Zwang in der Hundeausbildung

wisst's was mich bei solchen diskussionen immer so anzipft? das alles eeeeendlos zerredet wird und im endeffekt dann zwetschken mit birnen verglichen. das ist sowas von mühsam und macht überhaupt keinen spass mehr. empfindet ihr das anders?

ein bisserl hausverstand, das kann doch alles nicht zuviel verlangt sein.

man muss doch immer differenzieren, wovon man redet. redet man davon einem junghund in einer entbehrlichen situation mit einem ohnehin nicht sattelfesten platz zu überfordern?
reden wir davon, für 1 punkt mehr auf einem turnier starkzwang einzusetzen?
reden wir davon einem wildem jungen hund abzugewöhnen, dass er kinder beim rennen in die beine beißt?
reden wir davon die hauskatze vorm gefressenwerden zu retten?

wovon reden wir???

in einer gefahrensituation ist jedes mittel rechtens und legitim, dass die gefahr abwehrt und das wurde hier glaub ich auch schon mehrmals geschrieben. also was soll das gerede um den heißen brei?
sollte mein hund die hauskatze fressen wollen, nehme ich ihn dann beim nackenfell. NA SELBSTVERSTÄNDLICH. dort oder bei jedem anderen teil, dass ich von ihm erwische. und unter umständen hat er sogar im reflex eine auf die rübe.

das wird doch bitte KEINER anders machen.
daraus jetzt aber abzuleiten, dass solche methoden prinzipiell ok sind, ist grundfalsch (siehe beispiel mit "ein punkt mehr im turnier).

(daher @ andreaJ muss man auch in die entgegengesetzte richtung denken. du hast deine tierheimhunde im kopf, die schlecht erzogen wurden und dafür büßen mussten. ich und vermutlich einige andere hunde hier, haben hunde im kopf, die tag für tag dafür büßen müssen, dass ihr hundeführer mit aversiven methoden "exaktheit" in sie reintrainiert.)

gehts jetzt aber darum einem hund eine übung abzuverlangen von der mir meine erfahrung als hundeführer (und ich werde mich doch zum teufel nicht dafür entschuldigen, dass diese recht groß ist) sagt, dass es für ihn zu früh ist, dann frage ich mich warum ich meine eigene dummheit mit unangenehmen konsequenzen für den hund verbinden soll.

jaja, ich hör's sooo oft... die hunde waren so weit und sie waren nur aufmüpfig. einen einzigen cent für jedes mal wo diese aussage gehört habe und ich wäre steinreich. so ein unsinn. kein hund der freudig ein kommando (mir ist das nicht zu militant) gelernt hat, verweigert es aus "aufmüpfigkeit", denn es ist ihm eine FREUDE. es macht ihm SPASS. das ist meine aufgabe als hundeführer - ihm diese freude zu vermitteln. das die interaktion mit mir lustiger ist, als das spielen mit dem kumpel oder das "festsaugen" an der wiese.
das ist doch auch nicht so schwer zu verstehen, finde ich zumindest.
die "aufmüpfigkeit", die ich in meinem dasein bisher bei hunden gesehen habe erfolgte deshalb, weil hundeführer immer meinte "hund kann das schon". dabei war die übung einfach noch nicht stabil. das braucht nunmal zeit. oder es wurde einfach dem hund kein "arbeitsfanatismus" vermittelt und daher waren ihm die übungen langweilig.


und wenn wir jetzt vom alltag reden, wirds subjektiv: die hunde, die ich von welpe an habe, sind selbstverständlich perfekt für MICH!!! denn ich habe sie mir so geformt, wie es für mich in unserem zusammenleben angenehm ist! klar, denn sie leben ja auch mit MIR zusammen.
war dazu "zwang" nötig? im sinne von aversiven methoden sicher nicht. im sinne von hartnäckig bleiben (sofa-beispiel) sicherlich und über "bereits ein halsband ist zwang" diskutiere ich erst gar nicht, weil der zugang für mich lächerlich ist.

wenn ich einen hund von kleinauf habe, ist das für MICH nunmal wirklich keine herausforderung ihn in die gewünschten bahnen zu lenken. für MICH. mein anton IST auch aus dem wildesten spiel jederzeit abrufbar. gewusst wie von kleinauf. aber ich arbeite seit 18 jahren aktiv mit hunden und weiß daher sehr gut, wie ich was bei meinem hund fördere oder in die richtigen bahnen lenke. wie soll man diese erfahrungen in ein paar postings rüberbringen? das geht nicht!

