Nachdem das "Hilfsmittel"-Thema hier diskutiert wird und mein Name auch gefallen ist, gebe ich mal ein bisschen Senf dazu ab.
Gleich vorweg:
- ich bin GEGEN die komplette Aufhebung vom Verbot
- ich bin GEGEN eine Anwendung im schmerzhaften Bereich (mit ganz speziellen Ausnahmen, die aber IMMER dem Wohl des betroffenen Tieres und/oder Menschen oder anderen Tieren dienen müssen)
Auf die unqualifizierten Kommentare einiger User (z.B. Cody1) gehe ich gar nicht ein...wer einen Niederstromimpuls (die European Collar Manufacturers Association VERBIETET Geräte mit mehr als
100 mA) mit einem Stromschlag aus der Steckdose (bis zu 16 A...also
16.000 mA) vergleicht und außer Vermutungen nichts zu bieten hat, fällt als qualifizierter Diskussionspartner aus.
Fakten:
- Gesetze werden nicht von Experten erlassen, sondern von Politikern, die sich von Menschen beraten lassen, die entweder Experten SIND, sich gut als Experten darstellen können oder gute Kontakte haben und ihre Eigeninteressen durchsetzen (Beispiele dafür gibt es wie Sand am Meer....die Rassenliste dürfte als Beispiel ausreichen)
- in den letzten Jahren hat sich die gesamte Hundeausbildung positiv verändert, es wird aber noch ein paar Jahre dauern, bis die letzten "Saurier" ausgestorben sind und das früher übliche "Fuss....RATSCH" aus allen Köpfen verschwunden ist
- in Ländern ohne E-Gerät-Verbot konnte der Einsatz des E-Gerätes den neuen Methoden angepasst werden, während man in Österreich das E-Gerät noch immer mit alten, meist unangenehm bis schmerzhaften Methoden verbindet
- wegen dem fehlenden Wissen rund um die Entwicklung neuer Anwendungsmethoden wird das E-Gerät tatsächlich falsch (oft tierquälerisch) eingesetzt, was auch durch das seit Jahren geltende Verbot nicht zu verhindern war und ist
- um Tiere zu quälen braucht man keine teuren Hilfsmittel
- schlecht ausgebildete Trainer können auch ohne Hilfsmittel oder mit allgemein üblichen Hilfsmitteln Schäden anrichten, die in ihrer Auswirkung den möglichen Schäden durch falsch eingesetzte E-Geräte ebenbürtig sind (z.B. Clicker)
- es gibt viele Studien die gegen den Einsatz von E-Geräten sprechen
- in keiner dieser (mir bekannten) Studien wurde der Einsatz in Verbindung mit modernen Ausbildungsmethoden erfasst
- es gibt Studien in denen dieser moderne Einsatz berücksichtigt wurde
- in diesen Studien wird der sachgerechte Einsatz von E-Geräten nicht mit Schmerz, Leid oder Qual verbunden, sondern hervorgehoben, dass der richtige Einsatz oft sogar KEINE Erhöhung des Stresslevels mit sich bringt (wodurch Schmerz auszuschliessen ist!), sondern sogar schonender sein kann als ein "Kommando" (Stichwort "Frustration")
- E-Geräte KÖNNEN Schmerzen verursachen
- es ist Sache des (entsprechend ausgebildeten) Trainers, die richtige Impulsstufe zu wählen
- nicht ausreichend geschulte Personen werden zwangsläufig Fehler machen, wodurch tatsächlich im tierquälerischen Bereich gearbeitet werden kann (was auch für den Einsatz von Clicker, Halti, Brustgeschirr, Spielzeug, Futter usw. zutrifft)
- die Freigabe der Geräte für entsprechend geschulte Personen würde bewirken, dass Anwender (die das Gerät aus verschiedensten Gründen auch illegal anwenden) kompetente Ansprechpartner finden, die nicht nur über die richtige Anwendung, sondern auch über Gefahren und negative Auswirkungen aufklären könnten
- dass die Verwendung von E-Geräten unter strengen Auflagen nicht tierschutzrelevant ist, ist auch die Meinung vieler aktiver Tierschützer (Beispiel aus den USA, wo man deutlich mehr Erfahrung damit hat als in Österreich: http://www.humanesociety.org )
Ich bin davon überzeugt, dass bei einer "Lockerung" des Verbots mit Ausnahmegenehmigungen für speziell geschulte Personen WENIGER Unfug angestellt wird und WENIGER Leid zugefügt wird als jetzt!
