Guten Morgen!
Ich will hier mal versuchen zu erklären, was es heißt, Tiere aus einem Überflutungsgebiet + möglicher Verstrahlung zu retten. Es ist eine Illusion zu denken, mit einer Verfrachtung ins Hinterland wäre es getan.
Die Leute, die die Tiere retten, müssten sich schon allein für die Bergung oftmals in Lebensgefahr begeben.
Das Tier das später als 72h nach der Katastrophe gerettet wird, ist mit ziemlicher Sicherheit ein veterinärmedizinischer Intensivpatient.
-War z.B. der Hund klug, so hat er nichts getrunken, ist aber trotzdem schon dehydriert.
-War der Hund weniger klug, so hat er versucht extrem verkeimtes Meerwasser zu trinken und leidet unter allen möglichen Vergiftungserscheinungen
-Jegliche Verletzung, und die sind wahrscheinlich nach einer Flutwelle, läuft Gefahr, sich massivst zu entzünden. Man muss sich vorstellen, dass bei so einer Flutwelle nicht nur das verdreckte Wasser vom Meer kommt, die gesamte Kanalisation läuft über. Der Keimdruck ist immens. Selbst ohne Verletzungen kann es zu schweren Hautentzündungen und Phlegmonen kommen. Verschlimmert wird die Situation durch Pilze, die sich in so einem dauerfeuchten Milieu extrem wohl fühlen, und nicht einfach zu behandeln sind.
Die Behandlung eines solchen Tieres umfasst eine Dekontamination. Das heißt, die Tiere müssen abwechselnd mit Seifenwasser, frischem Wasser und antimikrobiellen Shampoos gebadet werden, u.U. auch geschoren, Halsbänder etc. müssen entsorgt werden. Die Augen sollten zusätzlich gespült werden. Dabei kann man davon ausgehen, dass nicht alle Tiere unbedingt kooperativ sind.
Anschließend folgt eine aufwändige Infusionstherapie, inklusive hochdosierter Antibiotika und Schmerzmittel. Dann kann man sich an die Versorgung von Verletzungen machen, Augenentzündungen, Lungenentzündungen(die sind meist dabei) und andere Wehwehchen behandeln.
Die beteiligten Personen müssen Schutzkleidung tragen, um nicht selbst infiziert zu werden. Sollten die Tiere eventuell zusätzlich verstrahlt sein, müssen sie regelmäßig darauf kontrolliert werden und die Dekontamination ist extrem aufwändig. Die Abwässer müssen vermutlich irgendwo ewig gelagert werden. Sollte das Grundwasser mitverstrahlt sein, wird es generell recht schwierig.
Danach müssen diese Tiere untergebracht, gefüttert und weiterhin medizinisch versorgt werden. Die Hinterlassenschaften müssen entsorgt werden, alle Tiere geimpft werden um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Will man einer ungewollten Vermehrung Einhalt gebieten, wird man zusätzlich Kastrationen vornehmen müssen. Und dann kann man damit anfangen alle Tiere zu fotografieren und ihre Besitzer zu suchen oder sie an neue Plätze zu vermitteln, was wiederum Monate oder Jahre dauern kann.
Dies soll nur ein kurzer Überblick sein und nun soll sich jeder selbst überlegen, welch einen Personal-, Organisations- und Ressourcenaufwand eine Rettung der japanischen Haustiere mit sich bringen würde.
Es ist meiner Meinung nach höchst fragwürdig über eine Nation zu urteilen, deren Bevölkerung ums Überleben kämpft und in ständiger Angst vor dem atomaren Supergau lebt, nur weil sie Tage nach der größten Katastrophe, die ihr Land je erschüttert hat, in Erwägung zieht, Tiere zu töten.
Warum es in nicht möglich sein wird alle Tiere zu retten, wenn es so schon an dem Nötigsten fehlt, sollte oben erklärt sein. Soll man zuschauen wie die Tiere jämmerlich verhungern, an einer Sepsis oder einer sonstigen Vergiftung sterben oder durch verstrahltes Gebiet streunen?
Wenn man den Menschen dort hilft, ist denn Tieren, die es geschafft haben am meisten geholfen und dort sollte man am ehesten ansetzen als hier 8000km entfernt mit dem Finger zu deuten.
Lg Selina