Ich habe vor einiger Zeit ein Doku im Fernsehen gesehen, da ging es um die deutschen Meisterschaften der Berufsschäfer.
90% der Hunde waren DSHs.
Also so ganz ohne kann es dann ja doch nicht sein.
Berufsschäfer sind unter den Hundehaltern dennoch eine absloute Minderheit, die allerwenigsten DSH wurden und werden zu Hütearbeiten eingesetzt.
Innerhalb Deutschlands gibt es einige Schäferhunderassen, die gewissermaßen deutsche Schäferhunde sind, aber keine DSH - Harzer Fuchs z.b. Viele Linien des DSH wird heute niemand mehr zum Hüten einsetzen, einige Arbeitslinien eignen sich bestimmt noch für diese Art des Einsatzes, aber die "breite Masse" der Schäferhunde nicht mehr - so wie beispielsweise kein Musher Showhuskies vor den Schlitten spannen wird und immer mehr auf Hounds ausweichen - weil sich Zuchtziele und potentielle Eigungen einzelner Rassen im Laufe der Jahre verändern.
Interessant wäre auch die Frage gewesen, warum gerade der DSH?
Der Weimaraner z.B. besitzt bis heute eine gewisse "Mannschärfe" und ist früher bewusst so gezüchtet worden, weil er eben nicht nur Jagdbegleiter sein sollte, sondern auch seinen Herrn gegen Wilderer verteidigen sollte.
Der große Münsterländer z.B. wurde nicht nur als Jagdhund genutzt, sondern auch als Hofhund, der Hab und Gut bewacht hat.
Nun, der DSH hat eine andere Geschichte als der Weimaraner, eine andere Lobby, der DSH mutierte zu einer Art Nationalhund - nicht zuletzt des Nationalsozialismus wegen (was heutzutage manche zu der seltsamen Annahme verleitet - Hitler mochte Schäferhunde, also müssen Schäferhunde böse sein... so cirka...), der Weimaraner war lange Jahre weniger "öffentlich zugänglich", auch durch die interne Regelung, dass solche Hunde hauptsächlich an Jäger abgegeben wurden, während der DSH weit früher ein "Allerweltshund" wurde und eine dementsprechend größere Population existiert - und ein mitunter zweifelhaftes Image, dass dann wiederum zweifelhafte Besitzer anlockt... Weimaraner wurden lange nur regional begrenzt gezüchtet, diese Hunde waren vielen Menschen völlig ubekannt, während der DSH gewissermaßen von Anbeginn der Rasseentstehung "im Rampenlicht stand".
Und Moooment, wenn du im Zusammenhang mit DSH und Weimaraner von "Mannschärfe" sprichst, dann suggerierst du an dieser Stelle, der Weimaraner (oder DSH) wär von Natur aus "mannscharf", was nicht stimmt.
Das stört mich insofern, als dass dieser Begriff in der Diskussion um "gefährliche" Hunde dauernd verwendet wird, ohne dass vielen bewusst ist, dass der Hund ja nicht von Geburt an mannscharf ist, sondern einiger seiner Verhaltensweisen sich in diese Richtung formen lassen.
Das funktioniert theoretisch aber mit jedem Hund, bei manchen Rassen halt eher - unter anderem weil es sich auch von ihrer Größe her "lohnt", sie "scharf" zu machen. Ein Rehpinscher kann mannscharf sein und höchst aggressiv, wird aber niemand ernst nehmen.
Beim Sportschutz geht es aber nicht um "Mannschärfe" (verwirrte Typen, die als Privatier scharfe Hunde wollen, wird`s immer geben), die ist manchen Bereichen der Diensthundeausbildung vorbehalten. Nicht jeder Polizeihund wird scharf gemacht. Die Ausbildung ist ja abhängig vom jeweiligen Einsatzgebiet.
Die Problematik bei allen Schutzausbildungsdiskussionen seh ich darin, dass gerade Leute, die wenig mit Hunden zu tun haben, aus solchen Threads herauslesen "diese Rassen, die da eingesetzt werden, sind gefährlich", was nur zu weiterer Hysterie führt und kynologische Nullnummern aka Politiker dazu veranlassen, an weiteren Rasselisten zu basteln.
