warum hält man sich eigentlich einen killerhund?

Teil 17

Von Wölfen und Menschen, des Unterkapitels erster Teil:


Letztes Mal hat die Mitzi erzählt, wie das so ist, mit wilden Tieren und deren Aufzucht.

Dass man wilde Tiere in solche die andere fressen und solche, die von anderen gefressen werden, einteilt, das hat die Mitzi auch schon erwähnt.

Dass die Veganerfraktion im Tierreich nicht unbedingt nur zartbesaitet und lieb ist, das hat die Mitzi auch schon angedeutet. Weil so ein Grünzeugfresser sich notfalls mit Gewalt gegen das Gefressenwerden zur Wehr setzt. Ein Opferlamm ist also lieb und nett, solang ihm keiner was zuleide tut, solange frisst es Gras, dekoriert die Gegend und ist wolliges Wohlgefallen auf vier Beinen. Wenn aber ein Wolf kommt, oder ein Bär, dann läuft es erst ganz schnell davon und wenn alles laufen nichts nützt, versucht es sich zu wehren.

So ein Wolf zum Beispiel hat gegen ein Schaf im Wehrtrieb allein kaum eine Chance. Ein tobendes Schaf macht einen Wolf platt, wenn es will. Weil der Wolf aber nicht platt gemacht werden will von einem Schaf, das eigentlich nur seinen Hunger stillen soll, rüstet der Wolf auf. Der Wolf läuft zwar mit Zähnen bewaffnet durch die Gegend, aber im Gegenzug hat das Schaf Hörner und Hufe entwickelt und ist gewillt, die auch zu benutzen!

Der Wolf nimmt, damit er eine Chance gegen das Kampfschaf hat, also seine Kumpels mit, wenn er schafeshungrig ist. Gegen Wolf mit Kumpels hat das einzelne Schaf praktisch keine Chance. Weil der Wolf seine Kumpels mitnimmt, gegen die das Einzelschaf keine Chance hat, nimmt das Schaf umgekehrt immer seine Schaffreunde mit, um seine Chancen wieder zu verbessern.

"Sie müssen sich Evolution wie ein gegenseitiges Wettrüsten vorstellen!" , sagt die Mitzi. "Das ist keine Erfindung der Amis und Russen, sondern eine Erfindung der Natur."

Viele Tiere auf beiden Fronten der Nahrungskette leben also in Gruppen um sich selbst das Überleben zu erleichtern und den anderen zu erschweren.

Andere Tiere haben andere Strategien entwickelt und können deshalb alleine leben. Manche sind giftig geworden und übel schmeckend, andere wohnen einfach dort, wo sonst keiner wohnt und wieder andere sind einfach so groß und stark geworden, dass sie niemanden mehr fürchten müssen.

Der Bär zum Beispiel ist eher ein Einzelsohlengänger. So ein Bär hat wenig Feinde, groß und stark wie er ist, also bewohnt er eine Einzelzimmerhöhle. Ein Tier, dass so groß und stark ist, braucht auch sehr viel zu fressen um bei Kräften zu bleiben. Würde ein erwachsener Bär im Rudel leben, anstatt nur von Zeit zu Zeit einen kurzen Plausch abzuhalten, zwecks Familienplanung oder Reviergrenzenbesprechung und zum Austausch der neuesten Neuigkeiten, dann würden viele große, starke Tiere sehr viele andere, weniger starke Tiere fressen müssen um bei Kräften zu bleiben und bald wär der Wald leergefuttert. Für den Bären ist es also langfristig günstiger sich allein zu versorgen.

Das ist Bärenstrategie, der Bär kann sich so ein Leben leisten, ohne um sein Leben fürchten zu müssen. Der Wolf oder das Schaf aber nicht, die haben mehr Feinde, als der Bär, ebenjenen beispielsweise. Die setzen auf Gruppengröße statt Körpergröße.

So ein Bär kann vor sich hin eigenbröteln, kann aufstehen, wann er will und zu Bett gehen, wie es ihm beliebt. Er braucht keine Rücksicht auf die Laune der Rudelbären nehmen, weil es keine Rudelbären gibt, er kann tun und lassen, was ihm passt. Im Rahmen seines Reviers versteht sich, weil nicht jedem Eigenbrötlerbären die Eigenbrötelei des jeweils anderen passt.

