Noch eine andere Erfahrung aus meiner Geschichtenkiste zu dem Thema:
Ein Staff-Mischling (etwa 40kg, Riesenschädel, 1.5 Jahre alt) geht im Prater mit seinem Herrchen seit kuzem immer wieder praktisch unbeaufsichtigt, d.h. der Hund ist regelmäßig hundert und mehr Meter vom Besitzer entfernt, und der Besitzer ist laufend am Quatschen mit seiner weiblichen Begleitung, spazieren.
Der Hund stänkert alle paarhundert Meter andere Rüden an, indem er ihnen mit aufgestelltem Nackenhaar drohend begegnet, schneidet ihnen den Weg ab und legt seinen Kopf auf die Schultern der Hunde. Es kommt mehrmals zu kleineren Scharmützeln, aber die meisten Rüden gehen dem Hund schon vorher aus dem Weg, bzw. der Staff unterwirft die Hunde und geht weiter.
Ein anderer Hundehalter hat mehrere solcher Begegnungen mit dem Staff-Mischling und ermahnt den Halter des Staff-Mischlings jedesmal, seinen Hund unter Kontrolle zu halten, da er nur mit Mühe und strengem Voranschicken des eigenen Hundes eine Auseinandersetzung der Tiere vermeiden kann, worauf er vom Halter des Staff-Mischlings regelmäßig entweder keine oder eine (auf große Distanz zugerufene) abfällig belehrende Reaktion erhält, das seie doch ganz normal, Rüden würden nun eben mal raufen, um den Rang klar zu machen.
Eines Tages kommt es zu einer Begegnung, wo der Staff-Mischling den anderen grundlos attackiert, der Hundehalter ist nicht einmal in Sichtweite. Der Mann zückt seinen Pfefferspray und wehrt die Attacke ab, warte aber (dummerweise) danach auf den kurz darauf nachkommenden Staff-Mischling-Besitzer, um ihm zu raten, dem Hund die Augen auszuspülen.
Es kommt daraufhin zu einem Wortgefecht, in dessen Verlauf der Besitzer des angreifenden Hundes dem anderen Hundehalter auch körperlich zu nahe tritt und ihm alles mögliche androht, sollte seinem Hund ein Schaden zugefügt worden sein. Weiters behauptet er, ohne bei dem Vorfall dabei gewesen zu sein, der Mann habe den Hund ohne Grund angesprüht, weil er ein persönliches Problem mit dem Hund und dem Halter habe. Der Staff-Mischling hat währenddessen wieder seine Augen frei, denn er attackiert vor den Augen aller Beteiligten den anderen Hund erneut, worauf er wieder mit einem Strahl Pfefferspray abgewehrt wird. Das überzeugt den Besitzer jedoch nicht, daß er im Unrecht ist und er streitet weiter. Nachdem die weibliche Begleitung aber den Mann bereits lauthals anfleht, er möge doch endlich Frieden geben und sich um den Hund kümmern, gehen alle weiter.
Wenig später trifft ein Aufgebot von mehreren Polizeifunkmitteln im Prater ein, in Begleitung der beteiligten Dame, vom Mann keine Spur, und "stöbert" den anderen Beteiligten auf, um ihn -- wie einen Schwerverbrecher -- vor den Augen vieler anderer Unbeteiligter anzuhalten und aufs KOAT zu einer mehrstündigen Einvernahme zu verfrachten, wo dieser auch kooperativ den Hergang des Vorfalles zu Prtokoll gibt.
Die Polizei erstattet Anzeige wegen Sachbeschädigung, Tierquälerei und Körperverletzung, denn wie sich (erst monate später, als der Beschuldigte Akteneinsicht nimmt) herausstellt, hat die Besitzerin des Staff-Mischlings (der Hund gehört gar nicht dem Mann) angegeben, sie seie mit Freunden unterwegs gewesen und Opfer einer unbegründeten Attacke geworden, wo der Angreifer erst die Hunde (ihren und den eines Begleiters (der in der Tat gar nicht dabei war)), und dann noch die Menschen völlig unmotiviert mit OC-Spray angegriffen habe.
In Folge kommt es (einen Tag später) zur Verhängung eines Waffenverbotes (unangemeldeter Besuch vom Kripo-Beamten zuhause) gegen den jenigen, der den Pfefferspray eingesetzt hat, zu einer unangemeldeten Kontrolle seines Hundes durch den Amtsveterinär und weiteren Problemen: Wegen der sogenannten "Vorstellung" (de facto ein Einspruch) gegen das Waffenverbot muß sich der Hundehalter mehreren amtsärztlichen Untersuchungen unterziehen, es wird aber seitens des Amtsarztes auch noch ein waffenrechtliches Attest eingefordert, was sich der Hundehalter nicht leisten kann bzw. will, sodaß er schließlich eine Ladung zu einer psychiatrischen Untersuchung am AKH zugestellt bekommt, welcher sich dieser Mann auch unterzieht.
Später trifft dann auch noch eine Ladung zum Amtsarzt des Verkehrsamtes ein, denn wegen der ganzen Geschichte erfolgte auch eine interne Meldung an das Verkehrsamt, wo man wegen aggressiven Verhaltens den Führerschein des Beschuldigten in Frage stellt.
Um es "kurz" zu machen: Insgesamt 14 Monate schwerer Streß für denjenigen, der seinen Hund verteidigt hat, bis alles wieder eingestellt und das Waffenverbot aufgehoben wird. Zum Glück kann dieser im Laufe der ganzen Geschichten mehrere unbeteiligte Zeugen für den Vorfall ausforschen und bei der Polizei benennen, sonst wäre das wohl anders ausgegangen.
Jedenfalls wird das Vervahren eingestellt, das WV aufgehoben, da das Attest vom AKH (5-stündige Untersuchung mit Blutabnahme etc.) dem (übrigens völlig unbescholtenen) Mann ein sehr gutes Zeugnis ausstellt, der untersuchte Hund wird auch als völlig friedlich und gehorsam beurteilt, der Amtsarzt vom VA läßt dem Mann auch den Führrschein, weil er ihn für uneingeschränkt verkehrstauglich und nicht aggressiv einschätzt.
Außer Spesen und viel Ärger nichts gewesen.
Fazit: Auch wenn man im Recht ist, beim Einsatz von OC-Spray ist man erstmal immer der Dumme, wenn man sich nicht mit Zeugen absichert. Jedenfalls sollte man gegebenenfalls sofort zur Polizei gehen und eine Anzeige gegen den Kontrahenten erstatten (in dem Fall wegen gefährlicher Drohung), denn wer zuerst handelt, ist offenbar im Vorteil.