Trotzdem? Auch? Ich kann EvaJens Einwand sehr gut verstehen. Und eigentlich bestätigst du ihn. Was ist denn "Arbeit" für Hunde?gibt halt Hunde, die trotzdem auch arbeiten wollen.
Wenn ich mit meinen Hunden Schwammerl suchen gehe, dann arbeiten wir. Wir kümmern uns nicht groß umeinander, jeder macht sein Ding und jeder darf das auch: Ich such meine Schwammerl, der Kleine aus seiner Sicht interessantere Beute und der Große sichert die Umgebung. Wir arbeiten zusammen, wir "kooperieren". Die Rehspur, die den Kleinen wie an einer Schnur dahin zieht, interessiert mich nicht, sag ich ihm kurz, dass er dableiben soll, und er sucht was Neues. Das Knacksen im Gebüsch halte ich nicht für gefährlich, sag ich dem Großen kurz, dass des scho passt. Ich mein das auch so und weil Hunde als soziale Lebewesen gerne kooperieren, gerne geschätzt werden, haben sie unendlich viele Möglichkeiten zu arbeiten. ... Wenn ich sie lasse. Wenn ich mich freuen kann an ihrem Beitrag, den sie freiwillig und selbständig leisten wollen.
Nur aus meiner rein menschlichen Sicht ist die Arbeit meiner Hunde beim Schwammerlsuchen natürlich nix. Ich finde kein einziges zusätzliches Schwammerl, ein Reh würde ich niemals selbst erlegen wollen, weil ich Rehe mag, und dass uns niemand hinterrücks überfallen und abstechen wird, weiß ich auch. Aber Hunde sind Hunde, und aus ihrer Sicht machen sie ihren Job. Ihren wichtigen Job im Interesse der "Familie".
Deswegen mag ich mit meinen Hunden lieber Schwammerl suchen als mir irgendeine Arbeit für sie zu suchen. Obwohl wir auch das ab und an tun und auch gerne. Aber das ist dann halt eher so wie der Sport, den man am Wochenende betreiben muss, weil man während der Woche nur am Schreibtisch hockt und alle Einkäufe mit dem Auto erledigt.
Ich fürchte, dass wir Menschen in unserme leistungs- und erfolgorientierten Streben ein bisschen das Leben aus den Augen verloren haben. Wir könnten da von unseren Hunden viel lernen; Hunde beschweren sich nicht - sie machen. Für Hunde ist ihr alltägliches Leben Arbeit, die einzige Arbeit, die sie kennen und die für sie wichtig ist: Das Frauchen, das da völlig unaufmerksam und schutzlos im Gras Schwammerl sucht oder zu blöd ist, eine frische Rehspur zu schnuppern, der depperte Nachbarköter, der Koch vom Wirtshaus nebenan, dem man in der Rauchpause eine Jause abschwatzen kann, die flotte Rothaarige, die demnächst läufig wird ... Diese Arbeit "unterbinden" wir. Dafür rennen oder radeln wir am Wochende auf den Berg und zertrampeln die Natur.
Doch, ich kann auch den schrägen Beiträgen von Lykaon zum Thema "Hunde Hunde sein lassen" einiges abgewinnen. Auch Hunde brauchen nur dann Sport oder "Arbeit", wenn man sie nicht leben lässt...