aber reden wir jetzt davon, dass jemand bereits einen erwachsenen hund übernimmt, muss man hier wieder differenzieren. und bei einem erwachsenen hund mit defiziten, reden wir schon wieder von etwas anderem.

solange in so einer diskussion von zwetschken und birnen gesprochen wird, ist sie doch sowieso sinnlos.



mittlerweile bin ich aber ziemlich verständnislos für eine gewollte "aneinander-vorbeirederei". das ist reine zeitvernichtung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Öh, also was mich betrifft, ich sah und sehe immer mehrere Seiten. Und, ich "arbeite" net mit Leckerlies. Das Leckerlie ist in den meisten Fällen ICH!
Mag blöd klingen, is aber so. Kylie stiehlt alle leckerlies aus allen Taschen!:eek: aber meine mag sie net, auch wenns dieselben sind. Mein Zuspruch ist ihr wohl wichtiger, was mich natürlich freut, aber net angenehm ist, wenn Mensch sich neben mir befindet mit ner Leckerlietasche, wo die lange Nase reinlangt und auch alles öffnen kann:eek:
Tscha, meine beiden Windis, sowohl meine erste, als auch meine zweite gaben und geben mir ständig Rätseln zur Aufgabe, doch ich finds auch schön, dadurch zu lernen. Wohl der Grund, weshalb ich Windi so mag, weil er trotz will to please, so gern alles in Frage stellt. Da lernt man ein Leben lang und dennoch ists so einfach darauf zu reagieren, hat man Hundis Charakter durchschaut (oder glaubt das).
Aber, Verbot und Aufgabe ist wieder so ne Begrifflichkeit....:D
 
:D Angel, so is das in einem Forum. Bereits vermutlich abgehakte Diskussionen werden wieder neu erwärmt, dúrch jeden neuen User, der dieses Thema wieder bringt. Is nun mal ein "täglich grüßt das Murmeltier" mit leichten Abwandlungen. ;)
Nur, jedem Neueínsteiger, jedem "neuen" Thema sollte trotzdem Gewicht beigemessen werden. Sonst wäre jedes posting sinnlos, sobald mal selbst dazu gepostet hat und seis, vor einem jahr;)
lg heidi, mit Eselsgeduld
 
jaja, ich weiß. die hunde waren so weit und sie waren nur aufmüpfig. einen einzigen cent für jedes mal wo diese aussage gehört habe und ich wäre steinreich. so ein unsinn. kein hund der freudig ein kommando (mir ist das nicht zu militant) gelernt hat, verweigert es aus "aufmüpfigkeit", denn es ist ihm eine FREUDE. es macht ihm SPASS. das ist meine aufgabe als hundeführer - ihm diese freude zu vermitteln. das die interaktion mit mir lustiger ist, als das spielen mit dem kumpel oder das "festsaugen" an der wiese.
das ist doch auch nicht so schwer zu verstehen, finde ich zumindest. oder habt ihr wirklich noch nie einen hund gesehen, dem richtig spass an der arbeit vermittelt wurde? das kann ich mir nicht vorstellen...

die "aufmüpfigkeit", die ich in meinem dasein bisher bei hunden gesehen habe erfolgte deshalb, weil hundeführer immer meinte "hund kann das schon". dabei war die übung einfach noch nicht stabil. das braucht nunmal zeit. oder es wurde einfach dem hund kein "arbeitsfanatismus" vermittelt und daher waren ihm die übungen langweilig. ja da hast du auf jeden fall recht. es ist nur leider nicht jeder gleich. ein mali hat diesen von dir geschilderten arbeitsfanatismus. in meinem beispiel: ein dobermann auch - bis zu einem gewissen grad! daher wird es im internet wo niemand mit seinem hund demonstrieren kann, was gerade jetzt damit gemeint ist, niemals eine zu 100% sinnvolle diskussion geben können, weil zu viele fragen offen bleiben in die zu viel reininterpretiert wird.


und wenn wir jetzt vom alltag reden, wirds subjektiv: die hunde, die ich von welpe an habe, sind selbstverständlich perfekt für MICH!!! denn ich habe sie mir so geformt, wie es für mich in unserem zusammenleben angenehm ist! war dazu "zwang" nötig? im sinne von aversiven methoden sicher nicht. im sinne von hartnäckig bleibe (sofa-beispiel) sicherlich und über "bereits ein halsband ist zwang" diskutiere ich erst gar nicht, weil der zugang für mich lächerlich ist.

