Vor vielen Jahren ist eine sehr gute Freundin von mir bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Ich bin seither in kein Flugzeug mehr eingestiegen, obwohl ich sehr genau weiss, dass das Risiko bei einem Autounfall (oder auch bei einem Zugsunglück) zu sterben, keineswegs geringer, sondern statistisch gesehen deutlich höher ist und obwohl ich vor diesem Unglück selbst schon mal in Urlaub geflogen bin und dabei keinerlei Angst gehabt hab - im Gegenteil ich hab das eigentlich als sehr schön empfunden.
Rational gibt es für mich keinen Grund sich nicht impfen zu lassen (außer es würd eben medizinisch etwas vorliegen), es gibt allerdings durchaus emotional nachvollziehbare Gründe für mich. Z.B. wenn jemand zuvor schon auf Medikamente oder eine andere Impfung mit "unguten" Nebenwirkungen reagiert hat; auch wenn jemand generell Skepsis gegenüber einer neuen Technik der Impfstoffherstellung hat, kann ich das gut verstehen oder einfach die Angst, sich etwas verabreichen zu lassen, was zwar sehr, aber eben doch nicht ganz sicher ist.
Ich hatte und hab wie jeder Mensch auch meine eigenen Phobien und weiß, dass die mein persönliches Problem sind. Insoferne hab ich durchaus Verständnis dafür, wenn jemand aus emotionalen Gründen etwas nicht will.
Ich sehe aber einen Unterschied zwischen dem Verständnis "Ich verstehe dass du Angst hast" - und der Bestärkung "Du hast völlig recht Angst zu haben!"
Ja es gibt Menschen die Angst vor der Impfung haben.
Aber es gibt leider auch jene, die diese Angst für ihre eigene Zwecke nutzen. Die die Angst durch Falschinformationen befeuern und bestärken.
Zur Flugangst. Stell dir vor, du würdest täglich in der Zeitung lesen, dass deine Angst völlig berechtigt sei. Dass wir da in großem Maßstab belogen würden, dass das Fliegen viele schädliche Nebenwirkungen habe und deshalb abzulehnen sei - und das ist ja nicht mal völlig falsch. Es gäbe Verschwörungstheorien - Chemtrails gibt es ja schon - und Demonstrationen gegen das Fliegen, Politiker als Anheizer, Slogans wie "Flug ist Mord", Piloten würden bedroht, Flughäfen müssten bewacht werden, usw. usf.
Das Problem sind nicht die Phobien der einzelnen Menschen, sondern eine Agitation, die diese Ängste bei vielen Menschen erst erzeugt und bestärkt. Weil ihnen suggeriert wird, dass diese Angst eine normale, natürliche Reaktion auf eine tatsächliche Bedrohung sei, gegen die man sich wehren müsse.
Was soll man da tun, außer wieder und immer wieder rational erklären, dass diese Ängste zwar als emotionales Gefühl real sind, aber keine rationale Grundlage haben?