeiung heraufzubeschwören: Ich ernte was ich säe und wundere mich darüber?
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nach meiner beobachtung ist ein großteil der kampfhundehalter psychopathisch veranlagt und genießt die furcht der leute."
wenn dies ihre beobachtung ist, so ist dies natürlich zu respektieren, wobei ich als psychologische beraterin einwenden darf, dass die formulierung "psychopathisch" von einem laien verwendet in der regel auch eine abwertung, im speziellen in diesem kontext darstellt.
Also: Gut provoziert, herr amon
sie haben aggression gesät und und scheinbar einiges davon geerntet- konnten ihre vorurteile damit nähren und fühlen sich vielleicht auch bestätigt in ihrer haltung.
Aber dabei sollten sie es vielleicht doch bewenden lassen, ein klein wenig inne halten und vielleicht auch über sich selbst reflektieren....
Wäre sicher auch interessant für sie, welche beobachtungen sie da machen können!
Beste grüße,
jambalaika