wenn ich einen hund von kleinauf habe, ist das für MICH nunmal wirklich keine herausforderung ihn in die gewünschten bahnen zu lenken. für MICH. mein anton IST auch aus dem wildesten spiel jederzeit abrufbar. gewusst wie von kleinauf. aber ich arbeite seit 18 jahren aktiv mit hunden und weiß daher sehr gut, wie ich was bei meinem hund fördere oder in die richtigen bahnen lenke. wie soll man diese erfahrungen in ein paar postings rüberbringen? das geht nicht! eben ;)

aber reden wir jetzt davon, dass jemand bereits einen erwachsenen hund übernimmt, muss man hier wieder differenzieren. und bei einem erwachsenen hund mit defiziten, reden wir schon wieder von etwas anderem.

solange in so einer diskussion von zwetschken und birnen gesprochen wird, ist sie doch sowieso sinnlos. jepp

mittlerweile ziemlich verständnislose grüße für die meiner meinung nach gewollte "aneinander-vorbeirederei"

wenigstens unterscheidest du aber schon die "zwetschken" und "birnen" - sehr viele hier tun das nicht und genau das ist das problem und der grund, warum diese und jede weitere diskussion über dieses thema nichts nachhaltiges bringt!
 
Öh, also was mich betrifft, ich sah und sehe immer mehrere Seiten. Und, ich "arbeite" net mit Leckerlies.

kylie :rolleyes::D- du weißt doch dass hier nicht das leckerli das ausschlaggebende war sondern die belohnung bzw. bestätigung an sich. ich arbeite auch nicht mit leckerlis (außer beim apportieren).. ;)
 
Na jetzt kann sie es. Als sie damals liegen geblieben ist hab ich nicht lange gewartet, sondern das Kommando aufgelöst und mit ihr gespielt als wärs das erste Mal. Und seitdem sitzt es - egal welche Ablenkung rundherum passiert. Und das wichtigste - sie ist entspannt dabei.

Ja aber es ist auch klar warum - Du hast sie abliegen lassen und Du hast das Kommando aufgelöst - damit hatte Hund die Möglichkeit zu kapieren was Du überhaupt von ihm willst und ich denke Deine Freude im Anschluss war besser als jedes Leckerli...

Den Frust von Angel verstehe ich sehr gut und finds auch super geschrieben :) das ist ja das Problem an solchen Diskussionen ... aber ich schließe mich da Heidi an und sage man muss eben Geduld haben bis die Kompottpostings aufhören und das eigentliche Thema diskutiert werden kann.

Was man auch differenzieren sollte (aufgrund einiger Postings) ist dass Zwang in der Hundeausbildung nicht zwingend mit aversiven Methoden und Mitteln zu tun hat. Diese werden mM dann angewandt wenn der HF etwas überfordert mit der Erziehung seines Hundes ist oder die Panik hat nicht schnell genug weiterzukommen.

Was hier aber immer noch nicht definiert wurde ist: was ist eigentlich Zwang in der Hundeausbildung ....
 
:)nein, nicht nur von TH-Hunden, leider sind auch Hunde dabei, die von klein an bei ihren Leuten waren und sich durch nicht erziehen zu gefährlichen Hunden entwickelten....wir sind übrigens eine Hundehochburg, wo bald bei jedem Haus ein Hund hockt..und der Großteil ist nicht erzogen, seuftz...aber einer der Hunde von denen ich spreche sitzt jetzt wieder im TH, wobei ich sage, ein Segen für den Hund, so hat er die Chance einen besseren Platz zu bekommen...

Zum Thema selber....es ist das 1. Mal, das hier herinnen von den sogenannten Wattebäuschlern offen geschrieben wird, ja in bestimmten Situationen setze ich aversive Methoden ein.....bis jetzt habe ich immer nur den großen Aufschrei gelesen, wenn einer auch nur im Ansatz gezeigt hat, das er das tun könnte....

Und damit bin ich schon sehr zufrieden, den das kann ich glauben und akzeptieren :)
 
Was hier aber immer noch nicht definiert wurde ist: was ist eigentlich Zwang in der Hundeausbildung ....

Zwang in der Hundeausbildung fängt für mich schon damit an, wenn man seinen Hund auf den Hundeplatz schleppt, obwohl er da sichtlich Stress hat und sich nicht wohl fühlt...
Zwang muss ja nicht körperlich sein, es gibt ja auch den seelischen Zwang, der oft noch schlimmer ist, für ein Tier..

