Moin,
ich bin ja ein Freund der modifizierten Dominanztheorie.
D.h., wir haben uns das rausgepickt, was uns sinnvoll und nützlich erscheint und sich auch bewährt hat. Den Rest ignorieren wir.
Unser Hund hat uns z.B. den Vortritt zu lassen, wenn wir durch eine Tür gehen. Er hat beim reingehen ins Haus sogar zu warten, bis er die Erlaubnis bekommt. Das erste ist schlicht eine Erziehungssache, die dem Hund ja wohl kaum schadet, das zweite beim Flat eine absolute Notwendigkeit, da Flats keinen Graben auslassen und regelmäßig aussehen wie Sau. Da muss man dann erstmal den gröbsten Dreck entfernen und das tun wir lieber vor der Haustür als im Wohnzimmer.
Nach der Dominanztheorie sollen wir zuerst essen. Ist bei uns Unsinn, denn erstens möchten wir uns unsere Essenszeiten nicht quasi durch die Hintertür vom Hund vorschreiben lassen und außerdem hat Fressen bei ihm nicht so die große Bedeutung (nein, er ist nicht krank; doch´, er ist wirklich ein Retriever

). Er hat seine festen Fressenszeiten und wir essen, wenn wir wollen.
Er darf bei uns nicht erhöht liegen. Erhöht würde Bett oder Sofa bedeuten und 1. ist er -wie bereits geschrieben- eine kleine (liebenswerte) Drecksau, 2. hat er die Angewohnheit, sich sehr auszubreiten. Wenn er aufs Sofa dürfte, müssten wir auf dem Teppich sitzen (im Bett -einmal ausprobiert- tendiert er zur Mitte und drängt einen an den Rand).
Was gibt's denn noch, ach ja: Unterwerfungsgeste auf den Rücken legen: Machen wir (gewaltlos, also nicht diese schlimmen Judowürfe, etc.), aber selten. Das funktioniert hervorragend, wenn er mal wirklich austickt und uns nur noch die Mittelkralle zeigt. Mir egal, ob die Theorie dahinter stimmt, es funktioniert (und schadet ihm nicht).
Rangordnung generell: Ist bei uns klar geregelt: Meine Frau ist der Chef, unser Hund und ich gehorchen (er hat ein bisschen mehr Freiheiten als ich, ist dafür aber auch folgsamer, wie ich zugeben muss)
Aufstehen, wenn wir kommen: Macht er nicht von selbst. Und wir tolerieren es. Er ist ein In-der-Gegend-Rumlieger aus Überzeugung. Wobei eine kleine Handbewegung ausreichen würde und er würde sofort aufstehen (kommt vom jagdlichen Training, Platz, Aufstehen usw. ist dort ja Bestandteil). Da wir wissen, dass er das kann, braucht er es nicht stets zu beweisen, es sei denn, er stört mal wirklich (blockiert die Haustür, etc.)
Zusammen gefasst: Ich denke, wer sich mit Dominanztheorie auseinander setzt, kommt schnell darauf, dass ein Hund Erziehung benötigt. Dominanztheorie ohne Erziehung geht nicht. Deshalb sind wohl auch viele davon überzeugt, weil es eben funktioniert.
Erziehung geht auch ohne Dominanztheorie. ich glaube sogar den Hundehaltern, dass es hervorragend geht. Zumindest wenn ihre Hunde gehorchen

.
Ein Dorn im Auge sind mir die Hundehalter, die 68'-Freiheitstheorien auch gegenüber Hunden vertreten und deren sämliche Nachbarn, andere Hundehalter und schlicht ihre ganze Umwelt dann diese unerzogenen Köter aushalten müssen. Diese Leute lehnen ebenfalls die Dominanztheorie vehement ab. Aber wohl eher, weil ihnen Erziehung zu mühsam ist.
Hunde sind unterschiedlich. Ich würde immer empfehlen, ein erzieherisches Grundkonzept zu haben, aber das eben dann auf den individuellen Hund anzupassen.
Die Dominanztheorie hat gute Ansätze. Und ich will ja keine Doktorarbeit über Hunderziehung schreiben (sprich Theorien studieren und erforschen) sondern schlicht unseren Hund alltagstauglich erziehen und auch nicht gleich in den ersten 5 Minuten aus der Hundesportgruppe fliegen, nur weil der Rüpel nicht gelernt hat, sich halbswegs zu benehmen.
Tschüss
Ned