Da muss ich dir widersprechen: Sie tun es nicht wirklich mit anderen "Methoden", um die Methoden geht's also nicht. (Auch wenn sie das selbst nicht immer wahrhaben wollen.) Sie tun es aber mit einer anderen Motivation und mit einer anderen Grundeinstellung zu Hunden. Und darüber müsste man meiner Meinung nach diskutieren.
Genau das ist eigentlich der Punkt, der mich interessieren würde. Wenn ich hier bei so mancher - teilweise äußerst heftig geführten Diskussion - mitlese, habe ich nämlich immer den Eindruck, daß die Standpunkte eigentlich lange nicht so weit auseinanderliegen, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Ich glaube schon, dass die Standpunkte ziemlich weit auseinander liegen. "Standpunkte" oder "Einstellungen" lassen sich natürlich nicht in ein paar kurzen Worten zusammenfassen. Lass es mich also absichtlich überspitzt und vereinfacht als Ausgangspunkt für eine Diskussion formulieren:
Auf der einen Seite gibt es den Standpunkt, dass Hunde nichts auf die Reihe bekommen, wenn ihnen nicht ein Mensch sagt, was sie zu tun haben. Die Ziele der Erziehung gehen also in Richtung "absoluter Gehorsam", Mensch sagt, Hund hat auszuführen.
Auf der anderen Seite gibt es den Standpunkt, dass Hunde denkende und fühlende Lebewesen sind, die ein Recht auf Mitsprache haben. Die Ziele der Erziehung gehen also in Richtung den Hund verstehen, auf ihn Rücksicht nehmen, Gehorsam nicht "durchzusetzen", sondern nur zu verlangen, wenn der Hund dazu in der Lage ist.
Das Problem, das beide Seiten haben, ist, dass Menschen Menschen sind und Hunde Hunde. Hunde kommunizieren zwar aus ihrer Sicht sehr klar und unmittelbar mit uns, wir Menschen haben aber ein Problem, wenn wir nicht reden und erklären können. Also nehmen wir den kleinsten gemeinsamen Nenner und der lautet: Konditionierung. Die eine Seite reduziert den Hund dabei knallhart auf diese ominöse Black-box, wo man auf der einen Seite einen Reiz reinsteckt und auf der anderen Seite eine klar definierte Reaktion 'rauskommt. Die andere Seite denkt darüber nach, was in der Black-Box passiert, versteht's nicht und erwartet letzlich das selbe Ergebnis: Reiz 'rein - Reaktion 'raus. Deshalb unterscheiden sich die Methoden letztlich gar nicht so sehr, wohl aber die Grundeinstellung.
War ich jetzt zu beiden Seiten halbwegs gerecht garstig? Das wäre nämlich durchaus meine Absicht gewesen.
Mir persönlich liegt die "Wattebausch"-Seite besser, entspricht eher meiner Lebenseinstellung und auch meinen momentanen Hunden. Vor allem glaube ich aber, dass auch Menschen eine andere, gemeinsame Ebene der Kommunikation mit Hunden haben: die der Emotionen nämlich. Ist also nicht verwunderlich, dass bei jeder Diskussion über Hundeerziehung die Wogen schnell hochgehen.
So, genug philosophiert.
Genau das ist es ja, was das Leben für mich UND für den Hund so angenehm macht, weil ich ihn frei laufen lassen kann, ich eine Leine so gut wie nie brauche, ich ihn ohne Probleme überall mit hinnehmen kann etc pp, WEIL er eben gehorcht, wenn ich etwas sage.
Da können andere es ruhig abfällig meinen. Wenn ich ein Tier möchte, das so gut wie alles eigenständig entscheidet, dann nehme ich mir eine Katze.
Das Leben kann auch mit einem nicht gehorsamen Hund sehr angenehm sein. Statt am Gehorsam zu arbeiten kann ich auch daran arbeiten, geeignete Spazierwege zu finden und Lebensumstände zu arrangieren, mit denen der ungehorsame Hund zurecht kommt. Und ja, es gibt Hunde, die sind Katzen. Kannst nicht immer vorher wissen...
also ich würds toll finden, wenn mein siroko so souverän wäre, daß er eigenständige entscheidungen treffen würde, aber solche, welche konflikte vermeiden !
die entscheidungen (welche er rassebedingt) selber trifft, sind leider noch
zu wenig nach meinem geschmack. obwohl, ab und zu kann er es schon.
Das wär schön, dann hätte man den typischen selbsterziehenden Hund..nur so ganz ohne Herausforderung? Das kann doch auch nix;-)
Einen Hund dazu erziehen, dass er eigenständig angemessene Entscheidungen trifft, wiürde ich jetzt nicht als anspruchslos bezeichnen … im Gegenteil.
ioch durfte 3x im Leben die Erfahrung machen, wie wunderbar es ist, wenn ein Hund "mal auf Gehorsam pfeift" und seinem Instinkt Raum gibt...eigenständig handelt.....
Das interessiert mich jetzt: Was ist herausgekommen?
Es gehört gerade für mich auch gravierend zum Wattebausch-Werfen, dass es einen Haufen Leute, auch hier herinnen gibt, die Leinen-pöbelnde Hunde und mit diesen ihre massiven Probleme haben, aber diese saudumme Unart an ihren Hunden trotzdem nicht abstellen können, - weil sogar nicht wirklich WOLLEN!
Du weißt aber schon, dass Leinenpöbeln keine saudumme Unart ist, sondern ganz normales Hundeverhalten? Kein Hund, der halbwegs sauber im Hirn ist, würde freiwillig hocherhobenen Hauptes (weil an der Leine) frontal (weil an der Leine) ohne langsamer zu werden (weil an der Leine) und ohne Austausch grundlegender Höflichkeiten (weil an der Leine) auf engstem Raum (weil an der Leine) an einem anderen Hund vorbeigehen. Wenn man Wattebausch-Werfen so definiert, dass man bei der Erziehung Rücksicht auf das Sozialverhalten von Hunden nimmt, dann bin ich trotz meiner Vorbehalte und Streitereien mit Hardcore-Wattebauschlern doch lieber ein Wattebauschler.