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Flugzeugabsturz

Tamino, mir geht es um die Aussagen, dass psychische Erkrankungen "gut behandelbar" wären.
Siehe auch:

http://www.neurologen-und-psychiate...ophrenie-und-schizophrene-psychosen/therapie/

Schizophrenie ist heute gut behandelbar

Unter "gut behandelbar" verstehe ich, dass es nicht immer wiederkehrende Phasen gibt, die schwerste Erkrankungsschübe sind und nur dazwischen so HALBWEGS ein normales Leben. Betonung auf "halbwegs".

Und Gugguggs, nein, auch der "gesunde Anteil" ist oft kein Vollidiot. Der gesunde Anteil bemüht sich, sein Leben zu ordnen, wenn aber dazwischen immer wieder schwerste Schübe kommen, wird er irgendwann einmal verzweifeln. Denn "normales Leben" ist das sicher nicht.
Ist nun off topic, an welcher Störung der Pilot litt, wissen wir ja nicht.

Ich bin hier der Ansicht von Eva... kein Psychiater der Welt kann in den Menschen "hineinschauen" - im Sinne, wie es dem psychisch wirklich geht.
Schon beim Schmerzempfinden gibt es Unterschiede - manche Menschen empfinden viel weniger Schmerz, manche sind viel empfindlicher.
So ist es auch bei der Psyche. Was der Eine bei Erkrankungen (egal, ob physisch oder psychisch) besser wegsteckt, ist beim Anderen nicht so.
Zu sagen... 280 Menschen können es, warum also 20 nicht - zählt für mich nicht. Jeder Mensch ist anders, jeder empfindet anders, jeder kann mit Erkrankungen anders umgehen. Das ist nun mal so - warum auch immer.
Von "Vollidiot" würde ich daher nie reden.
 
Ich finde hier in diesem Thread sollte man bei den Fakten bleiben, dieses ständige philosophieren über irgendwelche psychatrischen Erkrankungen die nun mehr oder weniger erforscht sind und wo der Umgang mit diesen Patienten mit der Zeit besser geworden ist oder nicht führt weder in diesem Fall zu relativ wenig neuen Erkentnissen.

Und ich glaube das bei diesem Pilot zwar die Erkrankung und somit auch die Suizidgedanken ursächlich waren aber das da noch sehr viel mehr dahinter steckt als sich nur auf der Erkrankung auszuruhen.

Ich vermute, daß sich hier nicht mehr viel neue Erkenntnisse ergeben werden. Daß die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht wurde, scheint weitgehend gesichert.

Über die Motive wird man kaum mehr etwas erfahren, da es keinen Abschiedsbrief zu geben scheint.

Also ist der Vorfall ja eigentlich weitgehend aufgeklärt.

Meiner persönlichen Meinung nach sind für so ein Unglück folgende Faktoren GEMEINSAM "notwendig":

- eine psychische Erkrankung - ein psychisch wirklich gesunder Mensch macht so etwas nicht.

- eine schwere dissoziale Persönlichkeitsstörung - im "Volksmund" auch "Sch.....-Charakter" genannt - denn ein psychisch Erkrankter, der einen Funken Gewissen hat, macht so etwas auch nicht.

-eine relativ leicht umzusetzende Möglichkeit -da kam dem Co-Piloten natürlich dieser "Sicherheitsmechanismus" bei der Cockpit-Türe sehr entgegen. Hier muß man sich natürlich etwas überlegen, nachdem jetzt klar ist wie leicht dieser Mechanismus zu tödlichen Falle werden kann.

- etwas, das der Täter in seiner gestörten Gedankenwelt als Rechtfertigung für sein tun empfindet. Was das in diesem Fall war, werden wir mangels Abschiedsbrief nicht mehr erfahren - möglicherweise so etwas wie "schlechte, überfordernde Arbeitsbedingungen", "Rache dafür, daß ihm die Psychiater nicht ausreichend helfen konnten oder wirklich ein drohender Entzug der Fluglizenz - was auch immer, es wird sich nicht mehr klären.

