Conny, hier kann ich mir aber nicht vorstellen, dass das bei den Eingangstests zur Flugschule (irgendwann ist Lubitz ja getestet worden) nicht aufgefallen wäre. Auch widerspräche das der Tatsache, dass er bei den Verwandten, Freunden, im Segelverein beliebt war, dass die Freundinnen diesbezüglich positiv über ihn sprachen - das alles passt nicht zu einer derartigen Persönlichkeitsstörung. Und die so geheim halten - ich glaube nicht, dass das geht. Dr. Jekyll und Mr. Hyde...irgendwie glaube ich nicht daran.
Alles, was ich über Persönlichkeitsstörungen gelesen habe - das passt alles nicht zum Gesamtbild (bzw. zu dem, was zu lesen war).
Ich kann mir sogar ganz ausgezeichnet vorstellen, daß eine dissoziale Persönlichkeitsstörung weder bei einer psychologische Routinetestung noch unter Freunden im Segelverein auffällt.
Es gibt doch wahrlich einige Beispiele von Menschen, die als freundliche Nachbarn, hilfsbereite Kollegen und liebevolle Familienväter (in Einzelfällen auch liebende Frauen) bekannt waren - leider sind sie halt irgendwann zwischendurch "losgezogen" und haben getötet - dann sind sie wieder heimgekommen und haben sich so normal benommen, daß NIEMAND Verdacht geschöpft hat.
Wenn die Sache dann irgendwann nach ein paar Morden aufgeflogen ist, ist das gesamte persönliche Umfeld "aus allen Wolken gefallen". War alles schon da - nicht erst einmal.
Denk einmal an den berühmten "Häfenpoeten" Unterweger - der hat als das Paradebeispiel einer gelungenen Resozialisierung gegolten, war in Fernsehsendungen eingeladen, ist bei der Polizei ein- und ausgegangen und hat Hilfe bei der Aufklärung der Morde angeboten, die er selbst begangen hat. Und es hat ETLICHE Morde !!! lange gedauert, bis irgend wann einmal jemandem der Verdacht gekommen ist, daß der Typ vielleicht unter seiner "charmanten Oberfläche" doch noch völlig gestört und gefährlich tickt. Wieviele Menschen hat der täuschen können? (Und ein Psychologe oder Psychiater hat den im Häfn sicher auch untersucht bevor er "resozialisiert" entlassen wurde).
Das gefährliche an Psychopathen ist doch gerade, daß sie oberflächlich betrachtet so normal sind, daß sie sich so gut "verstellen" können und man sie schon gut kennen (und gute Menschenkenntnis haben muß) um zu erkennen, welche zutiefst gestörte Persönlichkeit sich hinter der "normalen Fassade" verbirgt.
Das klingt so nach Mr Jekyll und Mr Hyde.... "multiple Persönlichkeitsspaltung"?
Auf der einen Seite ist da der intelligente, freundliche, "weich und liebe" (Aussage der Ex-Freundin) Mensch, auf der anderen Seite derjenige, der skrupellos den Tod anderer Menschen plant?
Andere Frage... was steckt hinter derartigen Persönlichkeitsstörungen? Eine Störung im Gehirnstoffwechsel? Wenn dem so wäre... von wieviel "Schuld" kann man dann sprechen? Bei einem Gallenstein, einem kaputten Blinddarm spricht ja auch niemand von "selbst schuld".
Da wäre dann die Frage nach dem "freien Willen"....
Wie "frei" wär der, wenn sich eine Störung im Gehirnstoffwechsel befindet?
Ich weiß, ist eine philosphische Frage, aber dennoch....
An möglichen zugrunde liegenden hirnorganischen Veränderungen wird ja noch geforscht. Man weiß da bei Weitem noch zu wenig. Ich hab vor einer Weile einmal eine gute Dokumentation zu dem Thema im Fernsehen gesehen, ich werd mal auf Youtube schauen, sollte ich da etwas fachlich Gutes zu dem Thema finden, stell ich den link ein.
Und nein, den Vergleich mit einer Blinddarmentzündung laß ich in SOLCHEN Fällen nicht gelten. Wenn ein Mensch WEISS, daß es Unrecht ist zu Töten (also zurechnungsfähig ist) und es trotzdem vorsätzlich tut, hört sich bei mir das Verständnis schlicht und einfach auf. Und ich schätze mich insgesamt gesehen wirklich nicht als intoleranten Menschen ein.
Liebe Grüße, Conny
PS: Hab Dein letzes Post gerade erst gesehen. NATÜRLICH muß man die Gesellschaft vor Menschen schützen, die unzurechnungsfähig sind und in diesem Zustand zur Gewalt neigen. Man muß diese Menschen auch vor sich selbst schützen, das steht ja völlig außer Frage.
Aber "verurteilen", dem Menschen vorwerfen er hätte Schuld auf sich geladen? Ihn als "Verbrecher" ansehen, wenn der WIRKLICH überhaupt nicht weiß, was er getan hat, überhaupt nicht abschätzen kann was sein Handeln für andere bedeutet? Nein, das fände ich extrem ungerecht und grausam.