Ist es nun die Eigenschaft "Dominanz", die eine Wolfsmutter mit angelegten Ohren und meistens im Rückwärtsgang befindlich ihren Nachwuchs gegenüber einem 10 mal so großen Bären verteidigen läßt? Wohl kaum.
Ist es der Eigenschaft "Dominanz" zuzusprechen, wenn ein mangelsozialisierter Tierheimhund sein Futter laut kläffend und knurrend gegen einen Pfleger verteidigt? Wer das glaubt, der irrt sträflich.
Ich denke, daß hier mit den Begrifflichkeiten wild durcheinander geworfen wird, ohne zu differenzieren.
Gibt es "Dominanz" als grundsätzliche Eigenschaft eines Lebewesens überhaupt? Oder äußert sich die angebliche Eigenschaft "Dominanz" nicht viel mehr in einer Anhäufung von verschiedenen Verhaltensweisen mit unterschiedlichsten Motivationen aggressiver, strategischer, intelligenter, jagender, verteidigender usw. usf. Natur?
Dominanz ist also per se wohl keine grundsätzliche Eigenschaft eines Individuums. Häufig wird auch aggressives Verhalten gleichgesetzt mit Dominanz, was natürlich völliger Humbug ist. Bei dieser ganzen Diskussion fehlt mir die Motivation eines Lebewesens, der Grund und der Antrieb, WARUM gewisse Verhaltensweisen gezeigt werden.
Ist nun der körperlich Stärkste der dominante Vertreter seiner Art? Ist es der Intelligenteste? Ist es der Geschickteste? Ist es der Vorsichtigste? ...
Der Mensch ist sicher die dominante ART auf diesem Planeten, aber wenn sich ein Mensch (ohne Waffe) alleine in einer aggressiven Auseinandersetzung mit einem Bären befindet und in Folge flieht (oder gar gefressen wird), wird ein außenstehender Beobachter, der beide Arten zum ersten mal sieht, wohl annehmen müssen, daß die Bären die dominantere ART wären, zumindest aber diese eine Bär den Menschen dominiert hat.
Ich würde nun das Jagen, Töten und Konsumieren von Beutetieren nicht als grundsätzlich
dominante Verhaltensweisen einstufen. Es mag sie ja auch bei einigen Tierarten in dieser Form geben, aber hauptsächlich erzeugt "die Dominanz" in den menschlichen Vorstellungen von Hierarchie ein Bild und eine Rolle des be"HERR"schens, des "UNTERWERFENS", des sich über andere zu erheben, des andere für sich arbeiten zu lassen, des mehr WERT seins usw. usf.
Begriffe, Vorstellungen und auch Motivationen, die für die meisten anderen Säugetiere dieses Planeten (Primaten mal ausgenommen) weitestgehend fremd und unwichtig. Denn da gehts ums Überleben, ums fressen und gefressen werden. Und bei aller "Dominanz" eines Wolfes gegenüber seinen Beutehasen - jene Art vermehrt sich viel schneller und deren Population ist um ein hunderttausendfaches (wenn nicht millionenfach) größer, als die der Wölfe, die - vom Menschen gnadenlos gejagt - regionenweise schon als weitgehend ausgestorben gelten. Welche Art wäre nun - global betrachtet - die dominantere und überlebensfähigere?