Das ist eine Milchmädchenrechnung.
1 Hausarzt = 1400 Kassenpatienten / Quartal.
Pro Beratungsgespräch 15 Minuten = € 12,-
1400 x 12 = € 16.800,- pro Quartal.
Wenn diese Rechnung so stimmen würde, dann wäre der Zeitaufwand dafür 1400 x 0,25 Stunden = 350 Stunden pro Quartal. Ein Quartal hat 13 Wochen, das wären dann 27 Stunden die Woche. Da haben wir noch gar nicht gerechnet dass auch ein Arzt mal Urlaub macht. Also, wenn er mit jedem einzelnen seiner Patienten eine Viertelstunde über Corona und Impfung plaudert, dann müsste er dafür viele andere eigentlich auch wichtige Gespräche und Behandlungen zu anderen Krankheiten (die ihm ja auch alle vergütet werden würden) unter den Tisch fallen lassen.
Aber in der Realität kann der Hausarzt dieses Rechenbeispiels nicht mit allen seinen 1400 Quartals-Patienten so ein Impf-Beratungsgespräch führen. sondern nur mit etwa einem Viertel seiner Patienten. Genau gesagt mit maximal 27,5 % = 386 Patienten.
Wie ich auf diese Zahl komme?
Schauen wir doch mal, mit wievielen seiner Patienten unser Hausarzt tatsächlich über die Impfung plaudern kann.
In Deutschland sind 57,8 % der Bevölkerung bereits vollständig geimpft, und zusätzliche 5,7 % haben eine Impfdosis erhalten und befinden sich in der Wartefrist zur zweiten Dosis.
Das sind 63,5 % der Bevölkerung, mit denen kein Beratungsgespräch mehr geführt werden kann.
Quelle:
https://impfdashboard.de/ Stand 18.8.2020
63,5 % von 1400 Quartals-Patienten unseres Durchschnitts-Hausarztes sind 890 Patienten.
Bleiben 510 ungeimpfte Patienten, mit denen der Hausarzt theoretisch ein Gespräch führen kann.
Da gibt es aber noch die Impfverweigerer. Die machen fast ein Viertel der Ungeimpften aus und die werden eher kein Beratungsgespräch annehmen wollen. Und aufzwingen kann es ihnen der Arzt ja auch nicht.
Hier die Zahlen des Robert Koch Instituts:
Monitoring des Robert-Koch-Instituts, 10.8.2020, Seite vier
Anhang anzeigen 4452
24,3 % von 510 sind 124 Patienten.
510 Ungeimpfte minus diese 124 Impfverweigerer = es bleiben 386 Patienten, mit denen ein Beratungsgespräch geführt werden könnte.
386 mal 12 = € 4632,- / Quartal, wenn wir bei unserem Durchschnitts - Rechenbeispiel bleiben.
Angenommen tatsächlich, das wäre ein zusätzlicher Verdienst zu dem, was unser Hausarzt üblicherweise verdient, dann wäre das ein Zeitaufwand dafür von
386 x 0,25 Stunden = 92 Stunden im Quartal, das wäre bei 13 Wochen im Quartal 92 : 13 = 7 Stunden, die unser Arzt pro Woche zusätzlich arbeiten müsste. Das sind schon heftige Überstunden, wenn wir dran denken, das die meisten Hausärzte ja eh schon mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten.
De facto werden die Impfgespräche dem Hausarzt ein bisschen mehr Verdienst einbringen, das schon. Aber so fett ist diese Sau auch nicht, wie die Milchmädchenrechnung uns einreden möchte.