1.) Ich glaube nicht, dass das "Boot" schon so voll ist, dass es zu versinken droht (auch wenn manche sich redlich bemühen es zum Kentern zu bringen). - Wenn wie caro sagt, die Ressourcen seit August erschöpft sind, und wir aber noch immer genug zum Wegwerfen haben, ist unser "Boot" wohl offensichtlich nicht voll, und wir müssen nicht überlegen, wen wir über Bord werfen sollten (was wir, wie die Toten im Mittelmeer zeigen, aber schon tun).
2.) Ist weder die Erde noch Europa noch Deutschland noch Österreich noch Schweden ein Boot (in den Niederlanden ist die Bevölkerungsdichte doppelt so groß wie in Österreich - und die "schaffen" das trotzdem). Natürlich wird Wohnraum geschaffen werden müssen und ist es ein erheblicher organisatorischer und finanzieller Aufwand und natürlich zeigt sich jetzt, dass einige Länder was den Solidaritätsgedanken betrifft eigentlich nicht EU-reif sind (was aber nichts zur Sache tut, weil es wenn sie nicht dabei wären auch nichts ändern würde). Aber sind die jetzt wirklich unser Vorbild?
3.) Ich sehe das alles nicht so negativ, weil es endlich wieder einen breiten, politischen Diskurs gibt. Ich finde es gut und erfreulich, dass so viele junge Menschen (denen man ja so lange politisches Desinteresse - ja, vielleicht: - unterstellt hatte durch ihre aktive Hilfeleistung (auch wenn es vielen wie die Inszenierung einer großen Party vorkam) ein klares, auch politisches, Zeichen gesetzt haben: das sind die jungen Menschen, die Bereitschaft zeigen, die Gesellschaft, die einmal in ihrer Hand liegen wird, mitzugestalten (jedenfalls mehr als die, die sich um den status quo fürchten. Ich finde es gut, das Kunstschaffende (auch wenn sie "nur" der Populärkultur oder der Unterhaltungsindustrie angehören) Stellung bezogen haben, denn das ist ja auch ihre ureigenste Aufgabe (und würde mir noch einen regeren philosophischen Diskurs darüber wünschen). Wenn jetzt die postmoderne Nabelschau vorbei wäre, fände ich das sehr begrüßenswert. - Wir wissen vielleicht nicht, wo das Ufer ist, aber den Anker auszuwerfen, und da zu bleiben, wo wir sind (auch wenn es uns als das am wenigsten mit einem Risiko verbundene erscheinen mag), halte ich für keine gute Idee.