Ein Wolf dagegen - die Mitzi bleibt in der weiteren Ausführung beim Wolf und erklärt nicht noch das Schaf, das eigentlich ähnlich denkt, aber anders, weil ja von Raubtieren die Rede war, hauptsächlich - So ein Wolf also lebt in einer Gruppe, weil ihm das Gruppenleben mehr bringt, als sich allein durchs Leben schlagen zu müssen.

Ein Wolf kann, im Gegensatz zum Bären, nicht dauernd machen, wonach ihm der Sinn steht. Der Wolf muss sich an seinen Mitwölfen orientieren und seine Handlungen danach ausrichten, was dem Wohl der Mitwölfe und insgesamt gesehen somit auch ihm dient.

Natürlich kann sich so ein Wolf kratzen, wenn es ihn juckt, ohne dass das die Mitwölfe juckt. Natürlich ist auch der Wolf innerhalb der Gruppe ein Individuum und kann als solches alle möglichen Dinge tun, ohne dass es die anderen kümmert. Aber in den Dingen, die für die Wolfsgruppe wirklich wichtig sind, muss der Einzelwolf sich an Regeln halten, die für alle Einzelwölfe gelten, damit sie zusammen eine Gruppe sind.

Anarchie und Rebellion scheint zwar, ähnlich dem Menschenjungen, auch pubertären Wölfen manchmal ein gangbarer Weg, aber ansich ist der Wolf sehr gesetzestreu.

Ohne Regeln und Bestimmungen, ohne Höflichkeit und Rituale funktioniert so eine Gruppe nämlich nicht. Wenn jeder immer nur macht, was er will, ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle zur selben Zeit das Selbe wollen, relativ gering. Und wenn dann noch jeder macht, was er will, ohne sich zumindest an die geltenden Regeln von Anstand und Etikette zu halten, dann ist die Gruppe als solche in ihrem Fortbestand massiv gefährdet.

Wölfe leben hierarchisch, damit in wichtigen Fragen nicht immer erst eine Rudelbefragung abgehalten wird, sondern gleich entschieden werden kann. Der Entscheidungsträger steht dann aber für das Wohl der ganzen Gruppe ein. Wäre er nur um sein eigenes Wohl bemüht, würde das ganze System kippen.

Wölfe leben hierarisch, damit sie Aufgaben besser delegieren können, sie brauchen Kompetenzverteilungen, damit sich nicht einer überschätzt, während andere für den Job besser geeignet wären.

Wölfe brauchen klare Regeln, damit sie sich im täglichen Leben nicht wegen Nichtigkeiten an den Pelz gehen, denn wann immer Gruppen zusammen leben gibt es auch unterschiedliche individuelle Interessen und damit Konfliktpotential.

Der eine Wolf hat vielleicht als Hobby Äste kauen, der andere Wolf hat eine Vorliebe dafür Äste zu stibitzen. Hie treffen also zwei konträre Interessen ein und dasselbe Ding betreffend aufeinander und damit sich Wölfe nicht wegen eines simplen Astes ernsthaft in die Haare kriegen, halten sie sich an festgelegte Abläufe, wie in solchen Situationen zu verfahren ist, bevor die Situation völlig verfahren ist und sich alle auf ewig spinnefeind sind.

Nun ist der astkauende Wolf vielleicht ein Unterlegener, der astklauende ein hierarchisch höher gestellter. Damit sich der unterlegene Wolf nicht denkt "Diese Vorgesetzen dürfen sich aber auch alles heraus nehmen. Scheiß ungerechtes System!" und aus Unzufriedenheit am Zusammenhalt der Gruppe rüttelt, einer Kleinigkeit wegen, wird der Vorgesetzte den Untergebenen nicht dafür belangen, wenn er sich weigert, den Spaß zu teilen. Denn der Vorgesetzte ist nur in den wirklich wichtigen Belangen entscheidungsbefugt, welche das sind, ist gruppenintern klar geregelt, ansonsten darf ein jeder machen, was ihm beliebt, solange er die rudeleigenen Benimmregeln beachtet.

Ist der Vorgesetzte also unhöflich und will klauen, darf der Untergebene umgekehrt unhöflich sein und sagen "Alter, mach Meter" Das ist mein Ast!". Sagt der Vorgesetzte dann "Okay, Tschuldigung, war nicht so gemeint!", muss auch der Untergebene wieder höflich sein, andernfalls darf wiederum der Chef seinen Unmut kund tun "Ich hab mich entschuldigt, kein Grund, mich jetzt noch weiter anzugranteln."

