Also da muss ich dir zum Teil widersprechen. Ich hab auch Biologie studiert und Vererbung und Genetik war auch ein Teil des Studiums. Und Verhalten (also Charakter z.B. beim Menschen) ist sehr wohl erblich. Als ich z.B. maturiert habe (ist aber schon 10 Jahre her), hat mein Thema in Psychologie auch von Gene und Umwelt gehandelt und in welchem Prozentverhältnis beide zueinander stehen, ob Umwelt uns beeinflusst oder Gene und was uns mehr beeinflusst. Damals war der Prozentsatz immer noch stark umstritten (ich vermute auch heute noch, bin aber sicher nicht auf dem aktuellsten Stand), aber Fakt ist, dass BEIDES eine Rolle spielt, nur über die Prozentaufteilung sind die Wissenschaftler sich nicht einig.
Ich weiß nicht ob man Mensch und Tier wirklich vergleichen kann, aber von dem was ich in meinem Studium gelernt hab, würd ich es auch so sagen, dass sich bei Hunden aggressives Verhalten durchaus vererben kann. Das heißt jetzt nicht, dass alle Welpen eines aggressiven Hundes automatisch auch aggressiv sind oder werden, aber ein gewisser Prozentsatz ist gefährdet bzw. zeigt schon im Welpenalter Tendenzen oder angeborene Scheu gegenüber Menschen, was - wenn man dann in der Sozialisation auch noch versagt - durchaus Folgen haben kann. Das heißt umgekehrt aber auch, dass ein Hund von einem super tollen Züchter mit Top-Abstammung genauso aggressiv werden kann, wenn er zu einem Menschen kommt, der ihn nur schlägt und schlecht behandelt. Einfach, weil BEIDES (Sozialisation und Gene) eine Rolle spielen. Das ist meine Meinung und auch wenn ich sie nicht wissenschaftlich untermauern kann (ich kenn nicht alle wissenschaftlichen Studien der Welt und bin mit Sicherheit nciht auf dem neusten Stand) halte ich das für ziemlich einleuchtend.
Mich interessieren diese ganzen Kampfhundediskussionen ja schon lange nicht mehr, da sie zu nix führen und die "Normalos" und Nichthundehalter nur noch mehr aufregen und ich finds auch bedenklich, dass Leute, die anderer Meinung sind, gleich wieder gesperrt werden, aber gut, das geht mich nix an, da denk ich mir nur meinen Teil. Jeder hat ne eigene Meinung und sobald hier jemand anders denkt wird er gleich angegriffen, das fällt schon etwas negativ auf in der ganzen Diskussion hier.
Und auch die ganzen wissenschaftlichen Studien werden nix daran ändern, dass die Politiker Mist im Fernsehen verzapfen, weil die Normalos vor dem Fernseher glauben das was sie im Fernsehen hören und was sie glauben wollen.
Und wozu sind dann eigentlich diese ganzen Rassebeschreibungen gut, wenn eh jeder Hund ein Individuum ist?? Also einerseits sollte man den Hund (die Rasse) finden, die zu einem passt, der man gerecht werden kann, andererseits muss man dann hier lesen, dass die ganzen Rassebeschreibungen ja eh Blödsinn sind. Das passt für mich nicht ganz zusammen, sorry.
Und dass eine Stadt wie z.B. Wien, wo die Hunde quasi fast schon aufeinanderhocken, wo keiner mehr sein eigenes Revier hat bzw. wo sich die Reviere der Hunde überschneiden, wo es kleine Hundezonen gibt, wo es zwischen den Hunden dauernd Reibereien gibt, wo der Hund schon fast nicht mehr Hund sein darf und eh nur mehr Straßenlärm, Abgase, Leine und Maulkorb kennt, "Hochburg" solcher Reibereien ist, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Oder wie erklärt man sich das sonst, dass auf dem Land noch kaum einer was vom neuen Hundehaltergesetz gehört hat?
die frage nature oder nurture stellt sich nur bei gesteigerte aggression, bei "planloser" aggression sozusagen - denn agression ansich ist ein völlig normales verhalten - beim menschen, wie beim tier. wenn mir morgens meine katze spielfreudig ins gesicht springt, ist das auch eine form von agression. spiel dient ja nicht allein der belustigung, sondern ist eine form des trainings und des umgangs mit agression. tiere wie menschen pflegen stark ritualisierte abläufe im umgang miteinander, ein spiel mit der aggression quasi, damit es nur im äußersten fall zu übermäßiger agression kommt.
