Für mich wäre es überhaupt keine Frage, dass ich versuchen würde, das Kind zuerst zu retten, denn ich könnte nicht damit fertig werden, wenn ich ein Kind sterben ließ, obwohl ich es retten hätte können - vorausgesetzt, ich wäre nicht vor Schreck so erstarrt, dass ich nicht handeln konnte. Oder es wäre ein reißender Fluss, aus dem es für mich dann auch kein Entkommen gäbe. Ansonsten - schwimmen kann ich sehr gut, etwas Anderes wäre es mit Feuer oder nach einem Unfall mit viel Blut. Aber auch
in dem Fall würde ich mich hassen, wenn ich aus Feigheit nicht das Richtige getan hätte.
Meinen Hund liebe ich sehr, auch alle, die vorher in meinem Leben waren, ich gebe es offen zu - auch für mich ist mein Hund irgendwie "mein Kind". Aber ich würde es - jetzt ganz persönlich für mich - für frevelhaft und verwerflich finden, wenn ich meinen Hund einem hilflosen Kind vorziehe.
Außerdem denke ich, dass wirklich der Hund die bessere Chance hat, sich selbst zu retten. Jemand von euch hat geschrieben: jeder Hund kann schwimmen. und: der Instinkt des Hundes hilft ihm. Dem stimme ich zu, doch glaube ich aus eigener Erfahrung mit unserem vorigen Hund, dass man da trotzdem etwas nachhelfen muss. Er war "potschad" und ist in unseren Schwimmteich gefallen, weil er aus Übermut einem Schmetterling oder Libelle, was auch immer, nachgesprungen ist. Er war gern im und am Wasser, aber wenns so tief war, dass er nicht mehr stehen konnte, wars vorbei, schwimmen war nicht seins. Er hat damals instinktiv zu schwimmen begonnen, nur wollte er an der gleichen Stelle wieder heraus, wo er reingefallen war, unbedingt und voll Panik. Dort war es aber zu hoch und zu glatt. Wir haben Stufen in diesem Teich, die er kannte, weil er dort oft bis zur Brust hineingegangen ist, aber in dem Moment der Panik hat er das alles vergessen. Ich war bereit, in voller Montur reinzuspringen, habe aber trotzdem versucht, ihm zu zeigen, wo der Ausweg ist, und er hats geschafft. Danach war ich trotzdem waschelnass, als wenn ich gesprungen wäre ....
Das war jetzt nicht zum Thema Entscheidung, sondern was den Instinkt betrifft.
Zum Glück war ich auch noch nie in so einer Situation und hoffe, wie wahrscheinlich alle von uns, das nie zu erleben. Aber ich würde auf jeden Fall das Kind schnappen und versuchen, meinen Hund mit Zurufen und Locken und den Weg zeigen in Sicherheit zu bringen.
Wenn man das jetzt erweitert und sagt, wie wäre es, wenn das ein Erwachsener ist? Ja, ich bin mir ziemlich sicher, auch dann würde ich den Menschen rausholen, wenn es geht, und wenn ich ihm eine über den Schädel geben müsste, damit er sich helfen lässt. Meinen Hund - wie zuvor. Wenn ich nachher erfahren müsste, dass das ein Alkoholiker o.ä. ist, der sich selbst in Gefahr mutwillig in Gefahr gebracht hat, oder gar ein Verbrecher, dann wäre "stinksauer" kein Ausdruck dafür, wenn mein Hund deswegen sterben musste. In meinen Gedanken würde derjenige tausend qualvolle Tode sterben.
Nicht umsonst müssen Helfer bei Katastrophen seelisch betreut werden, weil sie so viel Leid sehen und nicht alle retten können. Und versuchen, auch die zu retten, die es eigentlich gar nicht verdient haben, sei es, zu egoistisch oder zu blöd, um aufs Wetter zu achten, oder was auch immer.
Momentan geht mir ja so gar nicht diese "Mutter" aus dem Kopf, die die Wohnung angezündet hat, selbst gerettet wurde, aber die Kinder verrecken hat lassen.
So etwas weiß man eben nicht in dem Moment, wo es drauf ankommt, Hilfe zu leisten. Deswegen oder trotzdem wäre für mich der Mensch immer zuerst dran.
Nochwas (ich weiß schon, wenn ich mal was schreibe, ist es immer zu lang): ein paar haben geschriében: wozu dieser Thread, bringt ja nix, alles nur Theorie, wem passiert so etwas schon ...
Ich finde dieses Thema sehr interessant, weil es einen zum Nachdenken bringt, man Erkenntnisse über sich selbst gewinnt und außerdem durch die Auseinandersetzuing mit diesem Thema vielleicht wirklich besser für den Fall der Fälle besser vorbereitet ist.
LG Eva