In Wahrheit, liebe Ta-maja, ist nicht diese Frau das Problem. Auch nicht der Hund. Das ist einfach nur ein junger Hund, der vieles, was ihm derzeit widerfährt, nicht einschätzen kann und der deshalb verunsichert reagiert.
Das Problem bist in Wirklichkeit Du, es sind Deine Ansichten und Erziehungsvorstellungen, die diese Frau einfach nicht leben kann. Wenn die Hundebesitzerin gerne mit ihrem Hund auf dem Sofa oder auch im Bett kuscheln möchte, dann ist ihr das ein Herzenswunsch, den Du ihr - mit irgendwelchem sinnlosen und falschen Rangordnungblabla - wegzuargumentieren versuchst. Zu Recht fühlt sie etwas anderes, als Du ihr sagst - und das ist ein innerer Konflikt in dieser Frau, der sich letztlich in den Verhaltensweisen des Hundes äußert. Denn der Hund spürt diesen, spürt die mangelnde innere Bereitschaft dieser Frau, Dinge konsequent durchzusetzen, die ihr suspekt, nicht wichtig oder gar zuwieder sind. Ein Konflikt zwischen ihrem Herzen, ihren Emotionen und dem, was sie von Dir als Informationen erhält. Denn sie glaubt zwar möglicherweise intellektuell, daß Du als - ach so erfahrene - Hundeführerin viel mehr wissen müßtest, als sie. Aber sie fühlt instinktiv, daß Deine Ansichten und Methoden nicht (ausreichend) auf das wahre Wesen und die Bedürfnisse des Hundes Bedacht nehmen.
Übrigens ein Problem, welches viele Hundeschulbesucher mit ihren Trainern haben.
Wenn Du als Trainerin versuchst, dieser Frau DEINE Vorstellungen vom "perfekten" Hund aufzuoktroyieren, bist einzig allein Du Schuld an den immer problematischer werdenden Verhaltensweisen des Hundes und nicht die Hundebesitzerin. Das soll kein Angriff sein, aber es ist eine traurige Realität, daß viele Trainer nicht auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Trainees eingehen, die vielleicht gar keinen "perfekten" Hund haben wollen, sondern einen lieben Hausgenossen und Freund für den Alltag. Immer nur dem "ungeschickten Hundeführer" Schuld zu geben, ist eigentlich ein Armutszeugnis für den Trainer, denn dieser hat verabsäumt herauszufinden, was denn sein Schüler eigentlich möchte.
Natürlich gibt es auch den wirklich ungeschickten Hundeführer, aber vielleicht will der auch gar nicht die hohen Maßstäbe seines Trainers erfüllen, sondern ist mit einigen wenigen Dingen, die im Alltag gut funktionieren - und die er auch schaffen kann - völlig zufrieden.
Denn den perfekten Hund gibt es nur in den Augen seines Besitzers.
MfG, Andreas MAYER
