Ich finde, man sollte schon noch den Unterschied zwischen Hunden und Menschen erkennen.
Ein Hund, der aggressiv auf Menschen reagiert ist eine ganz andere Nummer als ein Hund, der auf Artgenossen aggressiv reagiert.
Für Hunde, die auf Menschen aggressiv reagieren finde ich in jedem Fall Maulkorb angebracht.
1. Können wenige Menschen die Signale von Hunden richtig interpretieren - und von Kindern kann man das schonmal kaum erwarten, vor allem, wenn es ihnen nie jemand beibringt. Klar gehen manche ohne Vorwarnung begeistert auf einen Hund los. Und klar liegt der Fehler auch bei den Eltern, die da nicht genug aufpassen, ABER der menschliche Körper ist nunmal was Hundebisse betrifft empfindlicher und ein Kind (Mensch) hat auch keinesfalls die Reaktionsschnelligkeit, sich zurückzuziehen, wenn ein Hund aggressiv reagiert. Was "Menschenunverträglichkeit" betrifft kann man jedoch viel besser üben, weil man Menschen erklären kann: Bitte stell Dich zur Verfügung, dass ich mit meinem Hund an dem Problem arbeite und verhalte Dich so und so und tu dies und das. Menschen kann man auf Distanz auch schon Bescheid geben: Achtung, lassen sie ihr Kind nicht näher kommen, mein Hund beißt...........oder auch ein Kind, das gefährlich zu nahe kommen will, mit scharfer Ansage vertreiben. Meist sprechen die ja dieselbe Sprache wie der Hundehalter oder versteht zumindest dessen Mimik und gebärden.
Die Eltern sind jedoch sowieso meist sehr darauf bedacht, ihre Kinder vor Schaden zu bewahren und befolgen Anweisungen von HH, ihre Kinder zu stoppen, bevor etwas passiert. Da muss der HH umsichtig und vorausschauend gehen und vielleicht auch Situationen meiden, in denen er selbst den Überblick verlieren würde. So ein Hund gehört dann halt mal ne zeitlang nicht in die Stadt und in Menschenansammlungen. Da ist es vielleicht manchmal besser, so einen Hund in ein geeigneteres Umfeld abzugeben oder man zieht selber um, wenn man das Problem nicht befriedigend managen oder lösen kann.
Es wird ja immer wieder davon gesprochen, dass hundeunverträgliche Hunde auch nicht in Hundezonen geführt werden sollten, weil man da bedrängende Situationen schließlich nicht vermeiden und nicht fordern kann, dass alle angeleint laufen, damit der eigene Hund nicht bedrängt wird.
Und es ist nunmal so: Nirgendas auf der Welt herrscht Leinenpflicht für Kinder!
2. Der best sozialisierteste, freundlichste Hund kann durch ein einziges , heftiges, schlechtes Erlebnis mit einem schlecht sozialisierten Hund bezüglich Hundekontakten verdorben werden und daraus resultierend künftig auf eine viel größere Individualdistanz bestehen, die er braucht um nicht aggressiv reagieren zu müssen. Ohne dass sich sein Mensch je aufgeregt hätte, wenn Hundekontakte abliefen.
Die Arbeit, so einen Hund wieder umzupolen erfordert Geduld und gutes Management und ist nicht einfach mal so damit erledigt, dem Hund IN EINER bedrängten Situation eben mal schnell "Bescheid zu geben, dass er das nicht nötig hat", wenn gerade zB zwei Hunde kläffend auf ihn zuspringen.
Wenn der Hund in der Situation zubeißen will, hat aber der andere Hund immer noch bessere Chancen aus dem Konflikt heraus zu kommen, als ein Mensch, ganz einfach weil der andere Hund in der Lage sein müsste, die Signale des bedrängten Hundes zu verstehen und sich reaktionsschnell zurück zu ziehen, damit er nicht beschädigt wird.
Leider wird was "Leinenaggressivität" und "Unverträglichkeit mit Artgenossen" betrifft oft nur symptomatisch daran gearbeitet und dem Hund jegliche aggressiven Äußerungen aberzogen, anstatt geduldig und artgerecht dafür zu sorgen, dass er selbst Artgenossen wieder als konfliktvermeidende Individuen und sich selbst als in der Lage konfliktvermeidend zu agieren, kennen lernen kann. Und das ist leider häufig situationsbedingt verursacht, weil es immer wieder vorkommt, dass freilaufende "DerTutNixe" so einen vorgeschädigten Hund belästigen und bedrängen, seine Individualdistanz frech und vom HH unkontrolliert, distanzlos unterschreiten und um Schaden zu vermeiden, ist der HH gezwungen, seinen eigenen Hund davon abzuhalten, den anderen zu beschädigen.
Jede solche Situation ist absolut kontraproduktiv für die Arbeit, einen "unverträglichen" Hund zu sozialisieren, da mit jeder dieser Situationen der Hund in seiner Abwehrhaltung bestätigt wird. Er erlebt: "Andere Hund sind unhöflich, beahcten meine Signale nicht und suchen den Konflikt, den ich für mich selber lösen muss, weil niemand die anderen Hund erfolgreich von mir fern hält."
Ich frage mich manchmal, ob Hundebesitzer, die trotzdem sie sehen, dass ein Hund angeleint ist und beim Besitzer behalten wird, der mit dem Hund Distanz aufrechterhalten will, dies sogar noch verbal unterstützt, zu diesem Hund ihre Kinder auch einfach hinlaufen lassen würden................oder würden sie vieleicht ihre Kinder eher vor Schaden bewahren wollen, weil sie wissen, dass ein Kind schnell mal gebissen wird - und sie aber auch wissen, dass ihr eigener Hund zwar den anderen ärgern und provozieren wird, aber schnell genug ist, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen?
Wie sich in dem konkreten Beispiel hier im Forum gezeigt hat, ist es leider oft so, dass viele Hundebesitzer ihre eigenen Hunde nur deshalb nicht anleinen, weil sie selbst nämlich ein "Leinenführigkeitsproblem" bei Hundebegegnungen haben und wahrscheinlich einfach keinen Bock drauf haben, mit ihren eigenen, kläffenden, zerrenden und an der Leine unkontrollierbaren Hunden aufzufallen und deshalb beschönigt man sich selbst und gibt den anderen Hundehaltern die Schuld, diese seien unfähig, würden sich aufregen, würden ihre Hund daran hindern artgerecht zu kommunizieren und würden die Probleme ihrer Hunde verursachen.
Natürlich ist auch das manchmal der Fall. Ich erlebe es tagtäglich bei mir in der Umgebung: Das sind meist die Hunde, die einerseits führungslos rumlaufen dürfen (oder der Einfachheit halber zeitweise an Flexi), alles selbst regeln müssen, von den eigenen Menschen nicht geschützt und echt geführt werden und dann in Situationen, in denen es mal nicht anders geht , als sie anzuleinen, ticken diese Hunde nämlich dann an der Leine vollkommen frustriert aus, weil sie dann eben nicht selber ausreichend kommunizieren und regeln können UND vom Menscehn dabei dann auch noch unangebracht planlos ausgeschimpft, bestraft oder vollkommen unangebracht beruhigend betüddelt werden - anstatt zusammen MIT den Hunden an genau diesem Problem, das sie den anderen vorwerfen, sie aber eigentlich selbst haben, geduldig und mit gutem Plan artgerecht zu arbeiten!