Die meisten muslimischen Frauen, die ich kenne, tragen das Kopftuch weder als religiöses Symbol (die wissen natürlich, dass das keine ausdrücklich formulierte Forderung im Koran ist) und auch nicht weil sie von ihren Ehemännern, Vätern oder Brüdern dazu gezwungen werden. Sie tragen es bewusst als politisches Zeichen gegen den westlichen Imperialismus.
Als Zeichen auch gegen die Anbiederung in ihren Stammländern an unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem.
Ich weiss schon, der Einwand, dann sollen sie nicht hier her kommen ist naheliegend. Aber durch die Festung Europa, wie das so martialisch mal genannt wurde, wird die Aus- und Abgrenzung doch nur verschoben. Probleme nur oberflächlich und kurzfristig und auch das nur räumlich stark begrenzt gelöst. Das Ungleichgewicht und damit die Ungerechtigkeit wird größer, die Unzufriedenheit in anderen Weltregionen steigt, der Zulauf zu terroristischen Gruppierungen wächst. Man kann ein weltweites Problem nicht regional lösen.
Von Beginn der Menschheitsgeschichte an hat es immer Migrationen gegeben. Der Homo Sapiens soll sich sogar bisweilen mit dem Neanderthaler verkreuzt haben (ein bestimmter Prozentsatz der Europäer soll sogar immer noch Neanthaler-Gene tragen - wie die wohl wählen?
-- Achtung: Scherz).
Eine gefestigte kulturelle Identität kann doch nicht durch die Anwesenheit von Menschen, die einem anderen Kulturkreis angehören erschüttert werden. Die deutsche Debatte über das abendländische Fundament aus Judentum und Christentum ist gelinde gesagt Unsinn. Der Islam gehört da unweigerlich dazu. Die Entstehungsgeschichte der drei großen monotheistischen Religionen ist ja gleichsam ein Fortsetzungsroman. Die Aufklärung hätte es ohne kulturelle Wechselwirkungen nicht gegeben.
Meine kulturelle Identität würde auch dann nicht erschüttert werden, wenn der Muezzin vom Stephansdom aus zum Gebet ruft, ich fände das sehr ... versöhnlich.
Was die vor -zig Seiten erwähnte Volksmusik betrifft, so glaube ich, dass viele Einwanderer das für schützenswerter halten aus so mancher Österreicher (inklusive meiner Person), eben weil sie schlicht traditionsbewusster sind (was ihnen ja auch vorgeworfen wird), nicht zuletzt deshalb, weil auch sie ihre orientalische "Endlos-Musik" (Handke) (mit der ich persönlich übrigens bei aller Islamophilie auch nicht allzu viel mehr anfangen kann als mit der österreichischen Volksmusik) bewahren wollen. -- Ich denke sie halten das noch für einen der symphatischeren Züge der Österreicher.
Eine gute Freundin von mir - ihres Zeichens Kopftuchträgerin - hat übrigens, weil sie es nicht mehr ertragen konnte mehrmals täglich in den Offis vor ihrem Kind gedemütigt zu werden, von ihrem Mann ein Auto gekauft bekommen (und das obwohl er der Meinung ist, dass es besser wäre, sie würde sich verbal wehren). Von wem genau wird sie da unterdrückt und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, wer hindert sie daran am öffentlichen Leben teilzunehmen. Und nicht zuletzt: Wäre es nicht besser für sie, sie würde gar nicht verstehen, was ihr da an den Kopf geworfen wird?
Zu den Hunden, oder Tieren ganz allgemein: da scheint tatsächlich ein, teils kulturell, teils religiös bedingter anderer Zugang gegeben zu sein. Einen regelrechten Hundehass, wie bei manchen Inländern, kann ich da aber auch nicht ausmachen. Eher Gleichgültigkeit bis hin zu Angst, weil manche auf Demos in ihren Stammländern unangenehme Erfahrungen mit Polizeihunden machen mussten. Hunde sollen da auch zur Folter eingesetzt werden (k. A. ob das stimmt, hab' ich wie gesagt nur gerüchteweise gehört) und beispielsweise dazu (in dem Fall wäre das Wort wohl angebracht) abgerichtet werden Frauen zu vergewaltigen. Ich denke, da genügt das Gerücht allein um einem den kalten Schauder über den Rücken zu jagen...
