Mich erstaunt folgendes:
Andauernd beziehen wir gewisse Eigenschaften der Hunde auf die Rasse. Auch in diesem Forum liest man das so. Kein Mensch leugnet, dass ein Deutsch Kurzhaar oder ein Harrier mit einem GANZ anderen Jagdtrieb geboren wird als z.B. ein Mittelspitz. Oder dass Schäferhunde großteils ein GANZ anderes Wach- und Schutzpotential haben, dh Aggression gegenüber Menschen, als z.B. Foxhounds.
Keiner leugnet, dass Neufundländer allgemein eher gutmütig sind und Deutsche Jagdterrier allgemein ziemlich scharf. Natürlich gibt es Einzeltiere, die anders sind, aber das sind eben Einzeltiere. Die wegen des untypischen Wesens vermutlich sogar von der Zucht ausgeschlossen werden.
Es wird ja sogar als gewaltiger Vorteil der Rassehunde gegenüber den Mischlingen gepriesen, dass man da eben auch in etwa wüsste, was der Hund später für Eigenschaften haben wird.
Nur bei den SOKAs ist das ganz plötzlich nur vom Individuum und nur von der Sozialisierung abhängig.
Ich finde es richtig, dass für solche großen bis sehr großen, RASSETYPISCH eben nicht ganz einfachen Hunde strengere Auflagen kommen. Vor allem begrüße ich auch eine Beschränkung der Mehrhunde-Haltung. (Das allerdings bei jeder Sorte Hund. Mehr als 2 Hunde pro Haushalt sollten IMO nur in Ausnahmefällen und nur mit Sondergenehmigung und Prüfungen ähnlich der Piqueur-Ausbildung gehalten werden.)
Und ich finde auch ein Zuchtverbot oder Haltungsverbot für bestimmte Rassen richtig. Es muss nicht jede Hunderasse weiter existieren. Und nicht jede Hunderasse muss als Kuschelhund in Privathänden gehalten werden.
In der Nachkriegszeit waren Haushunde mittelgroße bis kleine Mischlinge. Die liefen frei herum, kein Mensch hielt einen Leinen-/Maulkorbzwang oder gar Hundeführerschein für notwendig. Und es geschahen sehr wenig ernste Unfälle, sicher auch aufgrund der Größe dieser Hunde. Ein 15-Kilo-Hund tötet nicht so leicht ein Kind wie ein 50-Kilo-Hund.
Jetzt hat man einen Rassehund, wenn man "in" und ein "verantwortungsvoller" Hundehalter sein will. Hochgezüchtete Spezialisten werden unsinnigerweise als Haushunde gehalten - da braucht es dann natürlich eine verpflichtende Abrichtung und Sachkundeprüfung, um mit dem Jagdtrieb, der Schärfe klar zu kommen. Überzüchtete Körpermerkmale sowie das Weiterzüchten mit kleinem Genpool undDefektgenen, um die Rasse zu erhalten oder eine bestimmte Farbe zu erzielen, führen zusätzlich physischen Problemen und damit zu erhöhter Ängstlichkeit oder Aggressivität solcher Hunde.
Die anpassungsfähigeren Generalisten, ohne Rasse, ohne potentiell problematische, hochgezüchtete Fähigkeiten, mit proportioniertem Körperbau und vernünftiger Größe, die verschwinden hingegen.
Von allen Rassehunden würde ich mir nur wenige ins Haus holen wollen, und da nur die, die in neuerer Zeit aus Bauernhunden weitergezüchtet wurden. Z.B ÖPi oder Mudi.
Ich mag SOKAs im übrigen nicht. Optisch finde ich diese Rassen durchwegs häßlich *persönliche Ansicht* und ihr Wesen halte ich für fragwürdig und viel zu kompliziert für den Durchschnitts-Hundebesitzer. Schade dass sie so beliebt sind.
Mein Hund wurde fünfmal von einem SOKA attackiert, durchwegs ohne Grund, einmal sogar von hinten. Der Hund kam aus einem Haus, riss sich von der Leine los und griff sofort an.
Eine Stafford-Bracken-Mixhündin hat meinem Hund mal trotz Maulkorb so gegen den Kehlkopf gedrückt, dass er verletzt zum Tierarzt musste. Diese Hündin fiel mehrfach wegen grundloser Aggressivität gegen Hunde auf. Ihre Besitzerin ist eine anständige Geschäftsfrau und kein drogensüchtiger Asozialer. Sie wird nie wieder einen Hund mit Beimengung von Staff, Pit und Co. nehmen, sagte sie. Ich würde mir auch nie einen Listenhund nehmen.