in der ganzen kampfhundgschicht wird aber immer suggeriert, es gäbe ganze rassen, die gesteigerte aggression dem menschen gegenüber haben. agression dezitiert dem menschen gegenüber gibt es in der form aber nur individuell. zwar gibt es triebe, die sich leichter zu gezielter agression (über das völlig normale maß hinaus) formen lassen, es gibt bestimmt auch linien innerhalb von rassen, die nicht unproblematisch sind.
aber wenn ganze rassen als solche eine gesteigerte form der aggressivität dem menschen gegenüber hätten, würden nicht nur einzelne tier auffällig, sondern so ziemlich alle.
natürlich wird aggression vererbt, wie sämtlich triebe, weil agression ein überlebensnotwendiger faktor ist, nicht nur für hunde, auch für menschen (sonst wärma alle pazifisten, es gäbe keine kriege, territorialstreitigkeiten. man bräuchte keine gesetze und alle wären immer lieb zueinander - selbst eine genervte reaktion auf ein forenposting ist aggression.) - nur die medial heraufbeschworene übermäßige aggression ganzer rassen existiert so nicht - kann also so auch nicht vererbt werden.
ein gutteil der übermäßigen aggression bei hunden entsteht aber situativ - durch haltungsfehler im weitere sinne zumeist - situationsbezogen ist diese gesteigerte aggression ansich auch völlig normal (wenn ein tier sich bedrängt fühlt und sich in gefahr wähnt, dann wird es sich womöglich verteidigen - oder sein heil in der flucht suchen, die reaktion auf bedrohung ist aber ebenfalls nicht unbedingt rasseabhängig, sondern hängt vom individuum ab, sowie von vorerfahrungen. ängstliche tiere fühlen sich leichter bedroht, als nervenstarke. in völlig unbekannten situationen kann es leichter dazu kommen, dass ein hund sich in gefahr wähnt, als in alltäglichen). vereinzelt gibt es tiere, die etwa pathologisch aggressiv sind - z.b. bei der cocker wut, aufgrund von hirntumoren, inzuchtdeprivation etc.
gesteigerte aggression, die nicht situationsabhängig ist, nicht durch triggermomente ausgelöst, sondern angeboren wäre, wär eigentlich krankhaft - aggression, die über das völlig normale maß an aggression, dass jedes tier in sich trägt, deutlich hinaus geht, würde eine tierart langfristig nicht überlebensfähig machen.
aggression ist ein hilfsausdruck für ein weites feld von natürlichen verhaltensweisen, jagdtrieb, schutztrieb, selbst der sexualtrieb fallen darunter.
manche dieser eigentlich völlig normalen verhaltensweisen können zum problem für den menschen werden, wenn er damit nicht umgehen kann. jagdtrieb ist wohl im zusammenleben mit hunden als weniger anfällig für missverständnisse zu werten, wie etwa schutztrieb.
das problem bei all diesen rassediskussionen liegt hauptsächlich eher darin, dass sich menschen die falschen hunde wählen - beim "konsumartikel hund" wird heutzutage kaum noch darauf geachtet, dass hunde ja jeweils für ein spezielles einsatzgebiet gezüchtet wurden - ein hund mit stärker ausgeprägtem territorialverhalten verhält sich anders, als ein hund ohne besonderes interesse an territorialgrenzen.
die tatsache, dass sich viele besitzer der rasseeigenschaften ihrer hunde nicht bewusst sind (die rasse lässt durchaus gewisse rückschlüsse auf manche eigenschaften zu, dennoch handelt es sich eher um tendenzen, die da beschrieben werden, denn selbst innerhalb einer hunderasse kann es sehr starke unterschiede in der ausprägung einer eigenschaft geben - z.b. taugt nicht jeder hütehund zum schafe hüten, die allermeisten haben talent für dieses einsatzgebiet, einige sind gewissermaßen höchstbegabt, der großteil hat einen rassetypischen drang schafe zu scheuchen, einige tiere können dem überhaupt nichts abgewinnen - simple normalverteilungskurve, wenn ma`s aufzeichnen tät) birgt das problempotential, nicht die rasse als solche.
züchterische nachlässigkeit, mangelendes augenmerk auf die auswahl der zuchttiere oder fragwürdige zuchtziele, massenproduktion von hunden - dadurch können langfristig gesehen sehr wohl tendentiell schwierige tiere "erzeugt" werden. gerade bei moderassen gibt es immer wieder probleme mit mangelnder wesensfestigkeit - dass sind dann aber meistens die tiere, die aus massenvermehrung stammen - die ja nur einen teil der rasse ausmachen.
