Eine Spinnstubengeschichte:
Hoch über dem Tal der Würm kann man, wenn man aufmerksam ist, im Wald Mauerreste entdecken. Sie gehörten einst zur Edelburg (= Odelsburg=Holzburg) und waren das Fundament eines hölzernen Wachtturms. Von dort aus konnte man die Handelsstrasse unten im Tal überwachen und durch Lichtsignale die Soldaten des Fürsten benachrichtigen - Ob "nur" Wegzoll kassiert wurde oder aber ein bisschen Raubrittertum herrschte? Man weiß es nicht....
Die Überreste des bereits im frühen Mittelalter aufgegebenen Turms wurden von den Bauern als Baumaterial verwendet, so dass man heute eben nur noch den Burg/Turmgraben und ein paar Mauerreste findet
Soweit die Historie zur Edelburg - Oben auf den Steinen sitzt es an einem Sommermorgen sehr bequem für einen Becher Kaffee und einen Tratsch - so auch für Susi ( a Reig'schmeckte wie ich auch) und mich. Ihre erste Frage war auch, ob es denn in den Ruinen auch spukte. Und so entstand dann folgende Geschichte:
Die jüngste Tochter des Fürsten verliebte sich in einen jungen Soldaten ihrer Leibwache und das war ihrem Vater natürlich so gar nicht recht. Deswegen schickte er den Soldaten als Wache auf den Turm, der rund 10 Meilen entfernt von der Stammburg war. Das junge Paar liess sich dadurch aber nicht entmutigen und fast jede Nacht schllich das Prinzesschen aus ihrer Kammer und ritt auf ihrem Schimmelchen zu ihrem Geliebten. Als ihr Vater dies erfuhr, verkaufte er den jungen Mann an ein vorbeiziehendes Kreuzfahrerheer, das auf dem Weg ins heilige Land war. Seine Tochter aber ritt weiterhin jeden Abend zur Edelburg, um auf ihren Geliebten zu warten. Als sie schliesslich begriff, dass er niemals wiederkommen würde, stürzte sie sich von den Zinnen des Turms und nahm ihr ungeborenes Kind mit in den Tod. Seit diesem Tag hört man des Nachts bis heute oft noch Hufgetrappel und kann manchmal auch einen weißen Schemen durch den Wald huschen sehen, In hellen Mondnächten hört man dazu auch oft das verzweifelte Weinen einer Frau.....
Als Susi und ich fertig mit unserem Kaffee und der Geschichte waren, stand unten am Weg eine Frau, die sich erstmal dafür entschuldigte, dass sie gelauscht hatte und dann fragte, ob sie diese Geschichte in die Ortsgeschichte aufnehmen dürfe, da sie Heimatsagen sammle. Als ich ihr sagte, dass die Geschichte soeben erst erfunden worden war, war sie sichtlich enttäuscht.. Übrigens hat sie sich trotzdem weiterverbreitet und die weiße Frau der Edelburg wird manchmal von selbsternannten Geisterjägern gesucht.