Bei meinen Agi-Tunieren, gab es i eine Frau mit einem Hund, der sehr deutlich gezeigt hat, naja ich mach halt den Pakour, aber Spaß macht es mir nicht, sowas ist für mich schon gezwungen und Zwang...
Muss ich mit einem Hund Agility machen, wenn es ihm nicht taugt..:confused:
würde ich nie tun....

naja....jetzt zwing ich meine mal zu einer Runde schwimmen im See:D
 
Gut, wenn wir uns also dahingehend einigen können, dass es um "Zwang" in der Hundeschule geht, kann ich ein klares Statement dazu abgeben.

Beispiel Hindernis "Wand" beim Gerätetraining: Wir stellen die Wand ganz flach und führen die Hunde hin. Allein fürs "Wand anschauen" gibts Belohnungen. Wagt der Hund einen Schritt drauf, wird er wieder gelobt und belohnt - und sofort wieder runtergelockt, mit freundlicher Stimme und einladender Körperhaltung.

Manche machen gleich mal ein paar Schritte rauf - die muss man besonders gut beobachten und kurz bevor sie der Mut verlässt, werden sie wieder runtergelockt. So lang (und wenns ein paar Kurseinheiten dauert, da wir ja nicht mehr als drei Wiederholungen pro Übung machen), bis der Hund ganz, ganz dringend die Wand erklimmen will und irgendwann wird es ihm dann "erlaubt" - allerdings mit Kurzstopp auf der höchsten Stelle, um "die Welt mal von oben zu betrachten und sich richtig groß dabei zu fühlen".

Ich halte gar nix davon, den Hund drüberzulocken, oder an straffer Leine drüberzuführen - DAS wäre bei mir bereits Zwang in der Hundeausbildung.

Dieses Beispiel kann man auf alle unsere Übungen umlegen und ich schwöre - auf diese Art hats noch jeder Hund gelernt und sich dabei sehr wohl gefühlt (die Menschen übrigens auch...)

LG
Ulli
 
Ist Erziehung nicht immer Zwang?

Ich zwinge den Hund das zu tun, was ich für richtig halte und nicht was er tun möchte. Zwang beginnt beim Anlegen des Halsbands in meinen Augen.

Ich denke einfach mal, dass viele Leute Zwang und Gewalt unreflexiert in einen Topf werfen.
Zwang gehört für mich zur Erziehung dazu, denn ohne ihn schafft man keine Konsequenz.
Gewalt hingegen hat in der Erziehung nichts verloren.
 
Statements für die WUFF-Artikelserie ab 9/2009 erbeten!

Zwang in der Hundeausbildung fängt für mich schon damit an, wenn man seinen Hund auf den Hundeplatz schleppt, obwohl er da sichtlich Stress hat und sich nicht wohl fühlt...
See:D

Ich denke, dass man in der Diskussion einige Begriffe klar definieren und unterscheiden muss und sich auf einen gemeinsamen Nenner der Definition verständigen. Dann wird man sehen, dass manche unterschiedliche Meinung so unterschiedlich nicht ist, sondern sich auf unterschiedlich verstandene Begriffe oder auf unterschiedliche Situationen bezieht.

1. Es ist wirklich die Frage, was als "Zwang" bezeichnet wird.
2. Um welche konkreten Situationen geht es?
3. Lerntheorie und Verhältnismäßigkeit der Mittel.


ad 1) Wenn Zwang lt. einer gängigen Definition die Einschränkung von Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit ist, dann ist bspw. das Platzlegen meines Hundes Zwang. Auch wenn er es (hoffentlich) mit positiver Motivation gelernt hat. Wenn ein Hund gerne zu einem anderen laufen möchte, ich ihm das aber verbiete, indem ich ihn Sitz machen lasse, dann ist das definitionsgemäß Zwang, auch wenn der Hund (gerne) gehorcht. Denn lieber als Sitz würde er gerne etwas anderes machen, das ich ihm aber nicht erlaube.
Ist es Zwang, wenn wir bei unseren Hunden bestimmen, wann sie gefüttert werden, dass wir verhindern, dass sich sich - für uns unerwünscht - fortpflanzen bzw. als Züchter ihre Fortpflanzung kontrollieren? Dass wir Zeitpunkt, Art und Dauer ihres Auslaufs und anderer Tätigkeiten bestimmen usw.
Überlegen wir uns, wie Erziehung von Kindern abläuft. Kindern - und Hunden - fehlt in vielem die Einsicht. Müssen wir daher nicht manchmal gegen den Willen des Kindes (oder des Hundes) etwas tun, weil wir es für das Bessere halten und damit also seine Entscheidungs- und Handlungsfreiheit einschränken?
Also so einfach ist das mit dem Zwang wirklich nicht.
Was ist jetzt wirklich Zwang, oder wie weit ist Zwang akzeptierbar?

