Rottifrau schrieb:
Hallo Georg,
Das Aggression nicht anhand einer Rasse festzumachen ist, ist ja klar. Nur was hilft das, wenn sich zu einem hohen Prozentsatz ein bestimmtes Klientel für diese Hunde interessiert?
lg
Rottifrau
Na gut.................. was nützt es der Klientel wenn.................
Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2003
Diese Studie gibt einen Überblick über das innerartliche aggressive Verhalten von 347 Hunden der Rassen American Staffordshire Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, Rottweiler, Dobermann und Hunden vom Pitbull Typus, welche den Hund-Hund-Kontakt des Wesenstests gemäß Niedersächsischer Gefahrtier-Verordnung (GefTVO) am Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchliefen. Das Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen wurde mittels Skalierungssystem erfasst und anschließend zu den fünf Verhaltensmöglichkeiten Kein Drohen/ Beißen, Stationäres Drohen, Nicht stationäres Drohen, Beißen mit vorherigem Drohen und Gestört aggressives Verhalten zusammengefasst.
Ziel der Untersuchung war es, bestehende Unterschiede im beobachteten aggressiven Verhalten zwischen den getesteten Tieren der einzelnen Rassen, den Kategorien nach GefTVO und den nach Niedersächsischem Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG, NdsMELF 2002) eingeteilten Hunden aufzuzeigen. Auch wurde der Anteil von Hunden mit gestört aggressivem und unangemessen aggressivem Verhalten (gemäß Wesenstest) bestimmt.
Nur 3,75% aller getesteten Hunde zeigten ein der Situation unangemessenes und damit unter Umständen gefährliches aggressives Verhalten anderen Hunden gegenüber. Diese Individuen können mit dem Wesenstest als Methode von der Zucht ausgeschlossen werden. Eine unterschiedliche Gefährlichkeit der fünf Rassen und des Typus bestand nicht, es waren Hunde aller Rassen/ des Typus vertreten. Die Annahme einer besonderen Gefährlichkeit laut Kategorien der GefTVO, aber auch nach dem (Bundes-)Gesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunde (BMVEL 2001) und dem NHundG, welche die Rassen Rottweiler und Dobermann nicht mehr beinhalten, ist nach den Ergebnissen dieser Studie nicht gerechtfertigt.
Auch gestört aggressives Verhalten wurde ohne Unterschiede von den Rassen/ dem Typus und nach NHundG aufgeteilten Hunden gezeigt. Nur die einzelne Situation Zunehmend, gegengeschlechtlich löste bei Hunden der Kategorie 1 häufiger gestört aggressives Verhalten aus als bei Hunden der Kategorie 2. Dieses Ergebnis blieb jedoch ohne Einfluss auf die zu Teilergebnissen zusammengefassten Situationen und das Ergebnis aller acht Situationen. Gestört aggressives Verhalten wurde nicht bei Hunden der Rasse Staffordshire Bullterrier beobachtet.
Ergebnisse aus dem Besitzerfragebogen wurden benutzt, um den Einfluss der Ontogenese, insbesondere des Halters, auf das Vorkommen von Beißen im Test zu eruieren. Entsprechend wurde der Einsatz von Leinenruck und Stimmkommando im Vorfeld von Beißsituationen als direkt beobachtbares Halterverhalten untersucht.
Bei den getesteten Individuen bestanden viele Variablen mit Einfluss auf das bei ihnen beobachtete Verhalten. Die Untersuchung der Haltungseinflüsse ergab entsprechend keinen signifikanten Einfluss der meisten einzelnen Faktoren auf das Vorkommen von Beißen im Test, was die Vielursächlichkeit aggressiven Verhaltens in einer spezifischen Situation untermauert.
Als umso wichtiger ist daher die Möglichkeit des Hundes zu freiem Kontakt mit anderen Hunden ohne Leinenzwang einzuschätzen. Höchstsignifikant mehr im Test beißende als nicht beißende Hunde hatten vor Inkrafttreten der Verordnung nie die Gelegenheit, ritualisierte Kommunikation unter Artgenossen einzuüben.
Es wurde ferner der höchstsignifikante Zusammenhang zwischen aversiven Erziehungsmaßnahmen, insbesondere dem Einsatz des Leinenruckes, und dem Auftreten von Drohverhalten bzw. Beißen im Test gezeigt.
Fehlende Freilaufmöglichkeit und der Einsatz aversiver Erziehungsmittel stehen in direktem Zusammenhang mit dem Vorkommen von Beißen im Hund-Hund-Kontakt des Wesenstestes. Damit sind Freilauf bei gleichzeitiger Möglichkeit der Kommunikation mit Artgenossen und der Verzicht auf aversive Erziehungsmittel, insbesondere den Leinenruck, die wichtigsten untersuchten Möglichkeiten des Halters, einem Beißen anderer Hunde in Wesenstestsituationen und - übertragen - Alltagssituationen an der Leine entgegenzuwirken.
Das Ausdrucksverhalten der zehn Hunde mit gestört aggressivem Verhalten wurde beschrieben. Die Untersuchung ergab, dass Jagdverhalten als Motivation bei der Entstehung und Ausprägung gestört aggressiven Verhaltens beteiligt ist.
die besagten Rassen gar nicht so sind, wie sich diese Herrschaften es wünschen
mfg
Sticha Georg