Weil einem Wolf in den seltensten Fällen die fristlose Kündigung des Rudellebens droht, kann also auch ein Niedrigrangiger mal seine Meinung sagen, damit aber keine der beiden Seiten übertreibt gibt es ein genetisch festgelegtes Verhaltensmanual, das vorschreibt, wie sich ein Wolf in welchen Situationen zu verhalten hat.

Streng genommen würden auch Menschen recht ähnlich wie Wölfe funtionieren, wenn sie sich selbst noch artgerecht halten würden. Da dies aber kaum noch der Fall ist, hat der Mensch als Rudelordnungsprinzip Gesetze eingeführt und ahmt damit die Regeln nach, die innerhalb einer Menschengruppe dazu führen sollen, dass Menschen vom Zusammenleben mehr profitieren als vom Leben im Alleingang und vorallem, dass es gruppenintern zu keinen gröberen Streitereien kommt.

Weil der Mensch aber mit fortschreitender Hirnleistung begonnen hat, sich selbst immer wichtiger zu nehmen als alle anderen, macht der entscheidende Mensch gerne Gesetze für sich, aber nicht für alle. Die, die die Gesetze befolgen sollen, fühlen sich dann aber nicht angesprochen und zudem nimmt sich ein jeder von ihnen selbst so wichtig, dass er denkt, sich so oder so nicht daran halten zu müssen. Das Dilemma menschlicher Großgruppen.

Interessant findet die Mitzi in dem Zusammenhang auch, dass es neuzeitlich eine signifikante Häufung von Menschen in selbstgewählter Einzelhaltung gibt, auch bescheinigt die Mitzi der Menschheit letzterdings deutlich gesteigerte Artgenossenaggression.

Der Mensch ist ansich, wie der Wolf, innerhalb seines Rudels artgenossenverträglich, der Mensch beansprucht für sich darüber hinaus, unter Hinweis auf die höhere Hirnleistung und auf die Erfindung von Moral und Ethik, auch außerhalb eines Rudels absolut artgenossenverträglich zu sein.

Den Beweis für diese These blieb die Wissenschaft bislang schuldig, zumal die Aufassung des Einzelnen vom Umfang des menschlichen Rudels sehr stark variiert und Familie, Dorf, Stadt, Staat, Kontinent oder gar den ganzen Planeten und all seine menschlichen Bewohner umfasst.

Insgesamt, findet die Mitzi, lässt sich bei näherer Betrachtung feststellen, dass der Mensch ein dem Wolf ähnliches Sozialverhalten zeigt, wenngleich dieses stark verkümmert scheint. Gerade in puncto Konfliktvermeidung ist der Wolf dem Menschen klar überlegen, aber darauf geht die Mitzi in einem der folgenden Kapitel noch näher ein.
 
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Danke Tante Mitzi, war wieder einmal amüsant und interessant. Irgendwie verspühre ich die Lust, mich einem Wolfsrudel anzuschliessen und der Menschheit die Liebe zu künden... :D:cool:
 
Jööh! Das geduldige - *mitfingertrommel* - Warten hat sich gelohnt!
Wie immer sehr interessant und sooo gut geschrieben.
Danke:)
 
Danke Mitzi!
Das lange Warten hat sich ausgezahlt, dieses Kapitel ist dir ganz besonders gut gelungen.
LG Ulli
 
Danke für Teil 17 - das macht natürlich Lust auf Teil 18.... :D;)

*hust!* jetzt hat sich die mitzi glatt am frühstückscola verschluckt. immer diese unterschwellig verpackten forderungen.

vielleicht geht teil 18 ja leichter von kopf zu papier, weil teil 17 ist eigentlich ganz anders geworden, wie die mitzi sich das vorgestellt hat. vielleicht wird teil 18 ja dann der ursprüngliche teil 17 oder... vielleicht sollt die mitzi einfach zu normalen tageszeiten fortsetzungsromane schreiben... und... na, mal schauen, wann sich die nächste folge ausgeht. versprechen tut die mitzi lieber nix, die fällt momentan immer augenblicklich in erschöpften dornröschenschlaf sobald sie sich denkt "mah, ich sollt endlich weiterschreiben."
 
Liebe Mitzi,

nur kein Streß, nur kein Streß!! Es reicht, wenn wir morgen wieder vom nächsten deiner Teile (also Teil 18) erfreut werden... :D:D;):)
 
Liebe Mitzi,

nur kein Streß, nur kein Streß!! Es reicht, wenn wir morgen wieder vom nächsten deiner Teile (also Teil 18) erfreut werden... :D:D;):)

mahe! die mitzi hat doch keine zeit! nervenzusammenbruch ahoi!