selbst wenn es linien gäbe, aus denen alle hunde auffällig werden, heißt das ja nicht, dass die gesamte rasse auffällig ist, sondern nur, dass einige menschen bei der zucht geschlampt haben - und ein teil der rasse möglicherweise problematisch ist, der rest der rasse ist von dieser zuchtschlamperei ja nicht betroffen, wenn die nicht von anfang an begangen wurde, aber dann wären diese rassen schon längst wirklich auffällig geworden, nicht nur einzelne tiere.
wenn mein cousin, der ja zu meiner familie zählt und mit dem ich gemeinsame vorfahren teile, straffällig wird - käme niemand auf die idee, anzunehmen, dass ich auch straffällig bin oder werde.
wenn nun mein anderer cousin, der bruder des erstgenannten straffällig wird, dann sind wir immer noch die selbe familie und ich bin dennoch nicht straffällig geworden und außer den beiden auch sonst niemand in der familie.
nach der logik der gefährlichen rassen müsste aber meine ganze familie potentiell kriminell sein, weil die beiden verwandten ja kriminell sind - anstatt dass jemand nachfragt, was denn in dem teil der familie schief gelaufen ist, dass da plötzlich zwei kriminell werden.
anstatt dass darüber diskutiert wird, wie man das problem der "ware hund" angehen kann und dafür sorgen, dass die leut nur hunde halten, denen sie auch gerecht werden können (ich bin ansich keine freundin von allzu großer staatlicher bevormundung... aber anscheinend ist die menschheit tatsächlich nicht in der lage vor dem hundekauf das hirn einzuschalten) - weil sehr stark anzunehmen ist, dass ein gutteil aller verletzungen im umgang mit hund aus fehlinterpretationen hündischen verhaltens resultieren und aus falscher haltung, weil einfach nicht jeder hund gleich ist. verschiedene rassen bringen verschiedene grundvoraussetzungen mit, verschiedene triebe, andere motivationen.
dich langweilt die kampfhundsache vielleicht - mich ärgert sie - weil durch das prädikat "gefährlich", das 13 hunderassen von ca. 400 verliehen wird, unsinn ist, sondern einfach nur vielen menschen und ihren hunden probleme bereitet, die von einem tag auf den anderen plötzlich schwerkriminellenstatus erlangt haben, obwohl es keine bedrohung durch kampfhunde gibt, sondern nur eine bedrohung durch blöde leut (die manchmal auch kampfhunde halten). anstatt, dass tatsächliche probleme in sachen mensch-hund angegangen werden, wird hier augenauswischerei betrieben, bissvorfall lässt sich mit dieser politik keiner verhindern und möglicherweise verhaltensauffällige hunde quer durch alle rassen werden ohne sinn und verstand munter weiter gezüchtet und zum schleuderpreis verscherbelt. hunde, die vielleicht schon seit 10 jahren in wien leben, ohne jemals irgendwem was getan zu haben, werden als gefährlich eingestuft, während im hinterhof nebenan generationen von kranken "familienhunden" gezüchtet, aus deren reihen, wenn sie weiter munter hobbymäßig vermehrt werden, durchaus sehr problematische hunde hervorgehen können.
ich bin übrigens sogar dafür, dass sich nicht jeder volldolm einen kampfhund kaufen kann (weil ich nicht so blind bin, zu behaupten, es wäre alles eitel wonne mit den kampfhunden in wien - wer sich einen arbeitshund nur zu posing- und einschüchterungszwecken hält, ghört eh mim nassen fetzen obgwatscht - aber bitte zum beispiel die hütehundbesitzer gleich mitabwatschen, die sich einen aussie kaufen, weil der so schön bunte augen hat. weil so ein "überraschend" auftretender schutztrieb... da gilt der hund gleich als problemhund und gefährlich, weil die besitzer nicht in der lage waren, sich mit rasseeigenschaften auseinanderzusetzen.), ich bin allerdings auch dafür, dass sich sowieso nicht jeder einfach irgendwo an der nächsten straßenecke einen hund kaufen kann. weil es nicht die kampfhunde sind, die probleme verursachen, sondern die leut selber.
(übrigens: probleme zwischen mensch und hund gibt`s auch auf dem land, gell)