Aber warum sollte ich mit jemandem von Vornherein solidarisch sein, nur weil er auch einen Hund hält?
ich würd sogar sagen, dass hundebesitzer weit abhängiger von nichthundebesitzern sind, als von anderen hundebesitzern.
die nicht hundehaltende bevölkerung will halt nicht hören: meiner ist eh lieb, der tut nix.
die hundebesitzende bevölkerung dagegen will nur hören: alle anderen sind blöd, aber meiner ist lieb.
ich glaub absolut, dass viele menschen unheimlich genervt von hundebesitzern sind. 15 hunde beim leinenaggressions-high-noon zwischen 18-20 uhr auf 50 metern aufgeteilt, wovon nur 4 an der leine gehen können oder an der leine sind, ist tatsächlich nicht lustig. ich respektiere auch, dass menschen nicht zwangsläufig hunde mögen müssen oder sogar angst haben. und letztlich ist es das bild, dass bei nichthundehaltern ankommt, entscheidend, wie es politisch weitergeht.
hundeverordnungen wurden nicht für hundehalter und nicht von hundehaltern gemacht.
was mir dennoch sauer aufstößt, ist und bleibt die reduktion auf rassen. es gäbe dringenden handlungsbedarf in sachen zucht, hundeimporte und durchaus auch haltung und halterschulung. die "kampfhundbedrohung" ist und bleibt jedoch ein mediengespenst.
dieses mädchen wurde natürlich nicht durch eine geisterscheinung getötet sondern tatsächlich von hunden, die wohl dem typus "kampfhund" zuzuordnen sind - und dennoch sind soolche hunde nicht für alle, nicht einmal für den großteil schwerer unfälle verantwortlich. diese wahrnehmungsverzerrung ist das absurde an der sache. und dieses phänomen tritt auf beiden seiten auf, bei hunde- wie nichthundehaltern gleichermaßen.
die eine seite will davon nichts hören, weil sie sich bedroht fühlt, die andere seite will davon nichts hören, weil sie sich ebenfalls bedroht fühlt oder schlimmstenfalls in die verantwortung genommen.
ich glaub nicht mehr daran, dass sich an dieser sichtweise wirklich noch was verändert, egal wie oft man es durchkaut. es macht nur einfach unheimlich hilflos und wütend zugleich, zu sehen, dass hundebesitzer in den letzten 10 jahren nichts dazu gelernt haben, nämlich nicht nur die "kampfhundbesitzer", oder noch immer den selben stereotypen nachhängen.
(übrigens hatte ich bis vor wenige jahren angst vor "diesen hunden", weil die "so gefährlich schauen" und weil auch jeder sagt, dass die gefährlich sind. bis ich dann mit einem welpen da saß, den ich eigentlich nicht wirklich wollte, weil man hört ja so viel von diesen hunden. und ich wollte alles, bloß keinen gefährlichen hund. in meiner befürchtung, mir ein gefährliches tier eingehandelt zu haben, war ich erstmal eine woche in studien verschollen, um die möglichen gefahren abzuwägen und um nur ja kein risiko für meine umwelt darzustellen, und nötigenfalls diesen komischen 11 wochen alten hund doch wieder loszuwerden.
meine mutter hat geweint, als sie hörte, welchen hund ich nun habe und die erste passantenbegegnung endete mit der prophezeiung, ich hätte mir ein monster nachhause geholt und ich hab tatsächlich dieses ding eine weile sehr misstrauisch beobachtet.
ich müsste lachen, wenn es nicht so abstrus wäre - ja, ich bin tatsächlich vor einem 11 wochen alten hund gesessen und hatte schiss, dass er mich vielleicht doch angreifen könnte.
ich schäm mich heute noch dafür, an die selben mechanismen geglaubt zu haben, die ich bei anderen gesellschaftlichen phänomenen tunlichst ablehne. und ich seh dennoch meinen hund oder seine rasse nicht völlig kritiklos, nur die kollektivschuld ohne haltbaren realen hintergrund macht mir bauchschmerzen und genervtheitsausbrüche.)