Teil 4
Wo kauft man einen Kampfhund
Es ist ja nun so, dass die Mitzi ganz dringend einen Hund wollte. Aber woher kriegt man so einen Hund? Beim Doggendealer nicht, so viel war klar.
Praktischerweise gibt es heutzutage HomeShopping.
Die Mitzi hat sich also auf den Online-Flohmarkt begeben um online nach einem Flohträger Ausschau zu halten. Mittelschnauzer waren aber zu dem Zeitpunkt grad voll nicht Hund der Saison. Pinscher gab es auch nur in der Sparvariante, als Accessoire für die moderne Handtasche.
Nun ist die Mitzi keinesfalls eine, die den Wadlbeißer unterschätzt, denn es kommt bekanntlicherweise nicht auf die Größe an. So mancher Rattler würd in Sachen Dauerbetrieb jeden Großhund in die Schranken weisen. Bedauerlicherweise wird gemeinhin suggeriert, der kleine Hund sei ein bodennaher, hängebäuchiger Phlegmatiker und bedürfte nichts weiter. denn des getätschelt werdens und des täglich gefüllten Futternäpfchens.
Dass nun solche Hündchen nicht ausschließlich für des Menschen Plaisier gezüchtet wurden oder dafür, den Tierträger modisch aufzuwerten, sondern als Rattentötungsmaschinen, für all die unfeinen Jobs, wo man einer kleinen Sondereinheit bedurfte, weil der lahmarschige Großjagdhund dem Schadnager nicht hinterher kam, das wird nur allzu gern verdrängt, bei all dem Hutschi-Gucci.
Wobei die Mitzi den Verdacht hegt, manche Leute würden sich auch einen Elefanten in die Tasche stopfen, wenn ihnen jemand sagt, das wäre gerade in. Gottseisgedakt wird dieser Modetrend dennoch nicht von den Laufstegen auf die Gehsteige dieser Welt überschwappen, sondern Fiktion bleiben, weil man sich beim Versuch des Elefantenhaltens allermindestens ein paar Fingernägel abbrechen würd. An nimm ein Sackerl für mein Gackerl gar nicht erst zu denken...
Obwohl die Mitzi Elefanten mag, tät sie sich auch keinen zulegen, selbst gesetz des Falles das würde doch irgendwann trendy werden. Einen ganz kleinen Hund wollte die Mitzi aber auch nicht. Und wenn sie sich dann interessehalber trotzdem die Verkaufsanzeige durchlas, dann kam sie bald zu dem Schluß, da kann es nicht mit rechten Dingen zugehen.
Einmal hat die Mitzi nämlich sogar bei einer Zwergpinscherzüchterin angerufen. 200 Euro hätten die Welpen gekostet. Jetzt ist die Mitzi zwar nicht mit Reichtum gesegnet und war einem Niedrigpreishund durchaus zugetan, aber sie hat sich nicht erklären können, wie sich das ausgehen soll, rein rechnerisch, dass so ein Hündchen geimpft, gechipt und geallest war, denn die Mitzi neigt zwar zu Gutgläubigkeit, aber dass dir im Leben keiner was schenkt, das ist selbst der Mitzi meistens klar.
Also hat die Mitzi ein wenig genauer hin gehört, und fand das alles höchst interessant. 2 Würfe wären das, die einen Welpen 7, die anderen 8 Wochen alt und man könne sie gerne der Mitzi direkt liefern.
"Ja", hat die Mitzi gesagt, "ich tät mir halt so einen Welpen schon gerne vorher anschauen." Denn die Mitzi hätt sich aus so einer Hundekinderschar gerne dasjenige ausgesucht, von dem sie vermutete, es würd am Besten zur ihr passen, weil ein schüchterner Hund zum Beispiel, der hätte bei der Mitzi kein leichtes Leben. Und die Hundemutter hätt die Mitzi auch gerne gesehen, um sich ein Gesamtbild zu machen.
"Das geht leider nicht" hat die Hobyzüchterin gesagt, "weil die Hunde sind alle im Burgenland in meinem Garten."
