Eigentlich würde mich interessieren, wie sie so sind im alltäglichen Leben. Ich denke es gibt ja Leute die welche haben, egal welche Rasse. Wie werden sie gehalten? Wobei gibts Probleme? Was geht gar nicht und was ist ideal? Auf was muß man sich einstellen?
Meine Erfahrung mit meinem HSH Mix (Komondor - auch eigentlich ein weisser HSH, aber kein "leichterer" im Gegensatz zu Kuvacs zb.:
http://www.komondor.de/Neue_Dateien/Komondor.html):
Thyson wird ganz normal gehalten: Haus mit Garten, 2 x die Woche Hundeschule (durch seinen Briard Anteil gibt er einen ganz brauchbaren UO Hund ab und wenn wir nicht regelmäßig trainieren würden, könnte ich ihn nicht oder nur schwer kontrollieren - die UO gibt mir eine gewisse "Sicherheit" und ihm Führung/Beschäftigung- wir machen aber keinen Tunierhundesport...), 3 x täglich spazieren gehen wo er auch ohne Leine laufen kann/darf (das sind weite, gut einsehbare Flächen, Felder, ohne Kinder oder andere Spaziergänger, viel Wildwechsel zwar - er jagd aber überhaupt nicht, von daher kein Problem...)
... 2-3 Tage die Woche ist er im Büro mit - sagen wir so: glücklich ist er damit nicht (Kunden die rein und raus gehen, etc.) deshalb hat er einen Platz hinter einer Trennwand (wo er die Kunden nicht direkt sehen kann = weniger Stress für ihn) und ist natürlich entsprechend gesichert (lange Leine, ohne die Möglichkeit einem Kunden zu Nahe zu kommen). Wenn keine Kunden da sind sitze ich immer bei/neben ihm hinten, so ist er nicht allein.
Im Büro beschränken wir uns auf kurze Gassi Gänge, die immer etwas mühsam sind, weil wie schon gesagt mit fremden Menschen hat er es nicht so, mitten in der Stadt etwas schwierig immer und überall auszuweichen, gerade Kinder sind bei uns ein massives Problem....gerade mal 1 m Leine, immer knapp bei Fuß und ich immer angespannt (kommt von hinten einer zu knapp ran, von vorne, von der Seite, etc.).
Da muss man wirklich aufpassen - solange Fremde seinen Wohlfühlradius nicht überschreiten ist es ok, aber wenn einer zu knapp ist, werden schon die Zähne gezeigt, der Pelz aufgestellt und geknurrt...einen Schritt noch näher... und schnapp...
Deshalb immer Abstand halten, Bogen gehen, Straßenseite wechseln wenn keine Ausweichmöglichkeit vorhanden - ganz besonders bedrohlich: Männer (wenn noch mit Hut, Schneeschaufel, Kapuze, Kappe, etc. dann ganz schlimm) und Kinder (die immer und überall).
.... natürlich ist er kontrollierbar und springt nicht jedem an die Kehle, aber es ist ein deutliches Meideverhalten da und wenn er vorbei geht ohne zu knurren, dann NUR weil ICH das gerne möchte und weil er es mir zuliebe macht... wenn er entscheiden könnte - würden die Begegnungen ganz anders ablaufen.
Fremde Menschen sind definitiv unser größtes Problem, er will von Fremden nicht angetascht werden, er nimmt von Fremden überhaupt nichts an (absolut unbestechlich), er hat auch keinerlei Interesse an ihnen - sofern sie ihm nicht zu Nahe kommen...
Sich in ein Kaffeehaus zu setzen - schlicht unmöglich, oder eine ausgedehnte Shooping Tour, oder in die Stadt bummeln gehen... keine Chance. Das ist nur Stress für den Hund und Stress für mich.
Wenn Thyson nicht im Büro mit ist, dann ist er bei meinen Großeltern (Haus mit Garten) - da macht der Opa ausgedehnte Spaziergänge mit ihm und sonst schlafen die beiden gemeinsam auf dem Sofa
(bei mir darf er net aufs Sofa, aber bei den Großeltern darf der Hund alles, was er bei mir net darf).
Wie gesagt: jeder Mensch der zur Familie gehört, auch enge Freunde die regelmäßig kommen, die Katzen, der Hund meiner Mutter, etc. - werden geliebt ohne Ende, da gibts gar nix.
