Guten Morgen!
Weder Starkzwang, noch reines Gehorsamstraining lösen das tatsächliche Problem des Hundes. Auch der Hinweis auf das Buch einer Frau, deren "Therapieerfolge" mittlerweile stark in Zweifel zu ziehen sind, ist nicht hilfreich.
Grundsätzlich ist natürlich Gehorsam eine wichtige Basis und wenn der Hund schon mal aggressiv in der Leine hängt, wird man wohl ein gewisses Maß an "Zwang" brauchen, um ihn wieder aus der Situation herausholen zu können.
Und es schadet keinesfalls, sich theoretisch mit dem Thema Aggression zu befassen und mehr über deren Ursachen zu erfahren. Da gibt es genügend Literatur, die fachlich und sachlich richtiger (und umfangreicher) ist, als CR.
Wenn man aber beim Versuch, in explosiven Situationen Gehorsam durchzusetzen, mehr und mehr Streß (= in dem Fall gleich Aggression) in den Hund hineinpumpt, kann der Hund nicht lernen, wie er sich beim Anblick (der Annäherung) anderer Hunde korrekt zu verhalten hat.
Sein aggressives Verhalten über Starkzwang unter Kontrolle bringen zu wollen, funktioniert - wenn überhaupt - nur dann, wenn der Hundehalter bereit ist, eine von Haus aus sehr hohe Dosis Gewalt einzusetzen, damit der Hund mehr mit den möglichen Konsequenzen seines aggressiven Verhaltens beschäftigt ist, als mit seinem eigentlichen Problem. Sprich: wenn er mehr Angst vor den Reaktionen seines Hundehalters hat, als vor anderen Hunden.
Beide Wege lassen völlig das Lernverhalten außen vor. Der Hund lernt nicht, mit gewissen Situationen anders umzugehen, als bisher. Es findet aber auch keine Gewöhnung an für den Hund Angst- oder Aggressionsauslösende Reize statt.
Der Hund muß lernen, daß nicht sein bisher eingelerntes Verhalten (Aggression) zum Erfolg führt, sondern nur erwünschtes Verhalten ihm Sicherheit bietet, wobei ein gewisser Grundgehorsam - wie gesagt - sehr wohl hilfreich ist. Weiters muß bei jeden solchen Training darauf geachtet werden, Streß (zu viel Aufregung im täglichen Leben führt einfach dazu, daß Hunde ihre Reizschwelle schneller erreichen) zu verringern und auch das bisherige Verhalten des Hundehalters zu verändern. Denn angespannte und aggressive Reaktionen beim Menschen (und da reicht es schon, den Hund an der Leine kurz zu nehmen, weil man ihn sonst nicht bändigen kann) führen zu erhöhter Alarmbereitschaft und natürlich auch Aggression beim Hund.
Es ist also ein ganzes Maßnahmenpaket notwendig, um hier tatsächlich einen echten Erfolg erzielen zu können (und nicht nur das Problem zu übertünchen).
Jeder, der glaubt, dies über reines Gehorsamstraining oder über Zwangseinwirkungen auf Dauer "therapieren" zu können, befindet sich schlicht auf dem Holzweg.
MfG, Andreas MAYER