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[FONT="]Bei 1:58 ist wieder deutlich ein weiteres beschwichtigendes Lecken mit gesenkten Ohren, weichen Augen und geschlossener Schnauze zu sehen. Bei 2:00 erscheint ein Hinweis auf dem Bildschirm „Vergangene Zeit: 3 min 6 s“, die offenbar die Zeit angibt, als der BHT die Hündin am Zaun in die Enge getrieben hat. Bei 2:03 ist deutlich zu sehen, dass die Hündin ihren Körper vom BHT abwendet (unterwürfige/beschwichtigende Signale), um zu versuchen, die Begegnung zu entschärfen. Die Hündin blinzelt, wendet den Blick ab, die Ohren sind gesenkt, der Körper ist abgewendet. All dies sind Zeichen von Beschwichtigung (Unterwerfung). An dieser Stelle, bei 2:06 sagt der Kameramann „Sie ist immer noch nicht unterwürfig“. Der BHT meint „Nein“, während die Hündin ihren Kopf abwendet und senkt. Bei 2:33 steht die Hündin weiterhin ruhig, mit abgewendetem Körper und Blick, gesenkten Ohren und gegen den Zaun gedrückt. Die Schnauze der Hündin ist entspannt, und sie behält weiterhin beim Bildschirmhinweis „5 min 4 s“ (Videozeit 2:42) eine Körperstellung ohne jegliche Zeichen von Konfrontationswillen bei. BHT wendet sich ab und geht weg und wendet dabei der Hündin den Rücken zu. Die Hündin zeigt keinerlei Verfolgungs- oder Angriffsversuch, sondern bleibt einfach am Zaun.
Ist dieser Hund „sicher“, insbesondere mit kleinen Kindern? Nicht zu diesem Zeitpunkt. Die Hündin braucht durchaus Training. Progressives, positives und instruktives Training, um das Problemverhalten zu desensitivieren und das Verhalten durch akzeptables, ruhiges Verhalten zu ersetzen. Ist das machbar? Wahrscheinlich. Mit ausreichend Zeit und sicherem Management der Hündin, bis das Problem abgemildert wurde. Das hängt vom Hund ab. Sie sind Lebewesen mit eigener Persönlichkeit und werden von Genetik, Erfahrung, Training, Umgebung und momentanem Befinden beeinflusst.[/FONT]
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[FONT="]Mir ist klar, dass in einer Hundebeurteilung alles ziemlich schnell geht, insbesondere wenn etwas schief geht. Der größte Wert von Video ist die Möglichkeit, die Situation Sekunde für Sekunde zu analysieren. Diese Analyse sagt viel aus über den Hund ebenso wie über den Beurteiler. Auch ich habe im Video Signale gesehen, die ich in der eigentlichen Situation verpasst habe. Deshalb bitte ich nach Möglichkeit eine andere erfahrene Person, in der Situation ebenfalls zu beobachten und mich auf Signale aufmerksam zu machen, die ich möglicherweise nicht gesehen habe, weil ich weggeschaut oder mich auf andere Details konzentriert habe, z. B. Vermeiden eines Lochs im Boden. Insgesamt geht es jedoch bei der Beurteilung und Behandlung nicht darum, deutliche Signale zu ignorieren und einen Hund regelrecht zum Beißen zu zwingen. Nach meiner Meinung besteht der Sinn einer Beurteilung darin, Anhaltspunkte für die Behandlung und Diagnose von Problemen und Auslösern zu finden, ohne Schaden anzurichten. Dazu zählt auch, einen Hund auf künftiges Versagen vorzuprogrammieren, nur weil man beweisen muss, dass man der Schlimmste ist.
