wenn ich einen hochmotivierten, äußerst aktiven hund habe und den dann konsequent auf einem niedrigen (trieb)level beschäftige (so habe ich das zumindest im konkreten fall von neo verstanden), laufe ich da nicht gefahr, dass es früher oder später zu diversen "übersprungshandlungen" bei meinem hund kommt?
Um auf das nochmal zu antworten:
Wie schon gesagt ist die Unterscheidung zwischen einem "triebstarken" und gestreßten oder hyperaktiven Hund auch für Fachleute nicht immer leicht zu treffen.
Wenn Du - abseits allen wissenschaftlichen Gedröns - meine persönliche Beschreibung lesen willst, hier ist sie. Ein triebstarker Hund ist ein Hund, der im "Normalbetrieb" lebhaft, aufmerksam und aktiv ist, aber jederzeit ansprechbar und damit kontrollierbar (auch bei Ablenkung - was natürlich erst durch Training erreicht wird) bleibt. Der "Trieb" ist - bei Vorhandensein einer entsprechenden (in den von uns diskutierten Fällen meist äußeren) Motivation - die Fähigkeit des Hundes, sein Ziel auch gegen Widerstände zu verfolgen und zu erreichen.
Anschließend sollte Hund wieder relativ problemlos in den "Normalbetrieb" herunterkommen. Das wird aber dann nicht erreicht werden können, wenn der Hund zusätzlich durch (/Ablenkung mit) Beutespiele
, Ballwerfen, sehr motivierenden Hundesportarbeiten u.ä. künstlich auf einem hohen "Trieblevel" (und in dem Moment ist das Wort Trieb eigentlich schon falsch), genauer Streßlevel gehalten wird.
In hohen Trieb/Streßlagen sind Hunde nun mal heftiger in ihren Reaktionen (Beute, Aggression, Jagd, Angst), Mit Ablenkung durch Beißwurst erreichst man vielleicht, daß gerade mal nix passiert, das Problem an sich wird hinausgeschoben. Wenn ich das mal zur Rettung in Notsituationen einsetze, wie Ulli das beschrieben hat, ist das kein Problem. Wird das zur Dauernotlösung, bleibt der Streßlevel des Hundes hoch. Sollte er dann nicht seine echte Befriedigung oder wenigstens seine Ersatzbefriedigung (also die Beißwurst) erhalten, kommt es - meist aus Frust - zu den Übersprungshandlungen (die auch schon Cato und ich im Zusammenhang mit Agility beschrieben haben), wenn man diesen (in unseren Fällen meist nur kurzen Moment) verpaßt.
wohin sollen denn schließlich dann die ganze überschüssigen energien (die sich unter umständen sogar summieren könnten ...) "abwandern" ...
Was sich summiert (besser gesagt kumuliert), ist beim gestreßten Hund vor allem der Cortisolspiegel, was dann zu den von Dir dargestellten Energieüberschüssen zu führen scheint. Der Hund kommt nicht zur Ruhe, läuft auf und ab, hechelt, fordert nach Aktivität. Ein Nachgeben führt zusätzlich noch zu dem (eigentlich unerwünschten) Lerneffekt, daß aufmerksamkeitsheischendes Verhalten zum Erfolg führt.
ps: wenn mein kind die ganze woche nur in der schule hockt und in seiner freizeit ausschließlich "kopfarbeit" leisten dürfte - der würde binnen kürzester zeit auszucken!!!!
Der Vergleich hinkt leider, denn Nasenarbeit ist für den Hund auch körperlich äußerst anstrengend. Nach einer anspruchsvollen Fähtenarbeit kann die Körpertemperatur eines Hundes um ca. 1 Grad gegenüber der Normaltemperatur erhöht sein.
LG, Andy