Grundsätzlich bin ich ja auch davon überzeugt, daß schwere Haltungsfehler, die Hauptursache für ernsthafte Beißvorfälle sind. Vor allem "Launenhaftigkeit" eines HH (bei guter Laune ist alles erlaubt, bei schlechter Laune gibt's aus minimalen Anlässen "Donnerwetter") können einen Hund massivst verunsichern und unberechenbar werden lassen. Daneben gehören natürlich ein generelles Fehler der Erziehung im Sinne eines "Laissez-faire-Erziehungsstiles", Vernachlässigung, Mißhandlung etc. - zu den schweren Fehlern, die irgendwann dann "scheinbar wie aus heiterem Himmel" furchtbare Folgen haben können. Ein Hund muß sich bei seinem Halter sicher fühlen und Orientierung finden - alles andere ist gefährlich.
Die Verantwortung für das was ein Hund tut, trägt IMMER der HH - die kann und soll ihm auch niemand "abnehmen".
Trotzdem würde ich mir sehr wünschen, daß man nach einem schweren Beißvorfall nicht AUSSCHLIESSLICH die Haltung des Hundes betrachtet. Es müssen auch andere Faktoren in Betracht gezogen werden, die - nicht zwingend aber möglicherweise - eine Rolle gespielt haben.
Ich wäre z.B. unbedingt dafür, daß die Herkunft eines Hundes, der schwer gebissen hat, näher "beleuchtet" wird und damit meine ich nicht nur "Aha, Hund von einem Züchter oder Vermehrer; aus dem In-oder Ausland", sondern wo kommt der Hund genau her? Gab oder gibt es bei Eltern, Geschwistern oder Nachzuchten dieser "Blutsverwandtschaft" auch ein gehäuftes Auftreten von Verhaltensproblemen - speziell gesteigerte Aggressivität? Falls ja sollten die betreffenden Tiere ohne "wenn und aber" aus der Zucht genommen werden. Jeder Zuchtverband muß Interesse daran haben, Zuchtlinien mit gefährlichen Verhaltensauffälligkeiten so schnell wie möglich zu erkennen und von der weiteren Zucht auszuschließen. In erster Linie im Interesse der öffentlichen Sicherheit, aber auch im Interesse, der weiteren Entwicklung der betreffenden Rasse und - zuletzt aber doch - auch im Interesse, des Rufes, den die Rasse hat.
Des weiteren gehört die Zuchtstätte aus der so ein Hund kommt, einmal genau kontrolliert, ist dort alles o.k., dann paßt's ja; bestehen dort aber gröbere Mißstände, dann gehört "der Laden dicht gemacht" und zwar auch ohne "wenn und aber".
Ich weiß nicht, inwieweit solche möglichen "Mitursachen" nach schweren Beißunfällen Beachtung finden; ich weiß auch nicht, was die Gesetzeslage in dieser Hinsicht "hergibt" aber ich denke, daß das auch mit ein Ansatz zu mehr Sicherheit in der HH wäre.
Beim Verhalten eines Lebewesens, spielt immer viel zusammen. Die Gene, die erste wichtige Entwicklungsphase und all das, was das Lebewesen im weiteren Verlauf seines Lebens erlebt und lernt. Und alle diese Faktoren müssen auch berücksichtigt werden, wenn man Beißunfälle verhindern will - speziell dann, wenn es sich um schwere Vorfälle handelt, die nicht aus der Akutsituation heraus zu erklären sind.
Liebe Grüße, Conny