ich hab mal einer dame, die ich nur aus der rauchpause in einem kurs kannte, spaßeshalber ihren eigenen mann beschrieben, den ich noch nie gesehen hatte.
"er ist sehr groß; etwas älter als sie; kleidet sich gern elegant, aber dezent. er ist ein naturbursche und interessiert sich für die jagd. er ist recht ruhig und besonnen. er hat einige gesundheitliche probleme, weigert sich aber, sich das einzugestehen. besonders die brille will er nicht tragen, obwohl er eine bräuchte."
da ist die dame erstmal blass geworden und war schwer beeindruckt, weil ich aber sowas von exakt ihren mann beschrieben hab.
bin ich deshalb ein medium? natürlich nicht, ich kann nur beobachten.
die dame war um die 50 - in der generation sind die männer häufig ein stückl älter als die frauen, wobei sowieso in den meisten beziehungen die männer durchschnittlich 3-5 jahre älter sind.
die dame war sehr klein. kleine frauen haben erstaunlich oft relativ große partner (oder zumindest sind sie in relation und in der wahrnehmung der partnerin recht groß)
die dame war gepflegt, von der sprache her aus gutem hause - also war es relativ wahrscheinlich, dass ihr mann ned grad bauhackler ist.
da die dame recht gesprächig, eher bunt und eher schrill war und tendentiell eigentlich ein wenig unsicher, war anzunehmen, dass ihr partner eher das gegenteil davon ist, wenn sie schon so lange verheiratet sind (was sie irgendwann mal erwähnt hatte)
sie konnte sich in dem moment sicher nicht mehr erinnern, dass sie mal einen garten erwähnt hatte und konnte nicht wissen, dass ich gehört hab, wie sie jemand anderem von dem deutsch-drahthaar erzählt hatte, den die familie mal besaß.
gesundheitliche probleme sind bei jemandem jenseits der 50 nicht unbedingt selten, dass männer sich die häufig ungern eingestehen, ist so ne binsenweisheit.
die brille war geraten (er hätte ja auch brillenträger sein können, das war ne 50-50 chance richtig zu liegen) - dass er eine braucht, war bei einem vermuteten alter um die 60 nicht unbedingt verwunderlich.
im prinzip braucht man für solche dinge nur jemanden, der sich beeindrucken lässt, etwas beobachtungsgabe und ein talent dafür, nicht allzu konkret zu werden - dann funktioniert das auch bei tieren.
manche tierbesitzer fallen schon in erführtiges erstarren, wenn ich ihnen sage, ob ihr tier links- oder rechts"händer" ist, weil wenige auf sowas achten, geschlecht erkennt man auch auf bildern oft am gesicht - besonders wenn man sich mit einer bestimmten hunderasse z.b. gut auskennt.
mit ein bissl zusatzinformation über den besitzer oder die lebensumstände kann wahrscheinlich fast jeder eine relativ hohe trefferquote erziehlen, sofern er sich nicht allzu genau ausdrückt - besitzer die das dann auch glauben wollen, tun ihr übriges.
bissl esokram drumrum und fertig ist eine neue philosophie, die sich gut verkaufen lässt. problematisch wird´s, wenn dann so dinge bahuptet werden wie "ihr hund hat mir gesagt, dass die farbe seines futternapfes ihm nicht gefällt." oder sowas in der art. das hat mit beobachtungs- oder assoziationgabe nichts mehr zu tun, sondern ist humbug.
sagt eine mitzi, die nicht an tierkommunikation und telepathie glaubt, sondern an wesentlich profanere dinge wie körpersprache und körperspannung, stimmungen... und daran, dass manche leute gerne märchen erzählen.