So gesehen diskutieren wir hier eigentlich nicht am wirklichen Thema "vorbei". Denn bessere Behandlungsmethoden psychiatrischer Erkrankungen, ein früheres Erkennen von gefährlichen Persönlichkeitsstörungen etc. sind nicht der einzige, aber AUCH ein Faktor um solche Katastrophen unwahrscheinlicher zu machen.

Liebe Grüße, Conny
 
Conny, danke!

Und diesen Satz von dir:



wir wissen immer noch zu wenig;

möchte ich groß hervorheben. Das ist es, was ich meinte. Nein, nicht, dass die Wissenschaft keine tollen Fortschritte gemacht hätte. Dafür ist man ja eh dankbar.

Und hierzu:

es besteht auch in der Versorgung der Betroffenen noch erheblicher Verbesserungsbedarf.

auch ein großes Danke! Denn das passt sehr gut zum eigentlichen Thema...
zum kranken Piloten. Anscheinend hat es bei der adäquaten Versorgung - warum auch immer - gekrankt. Und nein, das heißt nun nicht, dass jeder psychisch auffällige Mensch sofort in Gewahrsam genommen werden muss, eine Meldung an den Arbeitgeber erfolgen muss -im Gegenteil.
Aber die Zeit, die für erkrankte Menschen zur Verfügung steht - die müsste erweitert werden. Dass sich der Arzt wirklich mit dem Patienten befassen kann. Vertrauen bilden - dass sich der Erkrankte auch wirklich öffnet.
Diese Zeit -und das liegt an unserem System - ist nicht vorhanden.
Da gehört eine neue Bewusstseinsbildung her - dass das System geändert wird. Zeit ist nicht Geld, Zeit ist etwas Wertvolleres.
Der Arzt bemüht sich, Zeit für den Patienten zu haben, wenn aber das Wartezimmer voll ist, weil es z.B. zuwenig Fachärzte gibt, zuwenig Kassenverträge, dann sind ihm die Hände gebunden.

Und dann zu sagen... die meisten der 300 (hier vom Beispiel von Gugguggs) Erkrankten können es eh, deren gesunde Anteile "reißen sich quasi zusammen"), warum ein Teil davon nicht - na, das sind halt Leut, die nicht wollen.... nein. Ich denke, JEDER Mensch WILL gesund werden. Nur das Können ist oft nicht da. Warum auch immer.

Mich stört immer, dass dieses "Nichtkönnen" mit Absichtlichem verbunden wird... so in der Art, der hätt doch an sich arbeiten können, hat doch einen freien Willen....

Nun stellt sich die Frage, was der "freie Wille" wirklich ist? Eine neuronale Ursache im Gehirn hat?

Man geht auch oft -wie hier bei Lubitz - vom "Bösen" im Menschen aus.
Was ist "das Böse"? Wie setzt sich das zusammen?
Ich persönlich würde sagen... eine Abweichung vom "normalen" Hirnstoffwechsel, neuronaler Tätigkeit. Vielleicht einmal mit richtigem Umgang, mit richtigen Medikamenten - behandelbar?
 
So gesehen diskutieren wir hier eigentlich nicht am wirklichen Thema "vorbei". Denn bessere Behandlungsmethoden psychiatrischer Erkrankungen, ein früheres Erkennen von gefährlichen Persönlichkeitsstörungen etc. sind nicht der einzige, aber AUCH ein Faktor um solche Katastrophen unwahrscheinlicher zu machen.

Joooooo! Danke! Denn darum geht es!

Und.....Diese "Eigenverantwortung"... mancher Mensch kann es, mancher nicht.
Das zu akzeptieren, damit umzugehen - wäre schon ein ganz großer Schritt!
Jeder Mensch - auch in seiner Erkrankung - ist einzigartig.

Natürlich muss die restliche Gesellschaft geschützt werden. Kranke, die zu Tätern werden könne, bedürfen einer Spezialbehandlung.
Aber dann sicher nicht... du bist ein Mensch, der nicht will, denn warum können es andere Menschen und du nicht!?
Nein, der Eine kann es halt nicht. Ist so. Das hat aber auch wiederum viele, viele Ursachen. Und da kann man nachhaken.
 
