Für mich hat das mit Auseinanderpflücken nichts zu tun. Für mich ist, wenn Du nochmal nachliest, was Du geschrieben hast zum Thema Lernbereich und sozialer Bereich und dann die Wurstbrotgeschichte, das schlicht und einfach ein Widerspruch und ein Logikbruch. Mich würde einfach eine sachliche Erklärung interessieren. Warum man bei der Wurtsbrotgeschichte nicht auch einfach so trainieren kann, dass der Hund Spaß hat, ohne körperliche Attacken wie kneifen etc.
Okay, ich versuche es noch mal.
Hunde kommunizieren untereinander in vielen bereichen darüber, dass sie einander nicht signalisieren, was sie tun sollen sondern ausschließlich, was der andere Hund lassen soll.
Das können räumliche
begrenzungen sein z.b. körperlich abblocken, einen raum versperren, einen anderen hund aus einer bestimmten ecke nicht herauslassen.
Das können
Tabubereiche sein, z.b. du nimmst dir jetzt diesen Knochen nicht, du springst mich nicht an, du gehst jetzt nicht an meine zitzen, nicht an meinen Napf usw.
Das alles geschieht zeitlich begrenzt und hat keine konsequente fortführung im menschlichen sinne (Du darfst nie an meinen Knochen - das wäre menschliche Denke) sondern zeigt nur beharrlichkeit in der jeweiligen situation (
Jetzt machst du das auf keinen fall).
Das Begrenzen oder Tabuisieren geschieht im Prinzip in einem dreistufigen Aufbau: Ansage (steif werden, Blickkontakt aufnehmen, leiser Knurrer) -
Verwarnung (Drohknurren, Fixieren, Bewegung auf den anderen Hund zu, in die Luft schnappen) - Einwirkung (taktiler Kontakt mit dem anderen hund d.h. Anstossen, Bodycheck, schnauzengriff, runterdrücken, leichter biss, fester biss, drüberstellen usw. je nachdem, was nötig ist, um den anderen tatsächlich zu blockieren, das kann auch in den Schmerzbereich hineingehen)
Reagiert der andere Hund auf Stufe 1, wird 2 und 3 nicht mehr gezeigt; reagiert er auf Stufe 2 wird Stufe 3 nicht gezeigt.
Hier findet soziales lernen statt, was natürlich auch über Konditionierung läuft. Ein Hund, der die Stufen 1-3 erlebt hat, wird demnächst auf stufe 1 spätestens auf stufe 2 reagieren, um Stufe 3 zu vermeiden.
Das alles wird auch innerhalb sehr miteinander vertrauter Hund bzw. innerhalb eines Rudles und auch gegenüber Welpen und Junghunden gebraucht, ohne dass es hierbei zu vertrauensverlust oder beziehungsschäden kommt! Aber es wird ein starker gegenseitiger Respekt, und zwar in beide Richtungen aufgebaut, denn auch dem Rangniedrigeren werden diese rechte, sich abzugrenzen, sein Futter zu verteidigen usw. zugebilligt!
Das also ist normaler innerartlicher Umgang.
Ich denke, dass wir soweit übereinstimmen.
Was uns jetzt von der Einstellung/Philosophie oder wie man es nennen will, unterscheidet, ist der nächste schritt.
Ich glaube, dass das gleiche auch zwischenartlich genauso funktioniert. Dass Hunde und Menschen untereinander durch die vielen Generationen Domestikation ein so besonderes und einzigartiges Verhältnis haben, dass die Kommunikation ähnlich abläuft.
Wir alle wissen, dass hündische verhaltensweisen, die Menschen "nachahmen", von den Hunden so verstanden werden, als würde ein Hund es so machen ( z.b. frontale schnelle annähernung = Drohung, z.b. sich kleinmachen = beschwichtigend, da gibt es noch jede Menge andere Beispiele). Hunde interpretieren also von sich aus, ohne langwierige lernpsychologische Prozesse, menschliches Verhalten = hündisches Verhalten und antworten auch entsprechend. Wenn das nicht so wäre, käme es nicht so häufig zu Missverständnissen.
Es ist also naheliegend, dass wir auch andere hündische Kommunikationsmittel einsetzen können und der Hund sie nicht nur versteht, sondern es darüber hinaus für ihn normal und natürlich ist.
Wenn also der Althund beispielsweise einen Knochen vor sich legt, nur um welpen, Junghunden klarzumachen, dass sie seinen Besitzanspruch bzw. sein Grenzensetzen respektieren müssen - mit allen Konsequenzen, wenn sie das nicht tun - warum sollen wir das mit unseren Hunden nicht auch so machen (Wurstbrotaktion). Es ist normal! Es ist um den abgedroschenen Begriff mal zu gebrauchen artgerecht.
Es ist definitiv weder normal noch artgerecht, dem Hund ein Alternativverhalten beizubringen. Das würde ein anderer Hund auch nicht tun. und wenn der Hund es zeigen würde (Übersprungsaktion), dann würde es ignoriert aber nicht positiv bestätigt werden.
Dazu im Unterschied sind alle Dinge zu sehen, die ich von einem Hund haben will und die ein anderer Hund so nicht abverlangen würde z.b. ein Sitz, ein Platz, einen Apport, eine Suchleistung usw. Hier will ich, dass mein Hund menschlcihe Sprache in bestimmte Bewegungen umsetzt, hier muss ich konditionieren, ganz sorgfältig nach lerntheoretischen Grundsätzen vorgehen, weil ich von dem hund etwas Unnatürliches verlange!! Hier abreite ich vorwiegend mit positiver verstärkung allenfalls mit negativer bestrafung. Jedenfalls in den ersten drei Lernstufen (Erlernen, Festigen, generaliesieren), in der letzten (Absicherung) kann es ebenfalls zu positiver Bestrafung kommen, aber bis dahin war der übungsaufbau sehr gründlich, konsequent und sorgfältig.
Ich hoffe, ich konnte das jetzt irgendwie klarmachen.