Mir geht es um die Grenzen.
Und da kam bisher nur, dass das halt jeder Hundehalter selbst einschätzen würde, regeln würde.
Die Frage nach den Grenzen von Strafe kann man wirklich nicht anders beantworten, weil sie in meinen Augen am Thema vorbei geht. Für mich werden die Grenzen automatisch klar, wenn man sich fragt, was man "straft" und warum.
Für mich fängt Gewalt da an, wo ich einem Hund menschliche Erwartungen aufzwinge, ohne zu verstehen und zu berücksichtigen, warum der Hund sich verhält, wie er es tut, und wie er sich "normaler" (ausgeglichener/gut sozialisierter/erfahrener) Hund ohne menschliche Erwartungen in so einer Situation verhalten würde.
Für mich hat es camellia auf den Punkt gebracht:
Wir zwingen Hunde in der Menschenwelt zu leben und sind dabei nicht einmal fähig sie auf ein Leben darin vorzubereiten.
Es hat nämlich absolut gar nichts damit zu tun, Hunde machen zu lassen, was sie wollen. Und ich würde mich freuen, wenn sich die, die reflexartig an nichts anderes mehr denken können, sich mal über Wattebauchwerfer und Flauschposcherl informieren würden.
Dann könnten sie vielleicht auch erkennen, dass nur die Herangehensweise eine andere ist, dass das Ergebnis aber auch ein erzogener Hund ist, der niemanden über Gebühr belästigt oder gar gefährdet.
Meine Hunde haben ein paar Minuten am Tag das zu machen, was ich von Ihnen will - dazu stehe ich, denn anders ist ein Zusammenleben in der Gesellschaft nicht möglich. Ich kann auch nicht den ganzen Tag nur das tun, worauf ich Lust habe. Gefahrenmanagement beginnt aber schon früher - nicht erst im letzten Moment. Gefahrenmanagement beginnt damit, dass ich meinem Hund ein zuverlässiges Abbruchkommando, ein zuverlässiges Aus, einen zuverlässigen Appell und ein zuverlässiges Kommando für das verharrren in der jeweiligen Position beibringe. Denn dann kann ich Gefahren im Vorhinein vermeiden.
Doch, harley, auch ohne die von dir aufgezählten Kommandos, ist ein Zusammenleben in der Gesellschaft möglich. Es ist nur dein Weg, der für dich und deine Hunde passt. Mein Weg ist eine anderer und er passt für mich und meine Hunde. Zugegeben: Wenn wir uns auf einem Spaziergang treffen, könnte es schwierig werden. Aber nur zwischen uns beiden: Ich würde mich z.B. ärgern, wenn du uns eine Frontalbegegnung an kurzer Leine aufzwingen wolltest; du würdest dich ärgern, dass ich nix tu, weil du meine Blickrichtung und mein gemurmeltes "Tuat's dabeibleiben" nicht als "Kontrolle" erkennen kannst.
Hoffentlich ärgern wir uns nicht so sehr, dass sich unsere Hunde auch ärgern müssen. Weil dann werden meine Hunde deine Hunde nicht danach beurteilen, ob sie an der Leine sind oder deine Kommandos befolgen. Und deine Hunde werden auch meine Hunde nicht danach beurteilen, dass ich leinenlos mit ihnen den Bogen gehe, den sie brauchen.
Gefahrenmanagment beginnt für mich übrigens lange vor jedem Kommando. Deshalb müssen wir uns auch keine allzugroßen Sorgen machen, dass wir uns auf einem Spaziergang treffen könnten.
Die Gefahr liegt vielmehr darin, dass Tiere immer mehr vermenschlicht und auch unseren menschlichen Moralvorstellungen unterworfen werden. Und das schadet Ihnen sicher mehr, als ein vernünftiger, fairer Umgang.
Da gebe ich dir zu 100% recht. Aber offensichtlich ist "Vermenschlichung" für mich was anderes. Die eigenständigen Entscheidungen (uiuiui, ich hab' das böse Wort wieder gesagt...) meiner Hunde zu erkennen und und mich nicht mit ausgebildeten und abgesicherten Kommandos darüber hinwegzusetzen ist nicht Vermenschlichung für mich sondern, wenn schon, dann "Verhundlichung".
Weiterentwicklung heißt aber nicht immer nur mehr Futter
Nein, so einfach ist es sicher nicht, auch wenn du das gerne durch stereotype Wiederholungen unterstellen möchtest.
... Ich habe übrigens meinem Geifer spuckenden Großen schon manchmal noch mehr Futter zwischen die gefletschten Zähne geschoben und erreicht, was ich wollte. Viel Spaß beim Interpretieren.
ja, dem hund wird es egal sein warum es grad am hals ruckt.
Da bin ich mir gar nicht so sicher. Hunde sind ziemlich gut darin, die emotionalen "Nebengeräusche" zu erkennen. Mein Großer hat(te)ein ziemliches Problem mit der Leine. Aber er hat mit seiner Reaktion immer einen deutlichen Unterschied gemacht ober der Ruck passiert ist, weil das trottelige Frauchen unabsichtlich auf die Leine gestiegen ist, er sich selbst den Ruck verpasst hat, weil er losgestartet ist, oder ich ihn tatsächlich aktiv mit der Leine aus einer Situation holen wollte.
lerntheorie ist keine methode sondern einfach eine gesetzmäßigkeit, nach der lebewesen lernen.
Nicht mal das. Die einzige Gesetzmäßigkeit ist, dass es keine Gesetzmäßigkeit gibt.
Um so trauriger finde ich ja, dass "die Lerntheorie" bei Hunden immer bei der Konditionierung endet. Mal abgesehen davon, dass ich keinen Hund kenne, der einen anderen Hund über zig Wiederholungen unter gesteigerter Ablenkung und schlussendlich Absicherung konditioniert... Auch Hunde lernen "ganzheitlich", sie verarbeiten Reize, bevor sie ragieren, sie beobachten, machen nach, ziehen in Erwägung und "denken" somit nach, machen Erfahrungen, ... Und sie sind höchst individuell dabei: Mein Kleiner steht auf Konditionierung, der will Fun und selbst nachdenken ist ihm zu mühsam. Mein Großer kann nicht nicht-denken; der lernt am leichtesten, was ich ihm vormache/vorlebe.