(es kommt ja erst in kapitel 315 oder so, wenn überhaupt, die erklärung, weshalb die mitzi montags und mittwochs ein angespanntes businessnervenkostum hat und sich dienstags und donnerstags von den strapazen erholen muss und freitag, samstag und sonntag mentale vorbereitung auf die montags- und mittwochskatastrophe braucht und darob gerne andere anstrengungen beiseite schiebt um nicht valiumabhängig zu werden.)
 
mahe! die mitzi hat doch keine zeit! nervenzusammenbruch ahoi!

(es kommt ja erst in kapitel 315 oder so, wenn überhaupt, die erklärung, weshalb die mitzi montags und mittwochs ein angespanntes businessnervenkostum hat und sich dienstags und donnerstags von den strapazen erholen muss und freitag, samstag und sonntag mentale vorbereitung auf die montags- und mittwochskatastrophe braucht und darob gerne andere anstrengungen beiseite schiebt um nicht valiumabhängig zu werden.)

:D:D:D
Puh, na da hast aber eh nicht wenig vor, so viele Folgen noch... :eek:
Das heißt also für mich, dass´d dazuschaun maußt, wennst des alles schaffen willst!
Also, ran an die Tastatur! :deal2:;
Bin aber in Gedanken stützend bei dir!! :angel:

LG, Lisa
 
Maaah, jetzt erst auf diese tolle Geschichte gestoßen, aber dafür alles nachgelesen!!

WELTKLASSE!! Gehört veröffentlicht!!!

Hab es über FB gleich verbreitet...
 
@mitzi
click&treat(jackpot).

heast, is die mitzi besoffen - oder du? die mitzi hod kan plan, wos diese buchstabenaneinanderreihung zu bedeuten hat, oba mitzi und die killagang gehn jetzt eh zum wirtn auf ein inspirationsachterl oder fünf, vielleicht stellt sich dann auch diesbezügliche illumination ein.
 
guhgl hat der mitzi grad verklickert, dass das was mit so knallfroscherl zu tun hat. nur wos des mit der mitzi zu tun hat, ist der mitzi immer noch schleierhaft.

so, die mitzi geht jetzt lieber zum wirtn haut sich vor den automaten und hofft dort auf den jackpot (die mitzi hat da eine todsichere methode. des funktioniert ganz bestimmt. es kann ja nicht immer nur der automat gewinnen, die mitzi hat des im gefühl, dass sie heut an guten lauf haben wird, weil man kann ja nicht immer nur verlieren. ana hod immer des bummerl - heut is es der automat, da is sich die mitzi gaunz sicher!)
 
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schau nimmst eh schon dein treat ein, und wennst da 5/8 genehmigst, dann eh gleich jackpot.
ich wollt' dich konditionieren, weil vielleicht kann ma an literarischen flow freeshapen? dass d' uns dann quasi von selbst ständig geistige perlen anbietest und wir gar net drum betteln müssen?
und irgendwann kann i dann a kommando einführen, nix sicht- nix hör- sondern lesezeichen quasi. und i schreib "schreib" und das mitzerl setzt si hurtig ans computerl und schriftelt.
so hätt i ma des dacht...
 
schau nimmst eh schon dein treat ein, und wennst da 5/8 genehmigst, dann eh gleich jackpot.
ich wollt' dich konditionieren, weil vielleicht kann ma an literarischen flow freeshapen? dass d' uns dann quasi von selbst ständig geistige perlen anbietest und wir gar net drum betteln müssen?
und irgendwann kann i dann a kommando einführen, nix sicht- nix hör- sondern lesezeichen quasi. und i schreib "schreib" und das mitzerl setzt si hurtig ans computerl und schriftelt.
so hätt i ma des dacht...

irgendwie mochst du mir aungst!
 
schod, i hätt ma des so klass vorgstellt ghobt...

des hob i mir denkt, dass du dir des klass vorgstöt host. aber die mitzierziehung ist schon vor jahren gescheitert, des haben die vorbesitzer und sämtliche staatlich beauftragten verhaltenstrainer nicht geschafft. also so die klassiker kann die mitzi schon "gib pfote" zum beispiel, "sitz und bleib" des kann die mitzi sogar ausgezeichnet, des war schon in der schule ihre lieblingsübung, aber ansich ist die mitzi ein dauernd freilaufender tut-nix und völlig erziehungsresistent.
 
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