ad 2) Reden wir von einer normalen Ausbildung, also davon, einem Hund Sitz, Platz etc. beizubringen? Oder reden wir von der Korrektur eines problematischen, ja (für Mensch und/oder Hund) gefährlichen Verhaltens? Ist das Ausbildungskonzept für einen echten Problemhund, der aufgrund mehrerer schwerer Beißattacken im Tierheim vor der Einschläferung steht oder für einen Hund mit ausgeprägtem Jagdverhalten, bei dem der örtliche Jäger nur mehr darauf wartet, das Tier vor sein Gewehr zu bekommen (wenn es nicht vorher im Straßenverkehr verletzt oder getötet wird) grundsätzlich dasselbe wie für das Beibringen von Sitz und Platz? Ist also jeder "Fall" ident zu behandeln und es gibt ein Idealrezept für alle Hunde in allen Situationen?

ad 3) Geht es nicht - gerade auch im Blick auf die Kindererziehung und die Psychologie/Lerntheorie - um die Verhältnismäßigkeit im Mitteleinsatz? Gibt es einen Unterschied darin, einem Hund etwas anlernen zu wollen (Sitz, Platz - übrigens nicht weil Wuffi es will, sondern weil ICH es will) oder ein für den Hund und/oder Menschen gefährliches Fehlverhalten abzugewöhnen bzw. es durch ein anderes Verhalten zu ersetzen?

Ich bereite gerade meine "Moderation" für die neue Diskussions-Serie über "Zwang in der Hundeausbildung" ab der kommenden WUFF-Ausgabe vor - und bin daher an BITTE KURZEN UND KOMPRIMIERT FORMULIERTEN Statements von Forum-Usern interessiert. Da ich manche Aussagen auch in WUFF zitieren werde, BRAUCHE ICH UNBEDINGT Vornamen, Namen, PLZ und Ort, ev. auch ein kurzer Hinweis auf die Hundeerfahrung. Bitte mail an mosser@wuff.at Unter Betreff bitte nur das Wort Zwangsdiskussion. Danke und liebe Grüße! Hans Mosser
 
1. Zwang steht in der Verhaltenssteuerung an letzter Stelle

2. Zwang darf nie als Strafe sondern ausschließlich als Verhaltenskorrektur angesehen werden

3. Schläge, Tritte, Stöße sind keine Zwangseinwirkung sondern primitive und schädliche Brutalität (sozialer Vertrauensbruch)

4. Zwang darf nur vorübergehend eingesetzt werden. Wird Zwang zu einer Dauermaßnahme, verfehlt er sein Ziel und sollte eingestellt werden.

5. Zwang muss in seiner Art und Weise individuell auf das Nervensystem des betroffenen Hundes abgestimmt sein (nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen)

6. Zwang darf niemals unter emotionalen Gesichtspunkten geschehen (Wut, Zorn) sonst kommt es schnell zur Überdosis.

7. Zwang muss im Ergebnis die Lebensqualität des Hundes verbessern können (Beispiel: mehr Freiraum).

8. Zwang muss im Ergebnis zu erwartenden Schaden für den Hund und seine Umwelt verhindern (Beispiel: wildernder Hund im Bereich einer stark befahrenen Straße).

9. Zwangseinwirkungen müssen immer in einem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang zum unerwünschten Verhalten stehen sonst sind sie nutzlos.

10. Zwang darf nie zur ausschließlichen persönlichen Bereicherung (Beispiel: finanzieller oder sportlicher Ehrgeiz) eingesetzt werden.

Dann stell ich mal - nachdem dieser Thread ja einen engen Kontext mit Baumann hat seine "10 Gebote" zum Thema Zwang in der Hundeerziehung hier rein ... so quasi als weiteren Input.

Ich persönlich stimme mit einigen aber nicht allen der Gebote überein ... würde mich interessieren wie ihr das seht ....
 
