lt. deinen erzählungen ist der aaron meinem hund charakterlich sehr ähnlich:
einer der beim arbeiten nachdenkt, bevor er irgendeinen blödsinn anbietet. einer der nicht vor irrsinn fast auszuckt, wenn man heimkommt, sondern angemessene freude zeigt. von dem ein kleines schwanzwedeln, ein intensiver blick, ein aufmunterntes wuffen wirklich von herzen kommt.
einer, der bei zerr- und beutespielen nicht hochfährt.
einer, der unverträglich mit fremden hundegetier ist.
allerdings kommen wir bestens mit unserem dicklichen klar und er fühlt sich offensichtlich auch ganz wohl bei uns. weil wir einander verstehen und beide seiten sich redlich bemühen.
manchmal kommunizieren wir ohne worte und ich bin begeistert, wie gut er sich nur mit gesten und körpersprache dirigieren läßt. die wichtigsten kommandos (langsam, steh, in meine nähe, bell den fremden hund nicht an) sind zusätzlich zu den hör-/sichtzeichen mit pfeiflauten belegt.
manchmal verläuft ein spaziergang fast wortlos und jeder hängt soweit möglich seinen eigenen gedanken nach, ein anderes mal üben wir fast durchgehend, weil's uns halt gerade richtig spaß macht.
ohne dich zu kennen, erinnerst du mich ein wenig an meine eltern.
beide lieben meinen hund sehr und dennoch will er keine zeit alleine mit ihnen verbringen, obwohl er sie auch mag. weil er sie nicht versteht und dadurch unsicher wird. ihm fehlt die führung, er bekommt stress, der frustfaktor steigt.
meine oldies können sich einfach nicht in den hund hineinversetzen und agieren nicht lesbar für ihn.
vor lauter überschäumender begeisterung bedrängt mein dad den wuffel ohne es zu wollen: er nimmt ihm mehrfach dasselbe schweinsohr aus dem maul, benutzt den zu seinen füßen tiefschlafenden humbil als fersenstütze und zehenmassagegerät. der hund läßt sich sowas gerne und gelassen gefallen.
niemals wird durch meine eltern ein klares kommando gegeben. besuch darf alleine begrüßt und durch den hund auf jegliche art bedrängt werden, ohne einzugreifen. stresssymptome können durch meine eltern nicht erkannt werden.
meine mum gibt nicht nur niemals ein bestehendes kommando sondern palavert stattdessen tagesfüllend auf den wuffzack ein, immer in derselben stimmlage.
der hund wird von meinen eltern kulinarisch sehr verwöhnt, aber trotzdem fühlt er sich alleine bei ihnen nicht wohl.
meine schwie vergöttert der hund dagegen und er schaut uns kaum nach, wenn wir deren haus ohne ihn verlassen. obwohl sie nie mit ihm spazierengeht. obwohl sie ihm weitestgehend kein anderes kommando als sitz gibt. und eigentlich insgesamt einfach sehr ruhig ist. ihre hauptsächliche beschäftigung mit dem hund ist gemeinsames sofaliegen während sie liest.
was ich mit meinem roman ausdrücken will:
für einen unsicheren hund muss man konsequent, gut einschätzbar, souverän, verlässlich in seinem verhalten sein. man muss ihm eine führung bieten, muss erkennen, wann ihn eine situation zu stressen beginnt und ihm dann hilfe anbieten.
und weniger ist manchmal einfach mehr.
aber ich weiß nicht, ob das jeder lernen kann.
meine eltern hatten 3 hunde in ihrem leben.
einer verteidigte seine ressourcen, büchste mehrfach aus und ging jagen, zeigte bei bedrängung schnell ganz vehement seinen unmut und zog irre an der leine. er biss beinahe sämtliche familienmitglieder zumindest einmal und schnappte auch den einen oder anderen besucher.
ein anderer kam als schwer traumatisierter welpe und konnte zeitlebens nicht in geschlossenen räumen gehalten werden. er biss in den ersten 2 jahren 3 mal zu, dann 14 jahre nicht mehr. er suchte nur bedingt menschliche nähe, gehorchte aber sehr gut, ohne dass jemals jemand mit ihm geübt hätte.
einer machte nie irgendwelche probleme, ich benutzte diesen hund als kleinkind als gehlernhilfe. der hund verstand angeblich ganze sätze, war nie auffällig, immer fröhlich, bei jedem spass dabei.
alle 3 hunde wurden irrsinnig alt. alle drei hunde hatten dieselben besitzer und entwickelten sich doch so unterschiedlich.
ich habe das gefühl, du vermenschlichst deinen hund etwas. versuche stattdessen, dich zu "verhundlichen". arbeite an deiner körpersprache, an deiner stimmlage, mach dich für ihn lesbar. wenn du das selbst nicht kannst, nimm dir eine/n wirklich gute/n trainer/in, lass dich auf video aufnehmen, analysieren und arbeite dann an dir.
wenn mein hund blödsinn macht, hab in den meisten fällen ich vorher seine zeichen ignoriert oder zu wenig ernst genommen. reagiert er in schwierigen situationen korrekt, ist es natürlich alleinig sein verdienst
.
würde ich aber zum beispiel ohne kontaktlinsen mit meinem hund rausgehen (ich bin wirklich sehr "blind"), würde er schnell stress zeigen, nervös werden und sich dann auch rasch ein ventil suchen, weil ich aus seiner sicht unsicherheit zeigen würde.
was ich noch befremdlich finde ist, dass dir regelmäßig bücher von völlig konträren hundetrainern gefallen. du redest begeister über hardliner, flüstergurus und wattebauschwerfer.
solltest du in deinen methoden ähnlich unbeständig sein, kann ich mir vorstellen, dass das einen hund verunsichert.
wünsch euch beiden auf alle fälle alles gute, denn an begeisterung, motivation und liebe fehlt es offensichtlich nicht.
an der ruhe, gelassenheit und dem vertrauen solltet ihr aber arbeiten.