:mad:

Kein Wissenschaftler will das irgend jemanden glauben machen.....

Ganz im Gegenteil: Wissenschaftler weisen immer darauf hin, wie schwierig die Materie ist, wissen ganz genau, wie viel sie wissen und wie viel sie nicht wissen, sind sich der Möglichkeit der Fehlschlüsse immer sehr bewusst.....

Das ist einfach wieder mal eine DEINER Erfindungen..... Du schreckst wirklich vor keiner Unterstellung zurück...


Tamino, ich habe darüber nochmals nachgedacht...

Natürlich weisen Wissenschaftler, Ärzte darauf hin, dass nicht alles behandelbar ist. Darum erzählen sie ja immer wieder vom "Gold-Standard". Der eine Behandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist.
Ich habe aber das Gefühl, dass nach außen hin (also z.B. im Internet) zuerst einmal kommuniziert wird, dass "alles gut behandelbar wäre". Erst dann hört man, dass es doch immer wieder Menschen gibt, wo eine Therapie nicht anspricht. Verstehe ich, man will ja Mut machen.

Aber... gerade diese therapieresistenten Menschen bedürften meiner Meinung nach einer Spezialfürsorge. Die Ärzte bemühen sich ja, aber wenn Therapieplätze rar sind, zuviel Geld kosten, usw.....
 
Joooooo! Danke! Denn darum geht es!

Und.....Diese "Eigenverantwortung"... mancher Mensch kann es, mancher nicht.
Das zu akzeptieren, damit umzugehen - wäre schon ein ganz großer Schritt!
Jeder Mensch - auch in seiner Erkrankung - ist einzigartig.

Da stimm ich Dir eben nur BEDINGT zu. Bei einem Menschen kann der "freie Wille" und die Fähigkeit zu Eigenverantwortlichkeit sehr eingeschränkt sein - z.B. eben krankheits- oder entwicklungsbedingt.

Aber solange ein Mensch nicht - z.B. durch schwerste Demenz etc. tatsächlich unzurechnungsfähig ist, bleibt ihm zumindest ein kleines Stück weit freier Wille und Möglichkeit zur Eigenverantwortlichkeit (wie gesagt - u.U. nur schwer eingeschränkt) übrig.

Ich weiß schon, daß meine Meinung in dieser Hinsicht die meisten hier nicht teilen. Aber ich persönlich hab die Erfahrung gemacht, daß man einem Menschen ABSOLUT NICHTS GUTES tut, wenn man ihm diese "Restfähigkeit" zur Eigenverantwortlichkeit abspricht und ihm "Narrenfreiheit" gewährt. Im Gegenteil - ich finde, daß man ihn damit "klein und abhängig" macht und ihm ein Stück seiner Menschenwürde nimmt.

Und ich hab auch die Erfahrung gemacht, daß es GERADE die Menschen, die ihre Verantwortung eben nur partiell tragen können BRAUCHEN, daß man sie klar und deutlich darauf hinweist, daß sie nicht NUR Opfer ihrer Einschränkungen sind, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten Verantwortung übernehmen müssen.

Nur als Beispiel. Ich erinnere mich an einen Patienten, der - natürlich pychisch nicht wirklich gesund - immer wieder auf das Personal eingeschlagen hat, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Nachdem ich einmal einen ordentlichen "Kinnhacken" abbekommen habe, hab ich ihm klipp und klar gesagt, daß es zwischen uns eine ganz einfache Regel gibt - er schlägt mich nicht und ich schlag ihn nicht. Ich weiß schon, das war völlig unprofessionell, aber es war der Beginn Zugang zu dem Menschen zu finden, mit ihm "arbeiten" zu können - und nebenbei hat er mich nie wieder geschlagen. Und ich denke das lag ein Stück weit daran, daß er sich endlich ernst genommen gefühlt hat, indem ich ihm gezeigt hab, daß ich ihm - trotz aller Krankheit - sehr wohl zutrau sich an einfache Spielregeln zu halten. Mit "Du bist arm und krank also kannst Du ja gar nichts dafür, wenn Du uns schlägst" hat's jedenfalls nicht funktioniert.


