felipe
Super Knochen
Ja, die Welt ist nun doch ein wenig komplexer als schwarz-weiß, und die Grenzlinie zwischen gut und böse nicht immer zwischen verschiedenen Seiten und Interessenvertretern zu ziehen.Der Putsch dürfte laut Nachrichten aufgehalten worden sein.
Die Menschenleben, die er gefordert hat und vielleicht noch kosten wird ... Hinrichtungen? ... sind ein Wahnsinn!
Aber es ist alles so unüberschaubar. Weiß jemand über die genauen Beweggründe des Aufstandes Bescheid?
Dass das Regime unter Erdogan zu kritisieren ist, ist ja keine Frage, aber sowas?
Erdogan nicht gut zu finden (was übrigens auch immer mehr Türken tun) heißt nicht, dass man einen Militärputsch begrüßen oder Gülen oder die Aktionen der PKK gut finden muss. - All das scheint mir auch eher dem Wunsch nach einer Vereinfachung geschuldet, oder ist (je nach dem, wer es äußert, ebenfalls der Ausdruck politischer Interessen.
Das Gerücht Erdogan, würde sich nach Deutschland absetzen wollen, wurde übrigens von Al-Arabiyya gestreut (dem Medienhaus der Familie Saud - nur damit man das besser einordnen kann). Entsprechend begrüßt wurde der Putsch von den Regimes in Ägypten und Syrien. - Die arabischen Regimes "mögen" Erdogan aus denselben Gründen nicht so gern, wie viele Europäer: weil er sich auf das osmanische Reich beruft, das in der kollektiven Erinnerung vieler, als "besser" als die englisch-französische Kolonialisation, und auch "besser" als gegenwärtige Zustände tradiert wird.
Erdogan selbst scheint (aus einem mittlerweile fast schon typischen Reflex heraus) Gülen für den Militärputsch verantwortlich zu machen (wollen). - Deshalb die Entlassung von Richtern und Staatsanwälten. Bevor man aber dessen Partei ergreift, sollte man aber bedenken, dass seine Organisation strukturell (wenn auch ideologisch nicht so konservativ) mit den Muslimbrüdern zu vergleichen ist. - Es wäre (oder muss man gar schon sagen: ist?) also wahrscheinlich falsch, die jetzt in den Untergrund zu drängen (wie man es in Ägypten jahrzehntelang mit den Muslimbrüdern gemacht hat - mit den bekannten Folgen).
(Die Quaida agiert übrigens im Jemen ähnlich: sie "unterstützt" die notleidende Bevölkerung - vermutlich nicht aus einem humanistischen Impetus heraus.)
Das war ja nicht der erste Militärputsch in der Türkei, dass die Bevölkerung, den nicht will, hat vielleicht gar nicht soviel mit Erdogan zu tun (er wird ja auch von den Oppositionsparteien abgelehnt).