Ich denke das größte Problem bei der Anpassung ist, dass das Virus so schnell und häufig mutiert. Die Anpassung macht ja erst dann Sinn, wenn eine bestimmte Mutation sich durchsetzt und vorherige Mutationen ablöst. Es wäre nicht sehr sinnvoll für jede auftauchend Mutation sofort eine Anpassung zu machen – es sind zuviele. Die meisten Varianten verschwinden ja wieder, nur einzelne setzen sich durch. Und da muss man eben abwarten welche sich durchsetzt.
D.h. der erste Schritt muss bzw. müsste die Erfassung der gerade umlaufenden Virusvarianten sein – was wohl leichter war als es noch flächendeckende Tests gab. Heute macht man das überwiegend mit Abwasserscreening.
Dann – wer hat Zugang zu diesen Daten bzw. wer sammelt und beurteilt sie? Da das Virus weltweit verbreitet ist, ist das eine Aufgabe der WHO, die dann auch an die Impfstoff-Firmen Empfehlungen herausgibt, an welche neue Mutation der Impfstoff angepasst werden soll.
Natürlich können die Firmen auch vorher schon Vermutungen anstellen, in welche Richtung sich das Virus entwickelt, und vorbereitende Schritte setzen. Aber unterm Strich hinken alle Anpassungen immer deutlich hinter der Virusmutation her.
Bei Influenza, wo der Impfstoff auch immer wieder neu angepasst werden muss, hat man den Vorteil, dass das Virus seit langen bekannt ist und sich mehrere Virenstämme etabliert haben. Diese Stämme bringen zwar weitere Varianten hervor; diese Varianten unterscheiden sich aber nicht mehr so sehr, dass ein an den jeweiligen Stamm angepasster Impfstoff gar nicht mehr funktionieren würde.
Deshalb wird das so gehandhabt, dass man prognostiziert welche Stämme im nächsten Winter höchstwahrscheinlich dominieren werden, und stellt entsprechend den Impfstoff bereit. Meist mit drei bis vier Stämmen, um das möglichst breit abzudecken.
Naja und manchmal hat man auch Pech und es passt nicht so ganz. Aber besser als nichts.
Covid ist aber (denke ich) einfach noch zu neu, als dass man da solche Voraussagen treffen könnte.
Vielleicht wird es in Zukunft (ähnlich wie bei Influenza) etablierte Stämme geben und die Mutationsrate sich verlangsamen. Oder man findet beim Virus Angriffspunkte, die nicht oder langsamer mutieren, sodass man den Impfstoff nicht immer neu anpassen muss.
Man sollte nicht vergessen dass das eine Krankheit ist, die sich unfassbar schnell über die ganze Welt verbreitet hat, und dass auch die Impfstoffe dagegen unfassbar schnell entwickelt wurden. Das hat vorher niemand für möglich gehalten.
In den nur 3 ½ Jahren, die seit dem Beginn dieser Pandemie vergangen sind, hat man unglaublich viel darüber gelernt und erforscht. Ich finde das eine absolut erstaunliche Leistung.
Dass da auch jede Menge Fehler gemacht wurden – sowohl im Umgang mit der Pandemie als auch mit den Vorhersagen und Versprechungen – finde ich eher normal. Am Anfang wusste niemand wie man damit umgehen soll, und - nun ja, Menschen sind eben Menschen (im Guten wie im Bösen) und machen Fehler. Wie immer, sieht man erst hinterher was gut war und was zutraf, und was nicht. Wichtig wäre nun die Reflexion und Evaluierung. Aus den Fehlern zu lernen, und sich für die nächste Krise vorzubereiten.
Denn... die nächste Pandemie kommt bestimmt. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich glaub, dass das Abwassermonitoring ohnehin eine sehr gute Methode ist, um einen zuverlässigen Überblick über das Infektionsgeschehen und die auftretenden Varianten zu haben. Und auch die Auswertung scheint bei uns wirklich gut zu funktionieren.
Dass die Impfstoffanpassung der Virusentwicklung hinterherhinken muss, ist klar - läßt sich nicht vermeiden. Ich glaub aber, dass das kein allzu großes Problem ist - solange noch eine enge genetische Verwandtschaft zwischen den zirkulierenden Varianten und der, an die der Impfstoff angepaßt ist, besteht. Der Impfstoff gegen XBB.1.5 scheint ja gegen JN.1 immer noch zu wirken - nur halt nicht mehr so gut, wie ein neu angepaßter Impfstoff. Ein Problem besteht natürlich wenn bereits ein größerer genetischer Unterschied zwischen der "Impfstoffvariante" und dem zirkulierenden Virus besteht - also dass man gegen Delta nicht angepaßt hat, versteh ich bis heute nicht, aber zum Glück ist diese wirklich "ungute" Variante heute ja ohnehin kein Thema mehr.
Ich stimm Dir auch zu, dass die Wissenschaft während der Pandemie wirklich sehr viel geleistet hat und auch die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit hat mMn gut funktioniert.
Und auch die Politik hat Vieles richtig gemacht und Fehler, die "weil man's noch nicht besser wußte" oder auch aus Verunsicherung /Überforderung gemacht wurden, nehm ich wirklich niemandem auch nur im Geringsten übel. Gesundheitsminister in Pandemiezeiten ist wirklich ein extrem harter "Job", Anschober hat man ja auch angesehen wie "fertig" er war, als er zurückgetreten ist. Nicht mal für's 3-fache Ministergehalt würd ich so eine Verantwortung in Pandemiezeiten haben wollen.
Aber das was ich hier immer "beanstande", nämlich
wider besseres Wissen zu behaupten, man würde andere schützen, wenn man sich impfen läßt und deswegen die "Impfunwilligen" massiv unter Druck zu setzen, war eben definitiv kein Fehler aus Unwissenheit oder Überforderung. Es war eine bewußte Lüge und zutiefst unanständdig. Vergleiche zu ziehen und zu sagen: "Na ja, das wäre ja nicht das erste Mal, dass es eine Impfpflicht gibt, gegen Pocken gab's ja auch eine" war einfach nur haarsträubend, zumal man definitiv wußte, dass man die Menschheit durch die Impfung nie und nimmer von Covid19 befreien könnte.
Und das muss aufgearbeitet werden, es muss "auf den Tisch gelegt werden" warum man das getan hat - und zwar ehrlich, ohne faule Ausreden. Das ist die einzige Möglichkeit den Vertrauensverlust, den diese Lüge bei vielen Menschen bewirkt hat, wieder halbwegs "gut zu machen".
Und weil die nächste Pandemie ja bestimmt kommt (auch wenn ich hoffe, erst in vielen, vielen Jahren) muß auch klar sein, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Gesundheitspolitik einmal die allerwichtigste Voraussetzung ist um eine Pandemie halbwegs gut überstehen zu können.
Liebe Grüße, Conny