Liebe Grüße, Conny
 
Liebe Calimero,

ich habe in den letzten 10 Jahren mit etwa 300 schizophren erkrankten gearbeitet.
Aus meiner Praxis kann ich nur sagen, es gibt immer wieder welche, die mit ihrer Erkrankung nicht umgehen können, das ist allerdings nicht die Mehrzahl.
Auch kranke Menschen haben gesunde Anteile, manchmal ist der gesunde Anteil leider ein Vollidiot. Oft ist er bemüht sein Leben zu ordnen und dafür viel schlimmes in Kauf zu nehmen

Und Gugguggs, nein, auch der "gesunde Anteil" ist oft kein Vollidiot. Der gesunde Anteil bemüht sich, sein Leben zu ordnen, wenn aber dazwischen immer wieder schwerste Schübe kommen, wird er irgendwann einmal verzweifeln. .

Und dann zu sagen... die meisten der 300 (hier vom Beispiel von Gugguggs) Erkrankten können es eh, deren gesunde Anteile "reißen sich quasi zusammen"), warum ein Teil davon nicht - na, das sind halt Leut, die nicht wollen.... nein. Ich denke, JEDER Mensch WILL gesund werden. Nur das Können ist oft nicht da. Warum auch immer.

Mich stört immer, dass dieses "Nichtkönnen" mit Absichtlichem verbunden wird... so in der Art, der hätt doch an sich arbeiten können, hat doch einen freien Willen....

?

Ich denke, Du hast nicht verstanden, was Guggus geschrieben hat:

Sie hat nämlich keineswegs "nicht können" mit "nicht wollen" gleichgesetzt,

das hast nur Du gemacht....

Mit "gesunder Anteil = Vollidiot", abgesehen davon, dass sie "manchmal" geschrieben hat und Du mit "oft" antwortest

war , glaube ich, gemeint, dass es nun mal Menschen mit ziemlich vielen, ziemlich miesen Charaktereigenschaften gibt und wenn diese Menschen erkranken, dann ist auch der gesunde Anteil wahrlich nicht das Gelbe vom Ei. Und das hat natürlich Auswirkungen auf Handlungen, Umgang mit Krankheit, Umgang mit Mitmenschen.

(Falls ich mich irre, lass ich mich gerne eines Besseren belehren)
 
Tamino, ich habe darüber nochmals nachgedacht...

Natürlich weisen Wissenschaftler, Ärzte darauf hin, dass nicht alles behandelbar ist. Darum erzählen sie ja immer wieder vom "Gold-Standard". Der eine Behandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist.
Ich habe aber das Gefühl, dass nach außen hin (also z.B. im Internet) zuerst einmal kommuniziert wird, dass "alles gut behandelbar wäre". Erst dann hört man, dass es doch immer wieder Menschen gibt, wo eine Therapie nicht anspricht. Verstehe ich, man will ja Mut machen.

QUOTE]

Nun, um so ein Urteil abgeben zu können

Weil die menschliche Psyche trotz aller Erkenntnisse noch bei Weitem nicht so erforscht ist, wie es uns die Wissenschaft glauben lassen möchte.

reicht aber ein Gefühl und ein "bissi" Internet wahrlich nicht aus......

Im Internet steht viel,.... angefangen vom 6. Leithund von links und 4. Wächter von rechts, bis zum Gesetz, das besagt, wenn ein Einbrecher vom Hund gebissen wird, bekommt er Schmerzensgeld und der HH wird wg. Körperverletzung verurteilt......bis zum Hund muss immer hinter HH gehen......
und und und.......
 
