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Wie kam es zu dieser Tragödie?
LASSEE / Polizei-Hundeführer Andreas Zabadal aus Engelhartstetten versucht eine Antwort auf die Frage zu finden, warum die Pensionistin aus Lassee sterben musste.
VON T. SCHINDLER UND S. SCHWARZ
Die tödliche Hundeattacke wirft natürlich jede Menge Fragen auf. Unter anderen: Warum gerieten die beiden Rottweiler eigentlich in einen derartigen Blutrausch? Und: Wie hätte man die Tragödie verhindern können?
Engelhartstettens Bürgermeister Andreas Zabadal - im Hauptberuf Hundeführer bei der Polizei - kann aufgrund seiner langjährigen Erfahrung einiges klarstellen: „Grundsätzlich muss man sich immer eines vor Augen halten - Hunde sind unberechenbar. Kleine genauso wie große. Der Unterschied ist nur, dass ein Dackel einen Menschen nicht so schnell umbringen kann.“
„Rottweiler zählen nicht zu den Kampfhunden“
Ein ausgewachsener Rottweiler hingegen wiegt zwischen 40 und 60 Kilogramm, seine Beißkraft ist somit enorm. „
Trotzdem zählt der Rottweiler nicht zu den Kampfhunden, also zu jenen Vierbeinern, die für Hundekämpfe gezüchtet werden. Ein Rottweiler wurde ursprünglich für die Rinderhaltung gezüchtet. Er ist schmerzunempfindlich und steckt einen Kuhtritt weg.“
Rottweiler, so Zabadal, sind nicht besonders aggressiv. Deshalb kommen sie auch bei der Polizei zum Einsatz: „Jeder Schutzhund hat das Beißen gelernt. Ich kenne Polizei-Hundeführer, die von ihren eigenen Hunden gebissen wurden. Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Ausgebildete Schutzhunde sind nichts anderes als Waffen. Und Waffen können manchmal auch nach hinten losgehen.“
Warum zerfleischten die beiden Rottweiler die Pensionistin in Lassee? Zabadal: „Es muss einen bestimmten Anlass gegeben haben. Irgendetwas hat nicht gepasst. Entweder ist die Frau gestürzt und dabei sogar auf die Hunde gefallen oder sie hat aus irgendeinem Grund geschrien. Die Tiere kannten sich nicht aus und waren in einer Stress-Situation. Es kann auch sein, dass sie die schreiende Frau, die aufgrund ihres Sturzes Schmerzen hatte, beschützen wollten. Vielleicht glaubten die Tiere an einen Angreifer, den sie nicht sehen konnten, und bissen einmal zu.“ Dass die Frau dann noch lauter schrie, stachelte die Rottweiler weiter an: „Da kommt es zu einer tödlichen Kettenreaktion.“
„Hundeführerschein wird das Problem nicht lösen“
Was sagt der Experte eigentlich zum Thema Hundeführerschein? Zabadal: „Der macht überhaupt keinen Sinn. Wo soll man hier die Grenzen ziehen? Auch ein gutmütiger Golden Retriever kann beißen und jemanden umbringen. Viel zielführender wäre es, wenn man auffällige Hunde ihren Besitzern wegnimmt.“
Lassees Bürgermeister DI Karl Grammanitsch - er spricht von einem tragischen Vorfall und drückt der Familie sein Beileid aus - sieht die Lage anders: „Ich erhoffe mir, dass mit Hilfe des Hundeführerscheins solche Ereignisse in Zukunft vermieden werden können.“