Über die vielen verschiedenen guten, weniger guten und schlechten Anwendungsmethoden schreibe ich jetzt nichts, weil das eine Endlosdiskussion wäre, bei der auch das entsprechende Hintergrundwissen aller an der Diskussion beteiligten Personen
GRUNDVORAUSSETZUNG für eine sachliche Betrachtung wäre (z.B. gesamtes neuroendokrines System, speziell das vegetative Nervensystem mit allen Auswirkungen von aktiviertem Sympatikus/Parasympatikus, limbisches System, Lerntheorie, verschiedene Ausbildungsmethoden, Gerätekunde, usw. usw.).
Ich werde aber gerne mit allen Interessierten diskutieren - PERSÖNLICH!!!
Warum nur persönlich?
Weil man in einem Forum nicht am Gesicht des Diskussionspartners ablesen kann, ob verstanden wurde was man sagen wollte!
Jetzt aber nochmal zum Thema:
Obwohl ich die beste Einsatzmöglichkeit von E-Geräten in der Methode des Biologen Daniel Schwizgebel sehe (Aktivierung des Sympatikus...eindeutig unter der Schmerzgrenze), stelle ich hier ein Auszug aus dem Ergebnis einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover aus dem Jahr 2009 ein, die negative Strafe in Form eines Abbruchsignals mit positiver Strafe durch E-Gerät und Stachelhalsband vergleicht.
Übrigens....wer schon bei den Begriffen "negative Strafe" oder "positive Strafe" googeln muss, sollte sich bitte wirklich erst ausreichend weiterbilden, bevor er/sie in die Diskussion einsteigt.
aus
http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/boehmi_ss09.pdf:
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine vergleichende Untersuchung von drei Ausbildungsmethoden:
- ein aufkonditioniertes Abbruchsignal als negative Strafe,
- das Stachelhalsband sowie
- das elektrische Erziehungshalsband als positive Strafen.
Es wurden hierfür 42 Polizeidiensthunde der Rasse Malinois von jeweils zwei Polizeidienststellen (H und M) zur Verfügung gestellt.
Nach einem speziellen Versuchsdesign wurden an jedem Hund alle drei Ausbildungsmethoden getestet.
Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob die jeweilige Ausbildungsmethode geeignet ist, ein unerwünschtes Verhalten abzubrechen und ob die Methoden zu einem Lernerfolg führen.
Des Weiteren sollten die Stressauswirkungen der drei Ausbildungsmethoden miteinander verglichen werden. Als neuroendokriner Stressparameter diente der Speichelcortisolwert der Hunde.
Schlussfolgernd wurde bei dieser Studie herausgefunden, dass in hohen Erregungslagen wie Jagdmotivationen das aufkonditionierte Abbruchsignal als Form der negativen Strafe nicht ausreicht, ein unerwünschtes Verhalten abzubrechen.
Dagegen zeigte sich, dass sowohl die Anwendung des elektrischen Erziehungshalsbandes als auch des Stachelhalsbandes einen effektiven Lernerfolg erzielten. Ein signifikanter Unterschied zwischen den positiven Strafen zeigte sich jedoch nicht.
Die Auswertung des Speichelcortisols ergab, dass die Anwendungen des elektrischen Erziehungshalsbandes und des Stachelhalsbandes keinen signifikanten Unterschied in der Stressauswirkung aufweisen. Insgesamt haben 17 Hunde maximale Cortisolwerte nach der Anwendung des aufkonditionierten Abbruchsignals, 15 Hunde nach der Anwendung des Stromimpulsgerätes und 10 Hunde nach der Anwendung des Stachelhalsbandes
Es haben also MEHR Hunde den höchsten Stresslevel beim akustischen Abbruchsignal (welches 4 Monate lang auftrainiert wurde) als bei einer Einwirkung mit E-Gerät oder Stachelhalsband!!!
Oft wird unterstellt, dass man das E-Gerät bei der Ausbildung (speziell bei Sporthunden) nur einsetzt, weil man sich dadurch schnellere Erfolge erwartet...UNSINN!
