Andreas MAYER
Super Knochen
Hütetypisch ist es -bis zu einem gewissen Grad - auch nur bei der Arbeit am Viieh.Und ob das Hütetypisch ist Es gehört nicht dahin - ist eh klar - aber wenn es nun so ist, dann liegt das sicher am Hüteinstinkt und nicht, weil der Hund einfach mal Lust hatte in geduckte Stellung zu gehen um seinen Besitzer zu verwirren
Hunde, welche die extremeren Verhaltensweisen (Autos, Jogger hüten, hysterisch kläffen, Aggressionen mit Hinpecken usw.) im Alltag zeigen, haben schlicht ein Problem. Dieses resultiert jedoch aus verschiedenen Faktoren, z.B. Streß aus Über,- aber auch Unterforderung (letzteres eher selten), Übersprungs- und Ersatzhandlungen. Verantwortlich dafür ist letztlich der Hundehalter und niemand sonst. Naturlich spielt auch die Veranlagung des Hundes eine Rolle, aber glaubt irgendjemand ernsthaft, daß ein hypernervöser, übersensibler und kaum belastbarer Hund tatsächlich bei der Arbeit an den Schafen zu gebrauchen ist?
Geduckte Haltung und schleichender Gang sind Ausdruck einer inneren Spannung (vergleichbar dem Vorstehen bei Jagdhunden) und werden auch nicht so selten von anderen Hunden gezeigt. Nicht so ausgeprägt, wie beim Border Collie, aber oft doch deutlich erkennbar. Viele Hunde zeigen diese Verhaltensweisen (Niederlegen, fixieren, schleichende, geduckte Annäherung) gut beobachtbar z.B. bei der Annäherung an andere Hunde.
Ich finde die Mythenbildung um die angeblichen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Border Collies schön langsam erschreckend. Angebliche Rasseliebhaber und Fachleute erklären dem staunend lauschenden Fußvolk, was denn der Border nicht für ein ganz spezieller Hund wäre und wer aller - aus welchen hanebüchernen Gründen auch immer - besser keinen halten sollte. Man tut der Rasse Border Collie damit jedoch nichts Gutes, wenn man ihn zu etwas derart Besonderem hochstilisiert.
Ich hab hier gerade drei Borders herumkugeln (davon zwei junge Rüden), die alle faul und entspannt darauf warten, daß wir mal eine halbe Srunde runtergehen. Keiner von diesen Hunden hütet, keiner von denen macht stundenlang Such- oder Denkspiele. Und keiner von denen wird den ganzen Tag bespaßt. Komischerweise (und die sind alle drei keine Schlaftabletten) zeigt aber auch keiner von denen irgendwelche problematische Verhaltensweisen.
MEINE beiden Borders (der zweite Rüde ist ein Sitterhund) sind im Alltag normal und relativ einfach zu führende Hunde, sicherlich sehr aktive Hunde, aber keinesfalls durchgeknallt. Allerdings sind sie sofort und mit höchster Leistungsbereitschaft da, wenn es ans Trainieren geht. Ist das Training jedoch vorbei, sind sie fast ebenso schnell wieder heruntergefahren, wie sie hochgefahren sind.
Und da kommt es eben auf das Gefühl und das Geschick des Hundeführers an, wie man mit - vernünftig gezüchteten Arbeitshunden - gut zurecht kommt.
Der Border Collie ist zwar auch in meinen Augen nicht unbedingt gut als Anfängerhund geeignet, weil er - eben wenn er problematisch werden sollte - einen Anfänger einfach überfordert. Aber mit entsprechender Aktivität, viel Nähe zur Bezugsperson (das ist für Borders imho oft wichtiger, als bloße Action), etwas Erfahrung, sowie mit Hirn und Gefühl kann er auch als Haushund ein toller Begleiter sein.
LG, Andy