Thyson folgt auch sehr brav, ist abrufbar, hört aufs Wort, ist sehr gelehrig, freut sich auf die gemeinsame Arbeit mit mir (UO, Longieren, Nasenspiele...), ist im Haus super angenehm (sehr ruhig), er kann brav alleine bleiben (Garten) er ist wetterfest (mit 7kg Wolle auch kein großes Kunststück
) und er versteht sich gut mit anderen Hunden (auch mit Rüden).
Wichtig ist nur, dass sie ihm genügend Höflichkeit entgegen bringen - einem Streit geht er nicht aus dem Weg: also knurrt zB. ein anderer Rüde, dann knallts. Bei Hündinnen ist er toleranter, lässt sich aber auch nicht alles gefallen, bei Welpen ist er der gutmütigste Trottel den man sich überhaupt vorstellen kann.
Bei anderen Hunden ist manchmal das Problem, dass sie ihn nicht lesen können - zumindest konnte ich beobachten, dass viele ein Problem haben eine sehr ausgeprägte und ursprüngliche Körpersprache lesen zu können.
Vielleicht liegts auch an den vielen Haaren, dass es manchmal Kommunikationsprobleme zwischen den Hunden gibt. Vor allem mit den oft ewig kindlichen Labradoren knallt es häufig - die sind einfach so unhöflich (gleich anspringen, anhüpfen, etc.), das mag er nicht. Mit Border Collies gibts auch manchmal Streit - da dürfte aber eher die geduckte Haltung und das fixieren der Border ein Problem darstellen.
Beim spielen mit anderen Hunden ist Thyson sehr körperbetont und eher grobmotorisch, kleine Rassen gehen gar nicht (die mag er zwar, aber die Zwerge würden wohl kaum überleben...) - er spielt einfach sehr rauh und für Zwerghunderassen viel zu grob. Es geht zwar wenn ich daneben steh und alle 3 Minuten "langsam" sag, aber das ist mir zu mühsam ehrlich gesagt..
Er ist auch sonst eher eine Wildsau - langsam, vorsichtig, zurückhaltend...kommt in seinem Sprachschatz nicht vor. Mir ist aber aufgefallen, dass er gerne das Tempo bestimmt - wenn wir jetzt auf einen anderen Hund treffen der ebenso "wild" ist und nicht nur beim spielen mithalten kann sondern auch noch "fordert" - dann muss ich auch aufpassen, damit die Situation nicht kippt.
Sollte es mal krachen, weil ich nicht aufgepasst hab oder nicht schnell genug reagiert hab ODER weil uns ein freilaufender "der tut-eh-nix" belästigt, passiert soweit nichts. Thyson ist laut, groß, schwer und wirkt super böse, es schaut auch sehr schlimm aus... aber er hat noch nie einen anderen Hund verletzt. Er drückt den unterlegenen Hund zu Boden und fixiert ihn dort...aus. Das ist alles.
Ich bin unendlich dankbar, dass er hier zumindest keine große Gefahr darstellt. Allerdings, versuche ich solche Situationen auch zu meiden so gut ich eben kann!
Besucher: sind oft ein Problem. Kommt jetzt mal schnell der Katzenfutterlieferant, der Paketbote, der Versicherungsmensch oder der Nachhilfelehrer - wird Thyson in ein Zimmer gesperrt. Das stresst ihn weniger, als einen fremden Menschen im Haus zu dulden.
Möchte ich, dass dieser Besuch häufiger kommt und sich Thyson an ihn gewöhnt, gibt es mittlerweile feste Regeln wie das abzulaufen hat:
Thyson ins Zimmer, Besuch kommt, zieht sich Schuhe/Jacke aus und setzt sich hin, Besuch wird instruiert: Hund nicht anfassen, nicht antatschen, nicht anschauen, einfach ignorieren, fuchtle nicht mit den Händen rum..., Thyson darf aus dem Zimmer, ich sag "lieb sein"
- Hund murrt herum, grummelt... geht auf seinen Platz, kommt dann weil doch neugierig und schnüffelt am Besucher rum... je nach Sympathie dauert es länger/kürzer bis er seinen Kopf auf den Oberschenkel des Besuchers legt.... DANN darf man den Hund streicheln, ansprechen, etc.
Und dann ist es auch gut.. Besuch darf am Boden mit Hund rumkugeln, streicheln, aufstehen, durch die Wohnung gehen, ins Bad/auf WC gehen, alles kein Thema mehr. Aber wie gesagt... es dauert ein bisserl und man muss ein bisserl was beachten um akzeptiert zu werden.