@Snuffi

mich würde interessieren, mit welchem Gebot Du nicht einverstanden bist, denn es steht ja nirgendwo, dass dieser Zwang eingesetzt werden muss, sondern nur wann er, sollten andere Mittel versagen, eingesetzt werden darf. Und daran kann ich nix anstößiges finden.
Wobei ich sagen muss, ich kenne Baumann nicht und weiß nicht wie er real arbeitet. Vielleicht sieht die Sache für mich dann anders aus.
 
Was ist Zwang, diese Definition ist wohl für jeden Menschen anders.
Kein Zwang ist für mich, ein Lebewesen so auf sein Leben vorzubereiten, dass es die größtmögliche Sicherheit und Freiheit zu erwarten hat. Ein Lebewesen so zu erziehen, dass es mit der Umwelt, den Mitmenschen, den Gegebenheiten, die ich bei einem Tier für immer, für ein Kind bis ins Erwachsensein vorgeben muß, zurecht kommt.
Zwang ist für mich psychischer und physischer Druck, der meiner Eitelkeit dient.
Gewalt beginnt wo Wissen aufhört.
 
Für mich schließen das Wort "Zwang" und das Wort "Ausbildung" einander aus, sofern der Zweck der Ausbildung die Bildung eines Mensch-Hund-Teams ist. Soll der Hund allerdings ein Spiegelbild der menschlichen Eitelkeiten, oder gar eine Ego-Prothese darstellen, denk ich, wird man, allein schon auf Grund einschlägiger Charakterzüge auf Zwang nicht verzichten können. Allerdings geb ich zu, dass mir allein das Wort "Zwang" schon Unbehagen bereitet....

Jagende Hunde an der Schleppleine, oder durch Hundekämpfe verdorbene, bedauernswerte Kreaturen, mehrfach gesichert, um andere Tiere zu schützen, einmal ausgenommen.
 
@Snuffi

mich würde interessieren, mit welchem Gebot Du nicht einverstanden bist, denn es steht ja nirgendwo, dass dieser Zwang eingesetzt werden muss, sondern nur wann er, sollten andere Mittel versagen, eingesetzt werden darf. Und daran kann ich nix anstößiges finden.
Wobei ich sagen muss, ich kenne Baumann nicht und weiß nicht wie er real arbeitet. Vielleicht sieht die Sache für mich dann anders aus.

Dazu zitiere ich mich mal selbst mit dem Baumann-Geboten sonst muss ich nochmal alles abschreiben... ich mach die wo ich einverstanden bin einfach rot.

1. Zwang steht in der Verhaltenssteuerung an letzter Stelle

2. Zwang darf nie als Strafe sondern ausschließlich als Verhaltenskorrektur angesehen werden

Wobei mit Vorbehalt ... denn das verleitet sehr dazu dass Zwang in die Erziehung integriert wird ...

3. Schläge, Tritte, Stöße sind keine Zwangseinwirkung sondern primitive und schädliche Brutalität (sozialer Vertrauensbruch)

4. Zwang darf nur vorübergehend eingesetzt werden. Wird Zwang zu einer Dauermaßnahme, verfehlt er sein Ziel und sollte eingestellt werden.

Vorübergehend und wohldosiert ... und als letztes Mittel

5. Zwang muss in seiner Art und Weise individuell auf das Nervensystem des betroffenen Hundes abgestimmt sein (nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen)

Ich finde nicht nur auf den Hund sondern auch auf den HB auf die Situation, auf das Ziel - da gibts mehrere Faktoren. Da ist für mich die Definition nicht ausreichend weil sie eine riesige Hintertür für Gewalt und Starkzwang offen läßt.

6. Zwang darf niemals unter emotionalen Gesichtspunkten geschehen (Wut, Zorn) sonst kommt es schnell zur Überdosis.

7. Zwang muss im Ergebnis die Lebensqualität des Hundes verbessern können (Beispiel: mehr Freiraum).

8. Zwang muss im Ergebnis zu erwartenden Schaden für den Hund und seine Umwelt verhindern (Beispiel: wildernder Hund im Bereich einer stark befahrenen Straße).

9. Zwangseinwirkungen müssen immer in einem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang zum unerwünschten Verhalten stehen sonst sind sie nutzlos.

10. Zwang darf nie zur ausschließlichen persönlichen Bereicherung (Beispiel: finanzieller oder sportlicher Ehrgeiz) eingesetzt werden.

