Hiermit verabschiede ich mich aus diesem Forum. Ich möchte mich bei allen, bei wirklich allen, die sich an Diskussion, Beschimpfung, Belehrung etc. in allen Schattierungen (von freundlich herablassend bis aggressiv zubeißend) beteiligt haben, herzlichst bedanken. Es war ein spannendes verlängertes Wochenende für mich, aber jetzt muß ich mich wieder wirklich wichtigen Dingen zuwenden.
Ich danke sowohl jenen, die versucht haben, mir zur Hilfe zu kommen, als auch jenen, die meine Meinung (und teilweise auch mich als Person) heftig bekämpft haben. Sogar - um nur einen Namen zu nennen - bei Herrn Pollak möchte ich mich bedanken, auch wenn er mich einen "Schmierfink" genannt hat. Und bei Herrn Sticha für sein "Groschenromane". Danke! Groschenromane haben Generationen von Menschen Trost und Hilfe gespendet. (Daß Herr Sticha sich mit dieser Bezeichnung nicht gerade in Übereinstimmung mit Literaturexperten befindet, liegt wohl daran, daß er von Literatur soviel versteht, wie er mir unterstellt, von Hunden zu verstehen.)
Sie alle hier haben mir tiefe Einblicke gewährt. Ich verstehe jetzt besser, wie Leute ticken, die sich bestimmte Hunderassen halten. Und mir ist klar geworden, daß man die nicht einfach alle in die Schublade "Psychopathen" schieben kann. Die psychischen Indisponiertheiten, die zur Haltung bestimmter Hunde führen, sind differnzierter. Und der Rest, das sind nicht einfach - wie in meinem Kommentar vermutet - Ahnungslose. Nein, da gibt es ein breites Spektrum von Motiven - Ahnungslosigkeit ist nur eines davon. An der Liste, was da neben materiellen Interessen und Ahnungslosigkeit noch anzuführen wäre, muß ich noch arbeiten. Da bin ich mit meinen abschließenden Überlegungen noch nicht fertig.
Ich habe wissentlich sehr provokant und hart diskutiert. Einerseits, weil man den eigenen Standpunkt am besten im gegenerischen "Dauerfeuer" auf seine Tragfähigkeit überprüfen kann. Andererseits, weil manche ihre wahren Standpunkte erst äußern, wenn die Diskussion sich polarisiert.
Was mich wirklich erstaunt und überrascht hat war, daß es auch im Bereich der Hundehalter beinahe sektenhaft argumentierende Menschen gibt. Ich durfte Diskussionshaltungen kennenlernen, wie ich sie sonst nur von Inquisitoren der röm-kath. Kirche oder eben von Sektenmitgliedern kenne: wer anders denkt, kann gar nicht Recht haben, nichteinmal im Ansatz.
Auch für diese Erfahrung bin ich dankbar.
Einige (leider nur wenige) Mitdiskutanten hier im Forum haben in der Tat ein paar Einwände vorgebracht, über die nachzudenken sich lohnt. Auch unter den Mailings direkt an mich (an diesem Forum vorbei) fand ich neben ziemlich schlimmem, meist rechtsradikalem Schmutz, ein paar durchaus ernstzunehmende Wortmeldungen.
Ich selbst glaube grundsätzlich nie an die EINE Maßnahme, die alle Probleme löst (gegenüber der einen, alleinseligmachenden und alle Probleme beseitigeden Lösung bin ich immer schon skeptisch gewesen). Das Kampfhund-Problem ist in der Tat wesentlich vielschichtiger, als man es in einem räumlich knappen Kommentar darstellen kann. Im Rahmen der paar Tausend Zeichen, die einem zur Verfügung stehen, kann man notgedrungen nur ein paar Aspekte, die man für zentral hält, behandeln. Für einen mehrseitigen Kommentar, in dem man viele Aspekte behandeln und besprechen kann, fehlt im heutigen Pressewesen einfach der Platz.
Die Frage, wie das nun mit der Gefährlichkeit von Schäferhunden wirklich ist, ist in der Tat nochmals zu stellen. Leider ist auch hier - wie in vielen Bereichen - das vorliegende Material so gut wie unbrauchbar. Auch die Tötungszahlen, die hier durch das Forum geistern, sind nicht konsistent. Die einen sprechen von 1,9 pro Jahr (in Deutschland), andere von 3,2. Zwei Zahlen, auf die auch ich bei meinen Recherchen gestoßen bin. Ich fand aber auch Berichte, in denen von einer großen Dunkelziffer ausgegangen wird, weil nicht alle Vorfälle gemeldet werden. Überprüfbar ist nichts davon. Genau das meine ich, wenn ich der Kynologie, so wie sie hier von einigen betrieben wird, jedwede Wissenschaftlichkeit abspreche.
Eine der Erkenntnisse daraus: mehr Geld für wissenschaftliche Forschung nach wissenschaftlichen Methoden, damit Zurückdrängung bzw. Verdrängung all der Hobby-Kynologen, die sich zu Obergurus aufspielen können, weil es keine anerkannten Wissenschafter gibt, die für die Einhaltung von Mindestnormen an Wissenschaftlichkeit sorgen. Gäbe es nämlich solche halbwegs unumstrittenen Normen, täten sich "Schmierfinken" wie ich leichter bei der Recherche ihrer "Hetzartikel".
Manches, was ich hier gefunden habe, ist wirklich grenzwertig. Die Einschläferung eines Hundes, der ein Kind getötet hat, als "Todesstrafe für Hunde" zu bezeichnen, ist schon sehr jenseits. Noch jenseitiger nurmehr der Vergleich (auch hier im Forum zu finden), wo jemand meint, er würde ja sein Kind auch nicht töten, wenn es den Hund umgebracht hat. Da findet wirklich eine Verschiebung aller Maßstäbe statt. Auch das Hantieren mit Begriffen wie Holocaust oder Rassismus verstößt gegen alle Grundsätze der Verhältnismäßigkeit. Das mag im Interesse manch rechtsradikaler Poster sein, aber hier sollte mal ein Moderator eingreifen, bevor das Forum in manchen Bereichen zum Tummelplatz zwielichtiger Figuren des äußersten rechten politischen Randes wird.
Was mich noch überrascht hat: die unglaubliche Vehemenz, mit der hier Kampfhunde-Halter ihre Interessen vertreten und Solidarität einfordern, selbst aber keine Solidarität ausüben. Ich habe nichts gefunden, wo irgendjemand Solidarität geübt hätte mit den unter völlig absurden Vorwürfen von der österr. Staatsanwaltschaft verfolgten Tierschützern, die man sogar mehrere Monate eingesperrt hatte - und das nach dem Mafia-Paragraphen. Hier herrscht offenbar eine ziemlich starke, geistige Engführung vor. (Man muß diese Tierschützer nicht sympathisch finden, aber die hätten sich ein paar ordentliche Kampfpostings wirklich verdient gehabt.) Sollte ich es bloß übersehen haben, dann bitte um Entschuldigung, die Suchfunktion hier hat scheinbar ein paar Mucken.
Ich bin überzeugt davon, daß die Diskussion darüber, wie man mit Gewalt im öffentlichen Raum umgeht (das ist nämlich der eigentliche Hintergrund der Kampfhunde-Diskussion), weitergehen wird und muß.
Der Außenfeind packt seine sieben Zwetschken und überläßt Sie hier wieder sich selbst.