Und JA: es ist MÜHSAM, es ist oft anstrengend, es ist oft zum aus der Haut fahren... aber ICH hab diesen Hund aus der Tötung geholt, also löffle ich die Suppe auch aus
Es gibt (ganz selten) Menschen die Thyson sofort mag - und die sind so unterschiedlich in Statur, Geschlecht, etc. das man einfach keine Linie erkennen kann - die begrüßt er wie alte Freunde und die schauen mich dann meistens an und sagen "was machst denn für ein Theater? Der ist doch eh super lieb..."
Ich würde niemanden raten ohne meinem Beisein mein Grundstück zu betreten... er würde es verteidigen ohne Wenn und ohne Aber.
Egal wer das ist - so wie Markus schon geschrieben hat - auch wenn der Typ nur nach dem Weg fragen will... fremder Mensch = Bedrohung (so siehts der Hund nun mal). Fremde Katzen hat er auch nicht so gern in "seinem" Garten und auch sonst nix, was nicht zum Rudel gehört.
Das Auto gehört da ebenfalls dazu - ich muss immer aussteigen wenn die Polizei mich anhält: wenn der Polizist ins Fenster reingreift um meinen Führerschein zu nehmen, zuckt er aus. Im Auto hab ich dann das Problem ihn nicht kontrollieren zu können - er weiß, das ich mal aussteigen, ums Auto rumgehen, die Box öffnen müsste... damit ich ihn mal anschauen bzw. einwirken kann.
In der Dunkelheit/Abendstunden ist es oft noch um einen Ticken schwieriger, da ist gleich mal alles böse, bedrohlich und gefährlich... hat natürlich auch einen Vorteil wenn man um 2 Uhr morgens mit dem Hund Gassi geht, eine Gruppe Betrunkene entgegen kommt und der Hund die Zähne blitzen lässt, die wechseln alle die Straßenseite... so muss ich es nicht tun...
Natürlich fühle ich mich, als Frau, alleine in meinem Haus sicher - ich weiß das niemand an diesem Hund vorbeikommt wenn ich es nicht möchte... ich möchte nicht abstreiten, dass einem dies enorm viel Sicherheit vermittelt.
Ich wusste nicht WAS ich mir ins Haus hole, als ich den wuscheligen Welpen der einem Bernersennen Hund zum verwechseln ähnlich sah, ins Haus holte...
aber ich habe gelernt damit zu leben, das Beste daraus zu machen, meinen Alltag darauf eingestellt... und nun klappt es ganz gut.
Das ich keinen "netten" Hund hab weiß ich inzwischen, wie ich damit umgehen kann auch...
...ob ich es nochmal tun würde? Ich weiß es nicht... ich liebe HSHs, sie haben ganz, ganz tolle Eigenschaften und sind einfach tolle Hunde... aber ob ich mir in der Stadt noch mal sowas "antun" würde... ich würde es jetzt mal stark bezweifeln.
JETZT ist es ein halbwegs angenehmes Leben... aber ich glaube es wäre schon gut, wenn man mal völlig entspannt spazieren gehen könnte ohne Angst haben zu müssen das plötzlich irgendwo ein Fremder um die Ecke biegt der den Hund antatschen will, weil er ja "sooo wuschelig ausschaut, der Bär".
Ich denke in der Stadt ist es schwieriger - am Land vermutlich einfacher.
MEINEN Thyson geb ich jedenfalls - trotz aller Eigenheiten - nicht mehr her, wir sind ein Team geworden und ich habe eine MENGE über Hundeverhalten bei ihm gelernt, mehr als aus jedem Buch und von jedem Trainer - dieser Hund hat mich gefordert ohne Ende und er hat es mir nicht leicht gemacht. Vermutlich beruht dies auf Gegenseitigkeit, denn Thyson hatte es Anfangs mit mir auch bestimmt nicht leicht
Ich glaube die Besserung und das "annehmen" kam bei uns erst, als ich aufgehört habe UNBEDINGT und mit allen Mitteln zu versuchen, dass er fremde Menschen liebt und ein freundlicher, aufgeschlossener und zugänglicher Hund wird... ich wollte immer so einen lieben Wuschelhund haben der mit nichts und niemanden ein Problem hat, einen angenehmen Begleiter den man überall mit hin nehmen kann und der jedes Kind dermaßen lieb hat und überhaupt...
.... joa... ich habe aufgehört ihm meine Vorstellung von einem optimalen Begleiter aufs Aug zu drücken - ich bin zufrieden wenn er die Leute nicht frisst, weil ich es ihm sage - er muss sie nicht mehr lieben, er muss nicht auf sie zugehen und Leckerlis nehmen und er muss sich auch nicht anfassen lassen... es ist ok.
Und nun ist es auch ok - für uns beide