AW: Mein "verhaltenskreatives" Tier oder wie ich lernte mit einem Stresshund zu leben
Bevor ich im Garten meiner Eltern ständig ein "nein", "Jack komm her", "Jack lass das" brüllen muss und er dadurch nur noch gestresst hin und her saust bleibt er lieber dahiem.
liebe cony,
wir kennen uns nun schon recht lange und du kennst meine vorgeschichte mit neo zur genüge.
wie du weisst, mußten wir uns 100.000 ratschläge anhören, mußten uns sagen lassen, dass wir die unfähigsten hundebesitzer aller zeiten sind.
auch ich hielt meinen hund für einen streß-köter, weil ich mir einfach nicht eingestehen konnte, dass ER eindeutig der boss war, nicht etwa ich oder mein mann. und dass wir das von anfang an einfach falsch angepackt haben.
auch wir waren versucht, neo lieber daheim zu lassen, als uns der mühsamen "HIER"- und "KOMM"- und "PLATZ"-brüllerei auszusetzen und einen stets unter strom stehenden köter im kreis laufen zu haben, der uns gänzlich ignorierte.
aber wir ließen uns nicht unterkriegen. wir haben es tatsächlich ohne grossartige trainer-stunden geschafft, aus neo einen entspannten hund zu machen und zwar rein durch änderung unserer einstellung: WIR sind boss, er ist hund und braucht sich keinerlei ihm nicht zustehenden "rudelführer-aufgaben" zu widmen, das tun WIR für ihn.
sein verhalten änderte sich rein dadurch, dass wir uns EINGESTANDEN, dass neo glaubte, der boss zu sein. wir gaben ihm einfach keinen freiraum mehr, ein "PLATZ" war und ist ein platz, unser wort zählt. ER hat zu tun, was WIR wollen. jetzt und gleich, egal wo. das kann ein restauranttisch sein, der eigene oder ein fremder garten, andere menschen oder hunde.
geschafft haben wir das über wirklich konsequente UO, tagtäglich, kombiniert mit seinem spielzeug.
das geheimnis war: bindung festigen und es wirklich kein einziges mal durchgehen zu lassen, dass er einen befehl ignoriert. dafür hat er dann aber immer SOFORT sein spieli erhalten, egal in welcher situation.
eine stets gleiche, feste, strenge stimmlage und ein gefestigtes auftreten unsererseits - allerdings kein gespieltes, sondern ein wirklich ernst gemeintes. WIR waren davon überzeugt, das richtige zu tun und vermittelten das dadurch auch dem hund.
auch wenn einige situationen schwer für uns waren, wir setzten uns konsequent durch. WIR sagten, ER tat.
heute zeigt er echten "will to please" in jeder situation - einfach weil er kapiert hat, dass WIR immer und überall der boss sind.
es gibt kein nutzloses koffern durch fremde gärten mehr, ein bestimmtes, scharfes "PLATZ" reicht und er liegt, bis wir ihn auflösen.
ich bin heute felsenfest davon überzeugt, dass das ganze stress-getue und -gerede für unseren fall einfach nicht zutrifft. mein hund ist immer dankbar für einen eindeutig plazierten befehl, besonders in sogenannten "stress-situationen". er will da kein getue, wenn er hochgeschraubt ist, er will runtergeholt werden und ist dankbar für klare anweisungen.
btw: ein einfaches, strenges "NEIN" (schonmal kombiniert mit einem leinenzupferl oder einem klaps auf die arschbacken) lässt meinen hund entspannen, er läßt sich mit einem zufriedenen seufzer nieder und pennt ENTSPANNT, solange ICH das will.
wollte mit meiner geschichte niemanden brüskieren oder "dagegenreden" - ich hab einfach nur erkannt, dass ICH (bzw. WIR) das problem war(en). erst unser strenges, konsequentes auftreten hat die wende gebracht.
wir haben an uns gearbeitet, die arbeit mit dem hund war dann nur noch formvollendung.
auch wenn ich jetzt hier sicher wieder geschimpft und angefeindet werde für meine PÖHSE und "veralterte" art der hundeerziehung - wir haben mittlerweile einen entspannten und umgänglichen köti daheim.
nur mal so zum nachdenken - abseits der modernen streß-theorie....