Ich würd es so formulieren: es gibt Rassen, die sich eher für Schutzsport eignen, als andere. Es gibt Rassen bzw. Arbeitslinien dieser Rassen, die deutlich mehr Auslastung und Erziehung brauchen, als der OttoNormalhundebesitzer-Hängebauchdackel - für diese Hunde ist Schutzsport (NICHT ZIVILSCHUTZ! Zivilschutzausbildung ist auch in Österreich Diensthundeführern vorbehalten) eine Möglichkeit ihnen gerecht zu werden.
Dass es dubiose Schutzsportler gibt, bezweifle ich gar nicht - ich hab aber auch schon Agilitysportler erlebt, die diesen Sport aus zweifelhaften Motiven ausübten und ihre Hunde scheiße behandelt haben, ehrgeizzerfressene Windhundbesitzer, die ihre Hunde auf der Bahn verheizen, ich kenn Turnierreiter, die ihr Pferd als Sportgerät missbrauchen, zu sehr fragwürdigen Ausbildungsmethoden greifen und einen Ton drauf haben, dass mir ganz anders wird - sobald menschlicher Ehrgeiz, eine gewisse Form des Wettkampfs, des Sich-Messen-Wollens mit im Spiel ist, gibt es bei jeder Form des Sports mit Tier unschöne Auswüchse.
Wenn man ein Problem mit Schutzsport hat, dann soll man dort ansetzen - auch politisch gesehen.
Wenn jemand einen wirklich scharfen Hund will - den er in der Schutzhundausbildung aber nicht kriegt, eben weil Sport- nicht Zivilschutz ist, dann hat derjenige zig andere Möglichkeiten, dieses "Ziel" zu erreichen.
Das sind die gefährlichen und problematischen Hundebesitzer (auch hier gilt - der Hund wird als Mittel zum Zweck missbraucht - gefärhlich ist eher der Mensch, der den Hund so weit bringt, gefährlich tu werden) - gegen die soll vorgegangen werden, nicht gegen den Schutzsport ansich.
Ich bin der Meinung, in einem Bericht mal gesehen zu haben, dass in den USA der Weimaraner auch gerne als Schutzhund eingesetzt wird, wobei die Amis in diesem Bereich auch nicht so "reglementiert" sind, wie hier in Deutschland. In Deutschland ist es einer Privatperson verboten einen "scharfen" Hund zu führen und ich denke mit dieser Gesetzvorgabe kam die Änderung im VPG das Hunde nicht mehr über den Wehrtrieb, sondern über den Beutetrieb ausgebildet werden.
In Österreich ist es ebenso verboten als Privatperson einen scharfen Hund zu führen - wir reden hier einen ganzen Thread lang nur von Schutzausbildung, die über den Beutetrieb funktioniert. Und die sehe ich nicht per se als verwerflich.
In den USA wird alles was aggressiv schaut, als Schutzhund eingesetzt und jeder Vollspasti trainiert seinen Hund daheim im Hinterhof (sofern der Hund mal von der Kette darf) -und da läuft gewiss vieles nicht korrekt, ähnlich wie in Amerika tatsächlich ein "PitbullProblem" existiert - bzw. genauer gesagt, das Problem, dass nach wie vor Hunde geziehlt für Kämpfe gezüchtet werden und völlig inzuchtdegenerierte Linien existieren, wo Artgenossenunverträglichkeit der Hunde absolut erklärtes Zuchtziel ist und wo die Selektion noch immer durch Hundekämpfe erfolgt.
Trotzdem kann Hundehaltung und Zucht in Amerika maximal ansatzweise mit Österreich und Deutschland verglichen werden - die weltanschauliche und praktischen Unterschiede sind enorm.
Ich persönlich finde im Übrigen Weimaraner sehr viel beeindruckender als einen DSH.
Allerdings bin ich der Meinung, dass der Weimaraner z.B. lange nicht so kooperativ ist wie ein DSH es ist, er ist zwar kein Terrier oder Teckel, aber ein doch um einiges selbstständigerer Arbeiter wie ein DSH.
Ich habe da so ein nettes Schmankerl im Hinterkopf von einer Freundin die mit ihrem Rüden auf demselber DSH-Platz war auf dem auch ich meine Erfahrungen gemacht habe.