.................. und ich bin erstaunt darüber, WIEVIEL Schaden so manche Lehren anrichten können.
Ich richte gerne solchen "Schaden" an, wenn mir die Besitzer von hyperaktiven, durchgeknallten, gestreßten (such Dir das Wort aus, welches Dir am meisten zusagt) Hunden ganz erstaunt berichten, daß die Reduzierung des Ballspielens/Stöckchenwerfens bzw. das komplette Weglassen davon, sehr rasch einen merkbaren Erfolg bringt. Erst vor ein paar Tagen hat mir eine Kundin mit durchgeknalltem Terrier nach Absetzen des Ballspielen erstaunt berichtet, daß der Hund plötzlich viel mehr (und entspannter) schläft. Und das nach bereits einer Woche. Welcher Schaden also?
Oder meinst Du den Schaden, den die Ballspielerfraktion ihren Hunden antut, indem sie diese unaufgewärmt auf allen möglichen harten, grobkörnigen oder auch rutschigen Bodenbelägen einem Beuteobjekt hinterjagen läßt, um den Hund nach einer halben Stunde wieder ins Auto, in eine Box oder auch in die Wohnung zu sperren?
Wenn die Hunde nun nicht mal mehr Ball spielen dürfen, ohne als potenzielle Hasenkiller oder Stressjunkies abgestempelt zu werden, sollten wir doch alle Hunde einschläfern lassen, und Aktien vom "elektronischen Hund" kaufen.
Leute, die ihre Hunde nur in Boxen oder im Zwinger halten, um diese dann nur für den Sport zu verwenden und maximal kurze Gassirunden (Sozialkontakte mit anderen Hunden sind meist ja unerwünscht) gehen lassen, sollten sich dies vielleicht überlegen. Einschläfern würde ich solche Hunde jedoch nicht, den auch sie sind resozialisierbar und freuen sich sicher über einen guten Platz, an dem sie "artgercht" gehalten werden.
Meinen Hunden wird seit Jahren kein Ball o.ä. mehr zum Spiel geworfen - sie vermissen nichts. Thora bekam ihn gelegentlich als Bestätigung beim Training - bis ich erkannte, daß auch sie mit einem Leckerli ausreichend bestätigt werden kann. Gelegentlich darf sie alternativ ein bißchen an der Leine zerren. Arkon kennt bis heute kein Ballspiel und er vermißt ebenfalls nichts. Ich gehe mit meinen Hunden auch keine 3 Stunden Gassi - trotzdem sind sie ruhig und entspannt. Beide Hunde befinden sich aber nahezu den ganzen Tag bei mir, laufen 99% frei, sind gehorsam (na ja, der Kleine braucht noch ein bißl, bis es wirklich sitzt) und höchst sozial mit anderen Hunden und (Achtung, jetzt kommts) sie dürfen tatsächlich regelmäßig mit anderen Hunden spielen. Sogar meine 11-jährige Hümdin spielt gelegentlich immer noch mit den jungen Wilden mit.
Komischerweise brauche ich beim Training mit Arkon (heute ist er 10 Monate alt) keinen Ball und trotzdem entwickelt der einen Speed und Arbeitseifer, daß ich nur staunen kann. Mein Hund ist eben nicht auf einen Ball fixiert, sondern auf sein Tun. Frage an den Fachmann: habe ich was falsch gemacht? Muß ich meinen armen gequälten Hund, dem ich die Quintessenz eines Hundelebens (nämlich das Ballspielen) vorenthalte, nun einschläfern lassen?
Achtung an alle erfolgreichen HSportler!! oder sagen wir nur HSportler. Werft eure Bälle weg sonst könnte euer Hund ein Jäger mit erhöhtem Stressfaktor werden. Ich respektiere die Ansicht von A.Mayer aber werde sie 1000% nicht teilen
Weißt Du, mit wem Du sprichst?
Als ich vor Jahren das Ballspielen mit Thora eingestellt habe, hat dies rein gar nichts an ihrer sportlichen Leistung geändert. Über meine Erfolge auch nach dieser Zeit (etwa die letzten 7-8 Jahre, Thora wird im Juni 11) kannst Du an vielen anderen Stellen nachlesen.
Was ich mir noch nicht vorstellen kann, daß Fährtenarbeit wirklich den Streß reduziert. Nasenarbeit ist für den Hund sehr anstrengend, nicht nur für den Kopf, auch für den Körper. Der Hund muß gesund sein und über gute Kondition verfügen. Und im Grunde genommen ist es ja auch ein "Verfolgen" der Beute, nur eben nicht durch Rennen sondern durch Schnüffeln.
Was bei der Fährtenarbeit so alles im Körper passiert:
Während bei normalem Atmen die Geschwindigkeit des Luftstroms in den Nasenwegen 3-4 km/h beträgt, erhöht sie sich beim Schnüffeln um das Zehnfache. Da beim Fährten eine gehemmte Atmung erfolgt, ist diese Arbeit für die Hunde sehr belastend. Der Laktatgehalt des Blutes steigt wie bei einem rasanten Sprint, und die Körpertemperatur erhöht sich bei einer längeren Fährte um 1-2 Grad Celsius. Auch der Herzschlag ist erhöht. Erst nach 1 1/2 Stunden werden die Normalwerte wieder erreicht. Deshalb soll man unmittelbar nach der Fährtenarbeit dem Hund keine weitere anstrengende Tätigkeit mehr abverlangen.
Suchspiele kann ich mir schon als entspannend vorstellen, aber Fährten ist harte "Arbeit"
- die oft unterschätzt wird.
Karin: es ist einfach eine andere Art der Arbeit, bei der auch die Konzentration und das Gehirn des Hundes stark gefordert werden. Beim Agility oder beim Ballspielen gibt es den Auslösereiz eben vielfach, beim Fährten passiert im Körper eines Hundes doch wesentlich anderes, als beim Schutz, Agi oder Ballspielen. Ich bin kein Biologe und kann Dir daher nicht sagen, wieviele Mililiter an Streßhormonen bei welcher Art der Beschäftigung mit dem Hund ausgeschüttet werden, aber der Unterschied müte auch so klar sein: hier ruhiges, höchst konzentriertes Arbeiten mit der Nase, da überdrehtes Ballnachjagen oder kläffendes Überspringen von Hindernissen am Rande der Kontrollierbarkeit.
LG, Andy