Soviel ich verstehe, ist nicht mehr die Frage, ob sich Omikron durchsetzt, sondern nur noch wann.
Ja stimmt schon, davon gehen die meisten Ärzte und Wissenschaftler derzeit ja auch aus. Ich hab deshalb "vorsichtiger formuliert", weil es auch Ärzte gibt, die es für möglich halten, dass Omikron sich nicht ganz so leicht tun wird, die Delta-Variante ganz zu verdrängen (einfach weil "Delta" ja auch sehr ansteckend und "fit" ist) , und dass daher Delta und Omikron auch eine längere Weile nebeneinander existieren könnten. Das hätte dann natürlich auch Auswirkungen bei Überlegungen zum Impfen.
Es ist so, dass im südlichen Afrika Delta in der letzten Zeit ja nicht "sonderlich präsent" war - die Inzidenzen waren dort überhaupt deutlich niedriger als bei uns, sodass Omikron gewissermaßen ohne nennenswerte Konkurrenz durch andere Varianten "durchstarten" konnte. Aus dem südlichen Afrika kann man daher wenig Erkenntnisse gewinnen, inwieweit Omikron tatsächlich gegenüber Delta im Vorteil ist.
Allerdings denk ich, dass man einerseits aus der Situation in England eine deutliche Überlegenheit von Omikron ableiten kann, und dass es andererseits auch wirklich logisch ist, dass eine Variante, die den Immunschutz Geimpfter und Genesener in einem hohen Maß umgehen kann, relativ leicht andere Varianten verdrängt. So gesehen vermute ich auch, dass wir es in relativ kurzer Zeit (fast) nur mehr mit Omikron zu tun haben werden.
Und obsolet ist der Impfstoff nicht, auch wenn die Wirksamkeit herabgesetzt ist. Wenn das Risiko, einen schweren Verlauf zu haben, auch nur noch 1/3 beträgt, ist es mir das wert. Und die Zahlen aus Südafrika zeigen, dass es auch vermehrt Junge betrifft. Die landen dann vielleicht nicht auf der Intensivstation, bekommen dafür häufiger Long Covid. Auch nicht lustig.
Also ich denk man kann es "drehen und wenden" wie man will. Nach allen bisherigen Studien taugt der Impfstoff gegen Omikron nicht mehr wirklich (Erst recht dann nicht, wenn man weiss, dass es durch Anpassung aller Voraussicht nach ja wieder einen hochwirksamen Impfstoff geben wird). Selbstverständlich gibt es trotzdem Lebenssituationen /Gesundheitszustände bei denen selbst 1/3 (bei dreifacher Impfung sind es ja angeblich sogar noch ca. 70%) Schutz vor einem schweren Verlauf immer noch
viel besser ist als gar nichts.
Eine z.B. 50-jährige Kindergärtnerin (die ja berufsbedingt Infektionen schwer ausweichen kann) mit COPD, tut mit Sicherheit sehr gut daran, sich jetzt ein drittes Mal impfen zu lassen. Bei einem 25-jährigen gesunden Programmierer, der von zu Hause aus arbeiten kann und dem es nichts ausmacht, seine sozialen Kontakte deutlich zu reduzieren, bis der angepaßte Impfstoff da ist, sieht das eventuell anders aus.
Drum bin ich ja der Meinung, dass es im Idealfall eben so aussieht, dass Menschen sich mit ihren Hausärzten, denen sie vertrauen und die sie (inkl. ihrer Lebenssituation und "Krankenakte") gut kennen, beraten und dann eine wohlüberlegte Entscheidung hinsichtlich des "Impfthemas" treffen.
Also eben keine Impfpflicht, wo alle "über einen Kamm geschoren" werden, wo sich dann selbst der kerngesunde 15-jährige mit einem Impfstoff impfen lassen muß, der keine passende Antikörperantwort mehr hervorruft - sondern Freiwilligkeit, wo Menschen kompetente ärztliche Beratung in Anspruch nehmen und dann eine individuell angepaßte, sinnvolle Entscheidung hinsichtlich der Impfung treffen können.
Liebe Grüße, Conny