Beim letzten würde ich weiter gehen ... ich würde da eher sagen gar nicht. Hundesport wenn Hund und HB dazu geeignet sind ja super aber sonst nein. Nur da fehlt mir der sportliche Ehrgeiz ...
 
Für mich schließen das Wort "Zwang" und das Wort "Ausbildung" einander aus, sofern der Zweck der Ausbildung die Bildung eines Mensch-Hund-Teams ist. Soll der Hund allerdings ein Spiegelbild der menschlichen Eitelkeiten, oder gar eine Ego-Prothese darstellen, denk ich, wird man, allein schon auf Grund einschlägiger Charakterzüge auf Zwang nicht verzichten können. Allerdings geb ich zu, dass mir allein das Wort "Zwang" schon Unbehagen bereitet....

Jagende Hunde an der Schleppleine, oder durch Hundekämpfe verdorbene, bedauernswerte Kreaturen, mehrfach gesichert, um andere Tiere zu schützen, einmal ausgenommen.

shonka du interpretierst in hundesport ausschließlich folgendes rein: wer mehr möchte hat einen fehler beim ego und benutzt daher seinen hund um dieses aufzupolieren.
liege ich da falsch? ich glaube nicht.

das ist blödsinn. nicht jeder hund ist gleich - wie schon mehrfach erwähnt. der eine ist wie gesagt mit ein bisschen herumlaufen und ein zwei übungen am platz zufrieden der andere fordert und fordert. und wenn wir als team nun so gut sind, dass wir die eine oder andere prüfung auch bestehen können, warum nicht?????? was ist so schlecht daran?

als beispiel meine athena: als ich mit ihr im grundkurs übte, war sie unkonzentriert, unaufmerksam und sehr "störrisch". der trainer meinte "ein schwieriger fall"...

kein schwieriger fall wie sich herausstellte, sondern ein hund der arbeiten möchte und nicht stundenlang sitzen, weil der trainer permanent seinen senf dazu gibt - kurs abgebrochen und angefangen selbst in kleinsten aber intensiven einheiten zu trainieren - siehe da: athena war voll dabei, keine konzentrationsprobleme mehr und hatte richtig spaß dran. ich merke auch, wenn wir mal 2,3 tage nichts machen, wird sie richtig unausgeglichen.

wenn du mich nun arbeiten siehst, würdest du sofort behaupten: eine die ihr ego poliert mit dem hund... ohne zu hinterfragen warum, weshalb, wieso?!

was ich damit sagen will: zuerst hinter die kulissen blicken (in erster linie aber OFFEN dafür sein) und dann erst urteile bilden!! ich finde es sehr schade wenn man sich anderen möglichkeiten gegenüber völlig verschließt, trotzdem aber schlecht darüber urteilt!

ansonsten bin ich wieder bei andreaj: ich finde es auch toll, dass auch die "verfechter der modernen erziehung" offener werden und dazu stehen, dass - ich sag mal - nicht jede situation mit "moderner erziehung" zu lösen ist!

zum thema wo fängt zwang an: wie heur schon gesagt hat: beim anlegen des halsbandes!!
 
Für mich schließen das Wort "Zwang" und das Wort "Ausbildung" einander aus, sofern der Zweck der Ausbildung die Bildung eines Mensch-Hund-Teams ist. Soll der Hund allerdings ein Spiegelbild der menschlichen Eitelkeiten, oder gar eine Ego-Prothese darstellen, denk ich, wird man, allein schon auf Grund einschlägiger Charakterzüge auf Zwang nicht verzichten können. Allerdings geb ich zu, dass mir allein das Wort "Zwang" schon Unbehagen bereitet....

Jagende Hunde an der Schleppleine, oder durch Hundekämpfe verdorbene, bedauernswerte Kreaturen, mehrfach gesichert, um andere Tiere zu schützen, einmal ausgenommen.

Da kommts eben wirklich auf die Definition des Begriffes "Zwang" an - nur so wie Du es schreibst Ulli wäre der einzig lebbare Zustand für Dich dann zwangsweise Anarchie - ein Leben ohne Regeln und Zwänge gibts weder für Mensch noch Tier. Selbst beim "freien" Wolf gibt die Natur die Zwänge vor.

Beim durch Hundekämpfe verdorbenen Hund kann ich Dir zB aus Eigenerfahrung sagen dass es für den Hund besser ist ihn Zwang zu unterwerfen mit dem Ziel ihn auch wieder mal frei laufen lassen zu können ohne dass er seine Umgebung auffrißt. Das kann ich Dir aus gelebter Praxis sagen. Diese Resozialisierung war eine wilde Mischung aus allen Methoden aber mit dem Ergebnis dass ein als unsozialisierbar abgeschobener Hund wieder frei mit anderen Hunden laufen konnte und heute noch zufrieden in eine kleinen Meute lebt.

