Zuerst: Ich kann die Angst, die viele Hundehalter haben, definitiv nachvollziehen. Ich verstehe die Argumente gegen die Rasseliste.
Ich hab selbst eine Hündin "aus dem Tierschutz", die nicht immer einfach war (gegenüber fremden Hunden unverträglich - sie liebt ausnahmslos ihre Freunde heiß und innig; BGH legen wir auch Keine perfekt hin; inzwischen auch schonmal aufgrund des Alters schreckhafter geworden) und ich als Frauli bin alles andere, als perfekt (der Unterschied ist vielleicht, dass ich mir über meine Defizite bewusst bin - und daran arbeite),
aber:
Genauso gibt es Problemhunde die schon einiges durchgemacht haben und jetzt einen super Platz haben und die wissen wie man mit dem Hund umgehen muss, aber dann durch solch eine Prüfung rasseln. Es gibt ängstlichere Hunde, nervöse Besitzer - diese Prüfung ist stressig für Beide - und dann auf einmal "nicht bestanden". Wie oft hört man von Prüflingen, mein Hund war eh brav, aber dem Prüfer war ich unsympathisch usw.
Sorry, aber kannst du mir ein reales "mein Hund war eh brav, aber dem Prüfer war ich unsympathisch"-Beispiel nennen?
Bisher habe ich - zumindest hier - noch von Niemandem Derartiges gelesen. Ich spreche vom jetzigen Wiener Hundeführschein.
Und nein - ich nehme mich selbst nicht aus. Ich bin übrigens eines der Beispiele, die unter enormer Prüfungsangst leiden - bzw Jemand, der sich mit Druck-/Stress-Situationen äußerst schwer tut (das ist jetzt untertrieben) - deswegen muss ich meinen Hund trotzdem unter Kontrolle haben.
Und auch gerade als "ängstlicher" Halter, muss man seinen Hund doch durch solche bzw "eh ganz normale" (es kommt beim Hfs ja eh nur Alltägliches vor) Situationen bringen können.
Und weil ich das gerade wieder gelesen hab - nein, man
muss nicht in Hundezonen gehen und es werden auch keine freilaufenden Hunde "aufeinander losgelassen", aber das wurde eh schon x-Mal gesagt.
Noch einmal: es geht nicht darum, dass der Hund immer perfekt reagiert - aber der Hundehalter muss mit der Situation richtig umzugehen wissen. Es geht darum, dass der Hund (so weit das bei einem Lebewesen geht) unter Kontrolle bleibt und das darf man vom Hundehalter verlangen.
Wie bitte schön soll ich einen Tierheimhund der vielleicht viel Schlechtes erlebt hat in 3 Monaten soweit bringen, dass er mit jeder Situation gelassen umgeht, das erklärst Du mir mal genauer, da kann ich noch so ein guter HH sein, dafür braucht es oft Jahre um so einen Hund langsam und vorsichtig an alles ran zu führen.
Wenn ein Hund derart verängstigt ist, dass normales raus gehen gar nicht möglich ist bzw so viel Stress für den Hund bedeutet, muss ich mir als Halter die Frage stellen, ob Wien der richtige Ort ist, um den Hund an Alles zu gewöhnen.
Der Hund muss nicht in jeder Situation gelassen bleiben. Aber vom Hundehalter darf man verlangen, dass er den Hund trotzdem kontrollieren kann. Man muss seinen Hund richtig einschätzen und reagieren können. In der Realität kann man auch nicht immer großräumig ausweichen - und da wird dann halt geschaut, wie man damit umgeht.
Wenn ich als Beispiel einen Radfahrer nehme. Es wird immer wieder passieren, dass einer "aus dem Nichts" auftaucht, nicht klingelt usw, dann darf Hundsi trotzdem nicht nachfetzen und den Radfahrer vom Rad holen - zumindest darf der Hh es nicht zulassen
Hier wird so getan, als würde es diese Hfs-Situationen in der Realität nicht geben.
Es wäre halt wünschenswert, wenn ein Hund der in Wien leben muss (aussuchen wird er sich es ja leider nicht können) - mit gewissen Situationen zurecht kommt und wenn der Hund mit Etwas Probleme hat, muss der Mensch den Hund führen können.
Und nein, mein Hund reagiert auch noch ab und zu unsicher - besonders dann, wenn ich selbst unsicher bin.
Ich verstehe aber auch, dass man Angst hat, das Ganze könnte zu einer Art "Wesenstest" ausarten und der Hund müsste sich dann alles (Un-)Mögliche gefallen lassen.
Die Rasselisten sind ein Thema, wo ich die Diskussionen durchaus auch verstehe. Ich fände es auch besser, würde es zu Beginn vor allem Hunde ab einer gewissen Größe oder eines bestimmten Körpergewichts betreffen.
Wenn das Ganze dann (hoffentlich) kontrolliert wird, wird es langfristig gesehen sehr wohl auch die Hundehalter betreffen, deren Hunde nicht angemeldet sind - vorerst leider nur Sokas (ich vermute übrigens, dass es ein "Ja" werden wird
). Vielleicht wäre das auch ein Schritt in die Richtung, dass es selbstverständlich wird, sich mit seinem Hund - und auch so einiger Theorie - auseinander zu setzen, denn noch ist das nicht die Regel (auch hier nehme ich mich selbst nicht aus - denn ich merke immer öfter, wie wenig ich eigentlich über Hundeverhalten weiß).
Wofür ich aus diesem Grund stimmen werde, ist somit klar.
Und auch wenn es Manche nicht glauben werden - auch ich würde, wie flaneur, bei ungerechtfertigten Abnahmen - sehr wohl auf die Straße gehen.
Liebe Grüße, Petra