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Lebensbedrohliche Magendrehung
Der Albtraum besonders von Besitzern großer Hunde
07.04.2006 / animal
(animal) - Die Magendrehung des Hundes ist eine lebensbedrohliche akute Erkrankung, die ohne Behandlung nach wenigen Stunden zum Tode des Tieres führt. Die Krankheit entsteht durch eine Magenverlagerung und dadurch eine Ansammlung von Gas im Magen, die oft mit einem Herz-Kreislaufschock einher geht. Wenn auch die Ursache bisher nicht vollständig geklärt ist, konnten dennoch in einer neueren Untersuchung einige Risikofaktoren identifiziert werden.
Über elf Monate wurde bei Hundebesitzern eine Internet-Befragung durchgeführt. Insgesamt wurden 882 Fragebögen ausgewertet, bei denen die Betroffenen von einer Magendrehung ihres Hundes berichteten. Folgende Tatsachen ergeben sich:
In den meisten Fällen war den Besitzern nicht bekannt, dass Eltern, Geschwister oder Nachkommen eine Magendrehung hatten.
Betroffen waren in der Reihenfolge der Häufigkeit folgende Rassen: Schäferhunde, deutsche Doggen, Mischlinge, Dobermann, Briards, Berner Sennenhunde, Riesenschnauzer, Irische Wolfshunde, Hovawarts, Rottweiler, Landseer, Leonberger,Bernhardiner, Neufundländer, Kuwasz, Irish Setter, Deutsch-Drahthaar und selten einige andere Rassen. Es muss aber gesagt werden, dass über die allgemeine Verteilung der Rassen in Deutschland keine Angaben gemacht werden können. Kleinere Hunde erkrankten offenbar sehr selten.
Dies entspricht auch den Antworten zur Größe der Hunde: Die durchschnittliche Größe (Widerrist) lag bei 66,6 + 10,2 cm, nur etwa fünf Prozent der Hunde waren kleiner als 50 cm.
Die meisten Hunde wurden in der Wohnung gehalten.
Es waren mehr Rüden als Hündinnen betroffen (491 zu 391). Auch dabei muss
betont werden, dass diese Zahl ohne Vergleichsgruppe (wie viele Rüden gibt es im Vergleich zu Hündinnen) nicht aussagekräftig ist.
Das Alter der Hunde schwankte von jünger als ein Jahr bis zu 18 Jahre, im Mittel lag es bei 6,9 + 3,1 Jahre. Die meisten Hunde waren jedoch über vier Jahre, und der Gipfel lag im Alter von acht Jahren mit etwa 15 Prozent der erkrankten Hunde.
Das Gros der Hunde war normalgewichtig (688), nur wenige übergewichtig (27), viele aber zu dünn (159).
Über die Hälfte der Hunde wurden von ihren Besitzern als ruhig eingestuft (498), 206 als lebhaft oder normal und 171 als hektisch.
Mehr als 90 Prozent der Hunde wurden ausschließlich oder nahezu ausschließlich mit kommerziellem Trockenfutter gefüttert. Etwa die Hälfte der Hundehalter hatte dieses Futter vorher nicht eingeweicht.
Mehr als ein Drittel der Besitzer verabreichten ihrem Hund das Futter nur einmal täglich (310), die meisten zweimal (459) und nur ein geringer Teil häufiger.
Die Geschwindigkeit des Fressens spielt offenbar keine Rolle (schnell fraßen 412, langsam 456 Hunde).
Der Standort des Futternapfes war in 485 Fällen auf dem Boden, 377 Hunde bekamen ihren Napf hoch gestellt.
Mit gut einem Drittel der Hunde (361) wurde gearbeitet (Agility, Begleithundeausbildung, Jagd, Hundesport, Rettungshundearbeit etc.).
Mehr als die Hälfe der Hunde (518) waren beim Auftreten der Symptome im
Haus, die meisten ruhten oder schliefen (506), und nur 262 der Hunde befanden sich in Bewegung (Spaziergang, Laufen im Garten u.Ä.). Bei nur 32 Hunden wurde von den Besitzern ein Zusammenhang mit Nahrungs- oder Wasseraufnahme hergestellt.
Am häufigsten trat die Magendrehung am Abend zwischen 20 und 24 Uhr auf
(406 Hunde), gefolgt vom Nachmittag (215) und gleichhäufig (je 112) am Vormittag und nachts nach 24 Uhr.
In der Untersuchung wurden wichtige Risikofaktoren erkannt, die in ähnlicher Weise bereits von anderen Autoren vermutet wurden. Einige frühere Annahmen, wie etwa dass ein erhöhter Standort des Fressnapfes die Magendrehung fördert oder dass lebhafte Hund häufiger erkranken, konnten widerlegt werden.
Zusammenfassung zum Risiko der Magendrehung:
Eine vererbte Veranlagung ist nicht erkennbar.
Temperament, Ernährungszustand oder Haltung des Hundes (Haus, Zwinger)spielen, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle.
Fressgeschwindigkeit und Standort des Futternapfes sind relativ unwichtig.
Große Hunde erkranken häufiger, Rüden und Hündinnen etwa gleich häufig.
Ältere Hunde sind bevorzugt betroffen, am häufigsten Hunde von etwa acht Jahren.
Seltene Futtergaben und fast ausschließlich konventionelles Trockenfutter erhöhen das Risiko.
Die Erkrankung tritt überwiegend im Ruhezustand auf.
Das Risiko ist am späten Abend am größten.
Quelle: Petra Hellweg und Jürgen Zentek: Risikofaktoren im Zusammenhang mit der Magendrehung des Hundes. Zeitschr. Kleintierpraxis, 50 (10), 2005: 611-620