Nein, wir brauchen nicht in jedem Fall eine Leine, oder einen Maulkorb, wir brauchen den Vertrauensgrundsatz, so wie er auch im Straßenverkehr gilt.
Wenn ich um eine Kurve fahre, muss ich auch darauf vertrauen, dass mir keiner mit stark überhöhter Geschwindigkeit entgegenkommt. Wenn ich einen überhole, muss ich darauf vertrauen können, dass er nicht plötzlich auf's Gas steigt oder nach links schwenkt....usw usf
Ähnlich sollte man das auch mit entgegenkommenden Hunden + Halter regeln können.
Es gibt B'soffene, Raser, unverantwortliche Hundehalter - Ausnahmen gibt es immer, damit muss man umgehen und leben können.
Trotzdem nein zur Leine als Generallösung.
Bevor ich mich ins Wochenende verkrümmle (ohne Internet) - der Denkansatz gefällt mir. Eine Leine kann keine Generallösung sein genausowenig wie der HfS oder etwas anderes. Ich glaube nur eine gute Kombination von verschiedenen Maßnahmen führt zu Erfolg - da hat Markus mM sehr gute Vorschläge eingebracht - bei der Leine teile ich eben die Meinung nicht aber andere Dinge halte ich für sehr wichtig und gut.
Wir müssen Vermehrer bekämpfen, den HH allgemein dazu überzeugen (nicht zwingen) mit seinem Hund zu arbeiten (so er es nicht eh schon tut), wir müssen auch mit den Züchtern reden, wir müssen realistische Bilder von unseren Hunden haben und sie auch so weitergeben, wir müssen vieles reformieren - aber ich glaube dass das möglich ist.
Wir müssen auch den Tierschutz reformieren, jene die gut arbeiten unterstützen und jene die Mist bauen stoppen. Man hat mittlerweile immerhin den ÖHV gegründet, der ÖKV wird gezwungen sein nachzudenken, die Rasseclubs und die Hundeschulen sind angestubbst worden - wir haben ein Klima in dem eine Neuerung möglich ist.
Es gab in der Geschichte keine Reformen die ohne Streiterei abgelaufen wären - egal worum es geht. Aber es war immer die Frage was setzt sich durch - die Vernunft oder die Angst. Das Mißtrauen oder das Vertrauen. Die eigenen Befindlichkeiten oder die Sache an sich.
Werden Rassen verboten und umgebracht wie in Dänemark dann muss das Volk bis an den St.Nimmerleinstag damit leben. Damit Leben versagt zu haben - und irgendwann wirds bewusst dass man versagt hat wenn sich Rassismus durchsetzt. Man hat versagt weil man nicht bereit war etwas dagegen zu tun - aus welchen Gründen auch immer.
Es ist keine Zeit wo man sich gegenseitig Schuld zuweisen sollte, es ist keine Zeit wo man sich anlügen sollte, es ist eine Zeit wo man gemeinsam reformieren sollte. Reformen bedeutet aber nicht bestehende Gesetze verschärfen sondern schauen wo der Schuh drückt und so umgestalten dass sich wirklich was positiv verändert. Reformen bedeuten Veränderungen - und die sind dringend nötig.
Die Rasselisten hatten auch was Gutes - sie haben die ganzen Probleme an die Oberfläche gespült. Es werden Dinge angesprochen die man vorher noch nicht so wenn überhaupt angesprochen hat. Wenn man jetzt damit vernünftig umgeht und die eigenen Befindlichkeiten mal kurze Zeit verbannt - dann kann sich was verändern.
Wir streiten hier nicht mehr um den Freilauf in Wien - sondern - ich hoffe wir diskutieren welche Pflichten und welche Feiheiten wir haben wollen und wie wir das mit einem harmonischen Zusammenleben vereinbaren können. Der Freilauf ist eine riesige Frage - denn da fällt auch drunter WIE gehen wir eigentlich miteinander um, was ist in unseren Köpfen, welche Ängste haben wir, wieviel Toleranz besitzen wir. Das sind die wesentlicheren Fragen - denn das bestimmt unser Zusammenleben und nicht die Frage ob Tante XY eine Leine raufgibt oder nicht. Das Anleinen ergibt sich aus dem allgemeinen Umgang miteinander - nicht umgekehrt.
So wie man ein Haus nur vom Keller aus aufbauen kann so kann man eine Reform nur von Grund auf bewerkstelligen. Das Anleinen ist der 1.Stock. Der Umgang miteinander das ist der Keller.
Dr Freilauf ist mM deswegen ein so gutes Thema weil er eben die Fragen des Umgangs miteinander aufwirft. Weil es damit notwendig wird auch über die persönlichen Bedürfnisse (nicht Befindlichkeiten) zu sprechen, zu diskutieren wie das funktionieren kann. In einer Demokratie gestalter jeder das persönliche Zusammenleben mit und jeder gibt seinen Senf dazu, es ist immer ein Kompromiss - aber es muss ein guter Kompromiss sein.
Der eine wird vielleicht Prüfungen oder Ausbildungen machen von denen er nix hält, der andere wird akzeptieren müssen dass es auch mal einen unangeleinten Hund gibt und der nächste wird sich 2x überlegen müssen ob er seinen Hund vom Vermehrer holt. Es wird immer jemanden geben der in den sauren Apfel beissen muss - das wird sich nicht vermeiden lassen - aber es sollte eben ein für alle lebbarer Kompromiss sein.