Ich finde das Posting von Herrn Mosser sehr gut - weils eben darauf hinweist dass man differenzieren muss.

@ulli - Du wendest ja auch Zwang an (nennst es vielleicht anders weil Du mit dem Begriff ein persönliches Problem hast) - ich denke um einen gewissen Zwang kommt man in der Hundeerziehung nicht herum.

Nur - natürlich ist der Zwang beim Dienst-oder Sporthund ein anderer als beim Alltagshund. Leistung muss schneller erzielt werden, auf etwaige Schwächen des HB oder Hundes wird weniger Rücksicht genommen - das würde ich nicht mehr als Zwang sondern bereits als Starkzwang definieren - eben um eine Differenzierung zu erreichen. Und selbst im Hundesport gibts mM einige wenige die ihren Hund ohne Starkzwang arbeiten und auch damit beste Leistungen erzielen - nur da muss es ein sehr gutes Team sein.
 
Diesen Aussagen kann ich mich nur anschließen .

Ist Erziehung nicht immer Zwang?

Ich zwinge den Hund das zu tun, was ich für richtig halte und nicht was er tun möchte. Zwang beginnt beim Anlegen des Halsbands in meinen Augen.

Ich denke einfach mal, dass viele Leute Zwang und Gewalt unreflexiert in einen Topf werfen.
Zwang gehört für mich zur Erziehung dazu, denn ohne ihn schafft man keine Konsequenz.
Gewalt hingegen hat in der Erziehung nichts verloren.

@Snuffi

mich würde interessieren, mit welchem Gebot Du nicht einverstanden bist, denn es steht ja nirgendwo, dass dieser Zwang eingesetzt werden muss, sondern nur wann er, sollten andere Mittel versagen, eingesetzt werden darf. Und daran kann ich nix anstößiges finden.
Wobei ich sagen muss, ich kenne Baumann nicht und weiß nicht wie er real arbeitet. Vielleicht sieht die Sache für mich dann anders aus.

Was ist Zwang, diese Definition ist wohl für jeden Menschen anders.
Kein Zwang ist für mich, ein Lebewesen so auf sein Leben vorzubereiten, dass es die größtmögliche Sicherheit und Freiheit zu erwarten hat. Ein Lebewesen so zu erziehen, dass es mit der Umwelt, den Mitmenschen, den Gegebenheiten, die ich bei einem Tier für immer, für ein Kind bis ins Erwachsensein vorgeben muß, zurecht kommt.

Gewalt beginnt wo Wissen aufhört.
Wobei man aber das Wort " Gewalt " auch deffinieren muß . Man muß zb Gewalt anwenden um den Hund von etwas ungewollten ( Beißen ) abzuhalten . Diese Art von Gewalt , bedeutet aber nicht das man den Hund Würgt - Tritt - Schlägt oder sonst misshandelt .

Für mich schließen das Wort "Zwang" und das Wort "Ausbildung" einander aus, sofern der Zweck der Ausbildung die Bildung eines Mensch-Hund-Teams ist. Soll der Hund allerdings ein Spiegelbild der menschlichen Eitelkeiten, oder gar eine Ego-Prothese darstellen, denk ich, wird man, allein schon auf Grund einschlägiger Charakterzüge auf Zwang nicht verzichten können. Allerdings geb ich zu, dass mir allein das Wort "Zwang" schon Unbehagen bereitet....

Jagende Hunde an der Schleppleine, oder durch Hundekämpfe verdorbene, bedauernswerte Kreaturen, mehrfach gesichert, um andere Tiere zu schützen, einmal ausgenommen.


MMn wird das Thema " Zwang " oder " Gewalt " immer ein Reitz bzw Streit-Thema sein , da bei der jeweiligen Person ein anderes Bild dann im Kopf abläuft . Da hat man dann ein Bild vor Augen , woo ein HB seinen Hund derb misshandelt . Dabei hat dieser aber womöglich nur ein Zupferl an der Leine gemacht .
Allerdings geb ich zu, dass mir allein das Wort "Zwang" schon Unbehagen bereitet....
Wem nicht . !!! Sicher ist die weiche einfühlsame Methode die bessere .;)

LG . Josef
 
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