Aber solange ein Mensch nicht - z.B. durch schwerste Demenz etc. tatsächlich unzurechnungsfähig ist, bleibt ihm zumindest ein kleines Stück weit freier Wille und Möglichkeit zur Eigenverantwortlichkeit (wie gesagt - u.U. nur schwer eingeschränkt) übrig.

Conny, ja. Ich denk mir halt immer, wie weit der eigene Wille wirklich geht - was ihn beeinflusst. Ich glaube, dass - gerade bei derartigen Erkrankungen -auch sehr viel Angst mitspielt. Angst, was alles "hochkommen" könnte (und man z.B. eine Therapie aus diesem Grund ablehnt), Angst, was die Mitmenschen, wenn es bekannt werden würde, sagen, und und und. Vom Jobverlust (bei Lubitz?) gar nicht zu reden.
Da spielt so viel mit....


Das mit den "Spielregeln" gefällt mir übrigens! Ist ein gegenseitiges Verständnis... so in der Art... "ICH weiß, dass du krank bist, aber ich MÖCHTE, dass du TROTZDEM dich an gewisse Spielregeln haltest. So, wie auch ich mich daran halte." Gefällt mir sehr gut!

Tamino... zu den Charaktereigenschaften... wie entstehen die? Ich weiß, soll nun keine Entschuldigung sein, vielleicht nur ein Versuch einer Erklärung.
Ich vermute, dass da so viel mitspielt - Vererbung, Epigenetik, Gesellschaft/Umwelt beim Aufwachsen... Gehirnneurologie?

Ich würde halt sagen, den Menschen einmal annehmen - so, wie er ist. Aber gemeinsam MIT ihm daran arbeiten, dass er gut in die Gesellschaft integrierbar ist. Das muss eine Win-Win-Situation werden. Er muss sich ändern - aber er muss auch angenommen werden.

Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll....

nur derzeit ist es so, dass diese Menschen abgelehnt werden, von Hilfe keine Rede. Das treibt sie dann sicher in den Untergrund - Scham, Angst - was da alles mitspielt. Und dann werden sie erst recht zu Tätern.

Ich könnte mir es so vorstellen... "Du bist so, wie du bist, aber das passt nicht in dieser Art in unsere Gesellschaft. Gemeinsam werden wir nun daran arbeiten, dass du trotzdem DU bleiben kannst, dass dir aber auch dahingehend geholfen werden kann, damit du gut in die Erfordernisse der Gesellschaft integriert werden kannst."

Das wär für mich echte "Täter-Vorbeugung". Schon den Erkrankten/zukünftigen Täter verpflichten, ihn aber in seinem "So-Sein" trotzdem nicht ablehnen. Und damit in den Untergrund treiben.

Ich hoffe, ich hab's geschafft, mich verständlich zu machen...:o
 
Liebe Calimero,

ich habe in den letzten 10 Jahren mit etwa 300 schizophren erkrankten gearbeitet.
Aus meiner Praxis kann ich nur sagen, es gibt immer wieder welche, die mit ihrer Erkrankung nicht umgehen können, das ist allerdings nicht die Mehrzahl.
Auch kranke Menschen haben gesunde Anteile, manchmal ist der gesunde Anteil leider ein Vollidiot. Oft ist er bemüht sein Leben zu ordnen und dafür viel schlimmes in Kauf zu nehmen


Ich gebe es zu, hab ich nicht wirklich verstanden. Wer ist bemüht, sein Leben zu ordnen und Schlimmes in Kauf zu nehmen? Derjenige, der mit der Erkrankung umgehen kann, oder derjenige, dessen gesunder Anteil ein "Vollidiot" ist?
Das steht so nacheinander, dass man schließen müsste, dass der "Vollidiot" (der gesunde Anteil) bemüht ist, sein Leben zu ordnen. :confused:
 
nur derzeit ist es so, dass diese Menschen abgelehnt werden, von Hilfe keine Rede. Das treibt sie dann sicher in den Untergrund - Scham, Angst - was da alles mitspielt. Und dann werden sie erst recht zu Tätern.