Da hat sich die Mitzi sich gar nicht mehr fragen trauen, wer denn unter der Woche bei den Hunden ist, wenn die Dame ja in Wien wohnt, sondern sie hat sich nur ihren Teil gedacht, in erster Linie: "Da hat jemand mindestens zwei Hündinnen, die zufällig zur selben Zeit werfen und hat nun ganz viele Babyhunde rumkriechen, die alle medizinisch bestversorgt sind, da zahlt ja dann die Dame anscheinend für jeden Welpen noch selber etwas drauf. Das muss eine sehr menschenfreundliche Dame sein, die die Spendierhosen an hat. Gratis Lieferservice gibt es auch. Ganz wunderbar."
Wie der Hund von der Mitzi ihren Eltern eines Morgens, zur Überraschung aller, 4 Welpen in der Hundehütte hatte, da hat die Mitzi und ihre Eltern vorrangig Linie interessiert, wer das war, der so einen Welpen haben wollte und warum, weil wenn man ein Familienmitglied verkauft, dann möcht man schon mehr sehen, als ein paar Geldscheine. 800 Schilling haben sie damals verlangt, weil die Kleinen entwurmt waren und einem die Haare vom Kopf gefressen haben und von dem Geld, das nach Abzug der Kosten übrig blieb, wurde dann die Hundemutter kastriert.
Jedes Jahr zum Welpengeburtstag haben die neuen Besitzer Karten geschrieben, manchmal haben sie auch angerufen und jedes Mal haben sie betont, welche Freude ihnen der Hund macht. Einen neuen Besitzer hat es zwar gegeben, der war den Mitzieltern gar nicht sympathisch, der war immer bewaffnet, damit er seinen Hund beschützen kann, 1-2 Mal im Jahr kam er unangemeldet zu Besuch und seine Hündin war ein bisschen hysterisch und durfte auch nie zu anderen Hunden, aber immerhin, der hat den Hund wirklich gern gehabt und umsorgt und ihn sogar zu Bergtouren mitgenommen, da war dann egal, dass der menschlich ein Trottel war.
Na jedenfalls, Pinscher hat sich die Mitzi auch abgeschminkt. Also hat sie nach einem Beagle gesucht und tatsächlich ein nettes Inserat gefunden. 400 Euro hätten die Welpen kosten sollen, was für einen Rassehund ein Spottpreis ist, aber die Mitzi wollte ohnehin keine Papiere, der war nur wichtig, dass der Hund aus einem netten Umfeld kommt.
Also hat sie die Züchter angeschrieben, weil Telefonnummer hat sie zu dem Inserat keine gefunden und eine E-Mail retour bekommen: "Wir sind eine nette slowakische Familie. Unsere Hunde wachsen gemeinsam mit unseren Kindern auf. Wir liefern direkt nach Wien."
Das klang in der Tat sehr nett, denn die Mitzi wollte einen Hund, der mit Menschen gemeinsam aufgewachsen ist und der Kinder kennt. Aber ungschaut nimmt sie sich keinen Hund und als sie mal so pro forma nachgefragt hat, wie das denn so ablaufen soll, mit der Lieferung und ob es mehr Bilder gibt und dass sie gerne mehr über die einzelnen Welpen wissen würde, da kam dann nur die Antwort, die Mitzi müsse nur sagen, wohin der Welpe gebracht werden solle, weil am Dienstag fahren sie wieder nach Wien.
Und weil die Mitzi, entgegen anders lautender Gerüchte, nicht dumm ist, hat sie gleich erkannt, dass das wohl schon wieder kein liebevoller Hobbyzüchter ist.
Da ist die Mitzi dann noch immer ohne Hund dagestanden und dachte bei sich, dass das nie was wird mit dem eigenen Hund, denn mittlerweile war die Mitzi längst schlau genug, zu erkennen, dass in den Tierbörsen, wo alle haben wollen, sich vorallem Leute tummeln, die sich ein goldenes Näschen am Tiere verscherbeln verdienen und dass denen ziemlich egal ist, was aus den Tieren dann wird.
Beinah hätt sie aufgeben wollen, die Mitzi, bis sie ein Inserat gesehen hat, das ihr als überraschend undubios auffiel.