Ich hab meine Maturaarbeit damals über das Thema Gene und Umwelt gemacht und da viel recherchiert, zum Teil auch weils mich einfach total interessiert hat. Später im Studium haben wir in Biologie auch wieder zum Thema Charakter und ob Charakter angeboren ist oder nicht, was gelernt. Hat zwar jetzt alles den Menschen betroffen, aber ich denke nicht, dass es da große Unterschiede zum Tier gibt.
Bei der Umwelt-Gene Diskussion ist man sich nicht einig was mehr beeinflusst, sondern nur dass beides eine Rolle spielt.
Beim Charakter ist es sogar so, dass dieser vererbt wird und man diesen nur mehr schwer bzw. gar nicht ändern kann, wir haben hier einige wissenschaftliche Studien dazu gelesen, war echt interessant und ich dachte vorher nicht, dass Charaktereigenschaften vererbt werden können. Es spielen hier aber mehrere Generationen eine Rolle bzw. es werden auch mal Generationen übersprungen.
Wenn ich jetzt an Auslandshunde z.B. denke (ich hatte schon mehrere Pflegehunde - daher hab ich da nicht nur Theoriewissen), dann kann ich mir das durchaus vorstellen, dass eine Mutterhündin Misstrauen oder Angst oder auch Aggression gegenüber Menschen an ihre Welpen weitervererbt. Gibt ja viele Straßenhunde, die von den Menschen verjagen und getreten werden wenn sie sich in ihre Nähe wagen oder um Futter betteln. Das heißt für mich dann, selbst wenn man eine Mutterhündin trächtig übernimmt und sie ihre Babys in menschlicher Obhut bekommt und die Welpen auf die Menschen positiv geprägt werden, dann ist doch genetisch ein Misstrauen vorhanden, das bei dem einen oder anderen Welpen in der einen oder anderen Weise zum Vorschein kommen kann.
Das mit den 4-8 Wochen hab übrigens ich rausgesucht, stammt von einer Züchterseite, fand das sehr interessant. Ich bin zwar kein Züchter und mir war das vorher eigentlich nicht so stark bewusst, wie wichtig die ersten Wochen bei einem Welpen sind, ich wusste schon, dass es eine Prägungs- und Sozialisierungsphase und Rangordnungsphase usw. gibt, aber dass die Erfahrungen zw. der 4. und 8. Woche so maßgeblich sind, dass diese fast unauslöschbar eingeprägt werden, das wusste ich nicht.
Und schlechte Erfahrungen, die ein Welpe macht, die kommen dann anscheinend erst später (in der Pubertät) irgendwie zum Vorschein. So lässt sich für mich z.B. auch erklären, warum Vermehrerhunde die vorher normale, unauffällige Familienhunde waren, "auf einmal" zubeißen oder sonst irgendwie austicken. Und dann heißts immer "Hund ist plötzlich oder ohne ersichtlichen Grund ausgetickt". Ganz ohne Grund kanns also net sein, wenn die ersten 4-8 Wochen so maßgeblich entscheidend sind. Denn normalerweise bekommt man einen Welpen frühestens mit 8 Wochen und was vorher war, wissen die wenigsten von uns, außer der Hund stammt von einem seriösen Züchter.
Wenn der Hund von einem seriösen Züchter stammt und bestens geprägt wurde und dann vom neuen Besitzer schlecht behandelt wird, dann kann so ein Hund natürlich auch austicken - da hilft ihm die beste Abstammung und Sozialisation nicht, also spielt sicher beides (Umwelt und Gene) eine Rolle. Aber interessant wäre die Frage, ob ein gut sozialisierter Hund vom Züchter genauso schnell austickt wie ein Vermehrerhund, der vielleicht nicht so gut auf den Menschen geprägt wurde oder ein Hund aus dem Ausland, der die ersten Wochen vielleicht sogar keine oder nur schlechte Erfahrung mit Menschen machen musste.
Mich würde ja so eine Studie brennend interessieren, denn wenn das rauskommt was ich denke, dann würde es den Leuten schnell vergehen sich einen Hund vom Vermehrer zu holen.
Es stehen jetzt hier zwar auch die Auslandshunde in einem negativen Licht da, aber ich denke, es muss einem einfach bewusst sein bzw. bewusst gemacht werden, wie wichtig es ist, wie der Hund aufwächst und worauf man sich einlässt wenn man einen Hund aufnimmt (egal ob Welpe oder erwachsener Hund) wo man nicht weiß wie der aufgewachsen ist.
Dass bestimmte Rassen bissiger sind als andere halte ich für ausgemachten Blödsinn. Aber das ist natürlich einfacher zu behaupten als dem ganzen wirklich auf den Grund zu gehen!
Ich bin zwar eher der Typ Mensch, der lieber einen Hund aus dem Tierschutz aufnimmt als einen teuren Hund mit Papieren vom Züchter, aber ich muss zugeben, ich kann die Menschen mehr als gut verstehen, für die nur ein Hund vom guten Züchter in Frage kommt!