...:o

Und noch einmal:

Bitte bitte bitte bitte

bleib doch irgendwann mal bei der Wahrheit und unterlass derartige - sichtlich in Deinen Augen so toll klingenden -Pauschalurteile

niemand bezweifelt, dass das System verbessert gehört, immer, weil es immer was verbessern gibt, das hängt ja auch direkt mit der Anhäufung von Wissen zusammen

aber es ist einfach nicht wahr, dass psychisch Kranke generell abgelehnt werden, dass es keine Hilfe gibt

vielleicht in Deinem Umfeld, im Umfeld anderer Menschen ist dem nicht so

Wann warst Du zuletzt in einer betreuten Wohngemeinschaft für psychisch/psychiatrisch Erkrankte

wann in einem Wohnheim

wann auf einer Station

wann in einem Haus, in dem AUCH Erkrankte wohnen...

wann hast Du zuletzt mit Psychiatern/Psychologen diskutiert

wann zuletzt mit Menschen, die sich all den Aufgaben in diesem Zusammenhang verschrieben haben.....

ich wünsch mir auch mehr, viel mehr, noch mehr ....

aber dieser Ausspruch von Dir diffamiert Menschen, die wunderbare Arbeit leisten
 
Tamino, ich habe aber nicht von "normalen" psychisch Erkrankten geschrieben, sondern von solchen, die in deinen Augen Charakterschwächen haben, bzw. zukünftige "Täter" werden könnten.
Bei "Tätern" denke ich nicht nur an solche, die z.B. Amok laufen, sondern auch an Triebtäter, an Pädophile. Und - es geht nicht darum, dass es Ärzte gibt, die diese Menschen behandeln wollen, sondern um die gesamte Gesellschaft.
Und da wird dann verschwiegen, vertuscht -nur ja nichts gesagt. Da spielt Scham eine große Rolle. Warum hat es in der Vergangenheit so viele Täter - gerade z.B. in der Kirche gegeben? Von Pädophilie über Gewalt... da war doch auch nichts normal. Ich vermute sogar, dass es so etwas noch heute gibt.

Was wäre passiert, wenn Lubitz z.B. bekanntgegeben hätte, dass er Phantasien hätte, ein Flugzeug samt Insassen gegen einen Berg zu fliegen?
Natürlich - 150 Menschen wären noch am Leben.
Aber welche Konsequenzen hätte es für ihn - für sein Leben gehabt? Welche Hilfe hätte er erhalten? Wie hätte es mit seinem Job ausgesehen? Wie, mit der Umwelt, wenn herausgekommen wäre, warum er z.B. seinen Job aufgeben hätte müssen? Wer aller hätte ihn - mindestens! - schief angeschaut? Nicht einmal Ärzte miteingenommen? (denn die sind auch nur Menschen)

Ich gebe es zu - mir wäre er auch suspekt vorgekommen. Solche "Ideen" hat man nicht.
 
Mit Schlimmes in Kauf nehmen meinte ich z.B. genau das.

Das man schief angesehen wird, seinen Job und die Familie los ist. Impotent ist aufgrund der Medikation.

Es gibt ganz nette Kranke, die sich behandeln lassen und alles mögliche in Kauf nehmen und ein weitgehend normales Leben führen.
Es gibt Kranke, die nett sind.... denen nicht geholfen werden kann.
Es gibt Kranke, die vollkommene Charakterschweine sind..... ob ihnen geholfen wird oder nicht.


@ Tamino: DANKE
 
Gugguggs, danke für die Erklärung. Nur eins versteh ich nicht...

Das man schief angesehen wird, seinen Job und die Familie los ist. Impotent ist aufgrund der Medikation.

Was ist das bitte für "weitgehend normales Leben", wennst deinen Job verlierst, deine Familie usw.? In Deutschland Hartz4. Arbeitslos. Ohne Familie - alle wenden sich von dir ab.. Familie, Freunde..

was ist dann noch "normal"?
 
Was ist das bitte für "weitgehend normales Leben", wennst deinen Job verlierst, deine Familie usw.? In Deutschland Hartz4. Arbeitslos. Ohne Familie - alle wenden sich von dir ab.. Familie, Freunde..

was ist dann noch "normal"?