Gerade in der "Profiliga" kommt es oft vor, dass (z.B. bei Mondioring oder NVBK) ein Hund erst mit 3 Jahren zur ERSTEN Prüfung oder zum ersten Turnier geht - Zeitgewinn in Form von ein paar Wochen interessiert niemanden!
Wie das gezeigte Ergebnis der Untersuchung eindeutig zeigt, kann der Einsatz von E-Gerät und/oder Stachelhalsband (selbst bei Anwendung als "Korrektur" oder "Bestrafung", die ich allerdings nur bedingt befürworte) für den Hund SCHONENDER sein als ein gegebenes Abbruchsignal!
ALLE Methoden und Hilfsmittel sollten an den jeweiligen Hund und an das Training angepasst werden!
Ein Verbot einiger Hilfsmittel ist somit ganz klar belegbar NICHT im Sinne des Tierschutzgedankens!
Das gilt natürlich nicht nur für Sporthunde, sondern ganz besonders für Diensthunde und Jagdhunde, aber auch für ganz normale Haushunde und BESONDERS für Hunde mit diversen Problemverhalten.
Die meisten Kritiker kennen die "modernen" Einsatzmöglichkeiten gar nicht und stellen ihre eigene, ganz persönliche Erfahrung oder gar ihre in Foren gebildete Meinung über das Wissen von tatsächlich informierten Trainern.
Dass diese Leute viel Schreiben und dabei "wissend" klingen, macht die Sache nicht besser....
Genug Senf für heute - hier noch Auszüge aus einem Artikel von "http://www.enotes.com/topic/Shock_collar"
The term shock collar is a term used in order to describe a family of electronic training collars (also called e-collars or electronic collars).
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Electronic collars may be used in conjunction with positive reinforcement and / or utilizing other principles of operant conditioning, depending on the trainer's methods either as a form of positive punishment, where the stimulation is applied at the moment an undesired behavior occurs, in order to reduce the frequency of that behavior; or as a form of negative reinforcement, where a continuous stimulation is applied until the moment a desired behavior occurs, in order to increase the frequency of that behavior. Some trainers use a low level of electrical stimulation as a marker and pair it with a reward, making the collar a conditioned reinforcer, similar to clicker training.
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As with any dog training tool, improper usage, abuse, and negligence can create undesirable results.
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Many recommend consulting a behavorist or a training professional who is experienced with electronic collars for successful usage and application.
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Schalke et al.'s study sought to investigate whether stress is caused by the use of electronic collars, in an attempt to evaluate their impact on animal welfare. (Schalke et al. 2007)
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From this the researchers concluded that the dogs who could clearly associate the shock with their action, and as a result were able to predict and control whether they received a shock, did not suffer from considerable or persistent stress.
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They conclude that "the general use of electronic shock collars is not consistent with animal welfare."
Since one group of dogs in the study was able to make the association between the stimulation they got and the reason for it, and that group did not show any increase in stress, it's obvious that if one uses proper training methods that the dog will make the proper association and will not suffer any increase in stress.
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In 2003 a team led by Janet Steiss, D.V.M, PhD, of the Tuskegee University College of Veterinary Medicine, conducted 3-week study of adult shelter dogs’ physiological and behavioral responses to bark control collars. [URL="http://www.vetmed.auburn.edu/uploads/f8/34/f83439de2c37f87e8914de9a8d2e39d7/Evaluation-of-Plasma-cortisol-Levels--and-Behavior-in-Dogs-Wearing-Bark-Control-Collars.pdf"]http://www.vetmed.auburn.edu/uploads/f8/34/f83439de2c37f87e8914de9a8d2e39d7/Evaluation-of-Plasma-cortisol-Levels--and-Behavior-in-Dogs-Wearing-Bark-Control-Collars.pdf[/URL]
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At the conclusion of the study, Dr. Steiss and her team concluded that electronic bark collars were not only effective in controlling excessive barking, but that they also did not cause any adverse physiological effects.
From a behavioral standpoint, the amount of barking was significantly reduced starting on the second day that dogs wore the electronic collars. Physiologically, the dogs registered a mild, yet statistically significant, increase in blood cortisol level only on the first day of wearing the collars.
It's clear from studies discussed here that if the training method shows the dog what is causing the electrical stimulation, there's no increase in the dogs' stress levels.
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