Kann ich nicht beantworten, da ich nicht glaube im Besitz der Wahrheit zu sein. Weil ich persönlich glaube, dass es sie nicht gibt. - Man kann nur nach Erkenntnis streben, auf unterschiedlichen Wegen: spirituell, intellektuell oder praktisch handelnd. Und sich so vielleicht einer Wahrheit annähern. - Aber das setzt voraus, dass man sich nicht in ihrem Besitz wähnt.
deine haltung dazu ist eigentlich nicht unreligiös, wenn man bedenkt dass der mensch zu dem was er ist, in der bibel erst wurde, als er den apfel vom baum der erkenntnis gegessen hat.
er hat sich damit für das eigenständige denken, das erlangen eigener erkenntnisse und für entwicklungsfähigkeit entschieden (natürlich auch für die gefahr, nicht ausreichend dazu in der lage sein zu können) und von gott die möglichkeit hierzu auch erhalten, nur eben außerhalb vom paradies, weil paradiesische zustände mit dieser entscheidung verunmöglicht sind, da erkenntnisfähigkeit je nach individuum unterschiedlich ausgeprägt ist.
es ist also ein deal mit gott dass der mensch ein eigenverantwortliches leben führt.
und hier begannen auch die probleme, weswegen es mehrere stellen in der bibel gibt, wo gott die erschaffung des menschen wegen seiner eigenständigen entwicklung bereut. eben weil nicht alle ausreichend erkenntnisfähig sind.
zb sodom und gomorrha -gott zerstört die städte weil er die entwicklung der menschen nicht mehr mit ansehen kann.
ebenso die sintflut steht dafür dass menschen nicht die notwendige erkenntnisfähigkeit an den tag legen, was im sinne gottes gewesen wäre.
nur hier verspricht gott, mitm regenbogensymbol, nie wieder ein zu greifen, was der mensch auch immer falsches tut, und ihn sich vollkommen seiner erkenntnisfähigkeit und eigenverantwortung zu überlassen, komme was wolle.
Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch
(1. Mose 6.18) 10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden.
(Hosea 2.10) 11 Und richte meinen Bund also mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut große Flut, und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe.
(1. Mose 8.21-22) 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: 13 Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
als einen weiteren versuch gottes, ins irdische geschehen allerdings nicht mit zerstörerischer gewalt gegen das böse einzuwirken, ist jesus.
hier greift gott wieder ein und schickt im körper eines menschen die ethische anleitung zu einem friedvollen und guten miteinander.
paradies also bietet nicht das leben auf erden, sondern optional das leben nach dem tod, sofern ausreichend erkenntnisfähigkeit im zuge des lebens erlangt werden konnte, um als lohn dafür, ins paradies kommen zu dürfen.
erkenntnisfähigkeit also ist im grunde das wichtigste in der religion überhaupt.
bezüglich der wahrheit, wessen erfindung bzw was diese auch immer ist, der schwerpunkt liegt auf erkenntnisse sammeln und natürlich auf dem glauben.
glaube -wahrheit- wissen
glaube ist naturgemäß kein wissen
mit einem exakten wissen, bzw beweisen dazu dass es einen gott gibt, fällt der kern - der sinn- jeder religion -der glaube- weg.
darum sind menschen, die behaupten, religiöses wissen unter die menschen zu bringen, wie beispielsweise sehr häufig prediger bzw gelehrte des islam dies tun, im sinne des gemeinten äußerst schwer verstehbar.
wissen und glaube sind niemals eins.
im leben gibt es irren und suchen, erkenntnisse sammeln, entwicklungsprozesse, wahrheitssuche. und nach dem tod kommt erst das wissen darüber, was im leben geglaubt wurde oder nicht.
warum aber ist es wichtig nicht zu wissen?
was wäre wenn wir wüssten?
dass es eh einen gott gibt, und wenn man stirbt ist es dann eh alles so schön und perfekt, problemlos im paradies. die menschen würden sich vermutlich schon wegen zahnschmerzen lieber umbringen weil im paradies ist es sowieso viel schöner, einfacher, perfekt...
und hier taucht wieder ein problem des islam auf.
das "wissen" das der islam lehrt, dass märtyrer fix sicher ins paradies gelangen -als "wissen" und nicht als glaube- führt menschen dazu, nicht mehr mit dem leben, mit glaubensfragen beschäftigt zu sein und mit dazugehörigen zweifeln und wahrheitssuche, erkenntisfindungen, innere entwicklung... sondern sie werfen sich in den tod um im paradies fix sicher...etc...irgendetwas. sie wissen dies zu wissen. der glaube ist kein glaube mehr und daher zerstörerisch, weil es ein irrglaube ist anzunehmen, dass man alles über gott oder seinen willen wüsste, er hat nicht einmal das vorgesehen dass der mensch über seine existenz sicher bescheid weiß außerhalb vom paradies.
Nur zur Sicherheit: wir sprechen hier aber von einem abstrakteren Wahrheitsbegriff, als dem, der in der Dichotomie Lüge/Wahrheit gemeint ist.
Ich bin ja nicht so bibelfest und kenne die historischen Hintergründe ihrer Entstehung nicht, aber den Episoden des alten Testaments nach, würde ich schließen, dass das auch im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen geschah. Wenn das stimmt, könnte man sagen: die Texte der monotheistischen Religionen sind alle in einem ähnlichen Kontext enstanden: sie dienten der Bildung eines Gefühls der Zusammengehörigkeit. Später hat sich das mit der Bildung der Nationalstaaten wiederholt. Es ist also, wenn überhaupt, nur ein gradueller Unterschied, ob jemand mit den Werten seiner Religion, oder mit denen seiner örtlichen Gebundenheit argumentiert. Und wenn man damit beginnt zu erklären, warum eine Religion besser als die andere sei, dann ist man schon am Beginn eines Religionskrieges.
religionsethik ist in meinen augen primär ethik und sekundär religion.
die religionen entstanden zu einer zeit, wo es gesetze noch nicht (ausreichend) gab und es mussten (bessere) rahmenbedingungen für ein leben innerhalb einer gesellschaft geschaffen werden.
obwohl wir heute andere gesetze haben, sind die religionen allerdings dennoch geblieben. sie sind aber dem staat untergeordnet als ethische orientierungspunkte im persönlichen leben zu verstehen.
manche religionen haben diese entwicklung geschafft mit zu machen, andere bzw manche ihrer verteter nicht so gut.
aber einmischen in die gesetzgebung wollen sich wohl die meisten (wenn man sie kollektiv verstehen will). man denke da ans adoptionsrecht von homosexuellen paaren, aber ebenfalls an geklonte menschen, wie da vehement die religionsethik dagegen spricht, dass der mensch, menschen erschafft. bzw allgemein in medizinischen bzw wissenschaftlichen fragen wie auch mitunter zb abtreibung oder, bei der euthanasie, die religion mitspracherecht fordert. aber jedenfalls beraterfunktionen erhält.