Na immerhin ist das so "normal", dass in Europa Millionen Menschen ihre Jobs verloren haben, sich scheiden lassen haben, möglicherweise einsam sind etc und trotzdem keine Linienmaschine gegen einen Berg fliegen.

Worauf willst du eigentlich überhaupt noch hinaus?
Dass die alle therapiert gehören?
Oder ist es dir eh genug, auf das "böse System" zu schimpfen und dadurch jeden Einzelnen von seiner Verantwortung für sein Leben zu befreien??:confused:
 
@ Calimero:

Normal ist, dass Charakterschweine oft alleine da stehen.
Normal ist, dass Menschen die schwer krank sind oft nicht mehr im Berufsleben stehen.
Normal ist, dassdie Gesellschaft Menschen die nicht leistungsfähig sind aussondert.

Normales Leben heißt aber zB. eigene Wohnung, entscheiden können, wann und was ich essen will, nicht in einrichtungen leben müssen uund und und.... keine Flugzeuge irgendwo gegenzuballern.
Alles was menschenmöglich ist, werden Menschen vollbringen - letztlich ist also selbst die Tatsache, dass jemand ein Flugzeug irgendwo dagegenballert zwar mehr als bedauerlich, aber.... des Menschen möglich, in der Abnormität
 
Oder ist es dir eh genug, auf das "böse System" zu schimpfen und dadurch jeden Einzelnen von seiner Verantwortung für sein Leben zu befreien?

Natürlich ist es auch das System, dass so viel verschwiegen und vertuscht wird, nicht adäquat Hilfe gesucht wird. Das heißt ja nicht, dass man dadurch jeden Einzelnen von seiner Verantwortung befreit. Nur - man könnte ihm, diese Verantwortung zu tragen, leichter machen.

Normal ist, dassdie Gesellschaft Menschen die nicht leistungsfähig sind aussondert.

Ja, das ist z.B. ein Punkt, woran es krankt. Unsere reine Leistungsgesellschaft.

Natürlich kann ich nicht alles Verrückte, was ein Mensch tun kann, verhindern. Aber wenigstens ein bisserl was. Und wenn man weg von der Leistungsgesellschaft samt ihrem Druck hin zu einer wieder sozialeren Gesellschaft gehen würde, wär schon ein wichtiger Schritt getan.
 
Im Umgang mit Kranken, Behinderten und Armen war unsere Gesellschaft wohl nie sozialer.
Bei aller Sozialromantik muss man doch sagen, dass wir in Mitteleuropa gar nicht sooooo schlecht aufgestellt sind :o

Europa war - bei allen Mängeln, die es in jeder Gesellschaft bis zum jüngsten Gericht geben wird - im Umgang mit allen noch nie sozialer.;) (Flüchtlinge möglicherweise ausgenommen)
Es wird hoffentlich ja auch niemand annehmen, dass die Ziegelböhm oder die Herrschaftsköchinnen im 19. Jahrhundert in KEINER Leistungsgesellschaft gelebt haben. Oder die Lehrer, die Eisenbahner oder wer auch immer. Oder die Bauern im Mittelalter.

Und die alte "schwachsinnige" Magd bei meiner steirischen Verwandtschaft wurde am Bauernhof bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zwar irgendwie durchgefüttert, das war´s aber auch schon. An deren psychisches Wohlbefinden auch nur einen Gedanken zu verschwenden - auf diese Idee wäre überhaupt keiner gekommen.

Und ohne jetzt zynisch klingen zu wollen: Meine Oma z.B. hätte für ein "Burnout" überhaupt keine Zeit gehabt. Die war zwei Weltkriege und Zwischen- und Nachkriegszeiten voll und ganz damit beschäftigt, mit ihren Kindern zu überleben. (und hätte man den Begriff Burnout damals schon gekannt und gar richtig diagnostiziert, wär´s vermutlich auch allen egal gewesen).
 
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