ERGÄNZUNG ZUM URSPRÜNGLICHEN POSTING:
Ich denke, es ist an der Zeit, hier mal ein paar Punkte klarzustellen, die durch die Emotionen bei dieser Art von Problem hervortreten. Zunächst einmal habe ich NICHT die Absicht, irgendeinen bestimmten Trainer an den Pranger zu stellen. Der Trainer, um den es hier geht, hat dieses Video als öffentlich zugänglicher Teil einer Unterhaltungsshow eingestellt und nicht als Seminar. Was ich hier bereitgestellt habe, ist eine schrittweise Analyse des Verhaltens des Hundes. Ich weise auf Signale und Zeichen hin, auf die ein Profi während der Beurteilung und des Trainings achten und reagieren sollte. Ich stimme dem zu, dass die Hundehalter wahrscheinlich dafür verantwortlich sind, dass dieser Hund problematisch ist, indem sie bestimmte Verhaltensweisen toleriert und nicht viel früher korrigiert haben. Ich bin auch der Meinung, dass dieser Hund im momentanen Zustand mit kleinen Kindern nicht sicher ist. Der Trainer, der diesen Clip veröffentlicht hat, hat Fragen aufgeworfen, die mir von Menschen gestellt wurden. Ich habe auf faire Weise und ohne Wertung darauf geantwortet.
Es gibt noch ein paar andere Probleme. Zunächst gibt es nicht so etwas wie einen zertifizierten „Rehabilitator“. Es gibt Trainer, von Personen, die einfach ein Schild mit „Hundetrainer“ aufhängt und keinerlei Ausbildung oder Zertifizierung haben, bis hin zu solchen Trainern, die anerkannte Qualifikationen vorweisen können, z. B. von APDT/CCPDT (die ich habe) und IACP und verschiedenen anderen Organisationen wie Karen Prior Trainers, Victoria Stilwell Positive Trainers, Animal Behavior College usw. Diese Leute sind Trainer mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Dann gibt es noch die Verhaltensberater mit Qualifikationen wie CBCC-KA (ich und andere), Zertifizierung von IAABC und andere Organisationen, die Zertifizierung auf Verhaltensbasis ausstellen. Dann gibt es noch an der Spitze die zertifizierten Wissenschaftler für angewandtes Tierverhalten und die tierärztlichen Verhaltenswissenschaftler. Jeder dieser Menschen, vom selbsternannten „Hundetrainer“ bis zum tierärztlichen Verhaltenswissenschaftler, kann als Rehabilitator von Hunden fungieren. Das ist genau das, was Trainer und Verhaltenswissenschaftler tun. Ich habe sehr viele Hunde trainiert und eine große Zahl von Problemhunden rehabilitiert. Das bedeutet nicht, dass ich mich nun selbst zum „Hunderehabilitator“ erhebe. Das bedeutet, ich bin ein Trainer, ein Verhaltensberator und Beurteiler (durch AKC und andere Zertifizierungen). Rehabilitator ist ein bedeutungsloser Titel. Um kompetent zu sein, muss die Rehabilitation auf Training, Verhaltensanalyse, Verhaltensmodifizierung und vielleicht medizinische Maßnahmen durch einen tierärztlichen Verhaltenswissenschaftler basieren.
Letztlich geht es in diesem Posting nicht darum, wer recht und wer unrecht hat. Es gibt so viele Vorgehensweisen wie es Trainer und Verhaltenswissenschaftler gibt. Ich bin besorgt, weil dieser bestimmte Hund ganz deutlich und wiederholt Signale gegeben hat, durch die ein Trainer auf weniger invasive und weniger aggressive Weise und ohne unnötiges Risiko für Hund und Trainer durch Verursachen eines möglicherweise meldungspflichtigen Beißvorvalls zum selben Schluss hätte kommen können.
Wie würde ich mit diesem Problem umgehen? Das wäre ein längeres Posting. Aber ich würde damit beginnen, die Hündin nicht über die ersten Warnsignale hinaus zu provozieren. Stattdessen würde ich diese Signale nutzen, um die Parameter des Problemverhaltens zu ermitteln und dann damit fortfahren, das Vertrauen der Hündin zu gewinnen und sie langsam hinsichtlich des Verhaltensproblems zu desensibilisieren und diese Parameter langsam zurückzudrängen, um der Hündin zu helfen, die richtige Wahl zu treffen, und diese Wahl dann zu bestätigen.
Jim Crosby[/FONT]