Hallo liebe Wuff-Fories,
mein Name ist Tobias Oleynik. Ich bin der Hundeführer des hier so viel und heiß diskutierten Videos.
Mein Hund ist jetzt 28 Monate alt und steckt noch mitten im Lernen. Zunächst wollte ich keine Stellung zu den von Ihnen geschriebenen Beiträgen abgeben, weil ich denke, dass der Laufstil von Paul ( Kopf im Nacken ) reine Geschmacksache ist. Der eine mag es, der andere nicht und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten!
Am Rande möchte ich jedoch hier noch eines hinzufügen:
Paul hat bereits als junger Hund dieses Verhalten angezeigt. Dieses habe ich dann mit Futtertreiben positiv verstärkt und später einfach den Ball unter die Achsel gesteckt. Da mir diese permanente Aufmerksamkeit gefiel, fing ich damit an diese zu fördern. Dazu wand ich ein sehr einfaches Lerngesetz an: Lernen am Erfolg. Wenn Paul das gewünschte Verhalten zeigte, bekam er seinen Ball ( markiert habe ich das gewünschte Verhalten entweder mit einem Clicker oder einfach mit meiner Stimme ). Nach mehrfachen Wiederholungen war er von sich aus sehr bestrebt, dieses Verhalten zu zeigen.
Was mich allerdings sehr erschreckt hat war die Tatsache, der schwerwiegenden Vorwürfe einiger von Ihnen, der schleicht aus angst recht schnell oder meine ansicht- der geht nicht normal, weil er jeden moment fürchtet, dass er "gestromt" wird- jederzeit bereit zum hinlegen usw.
Niemand von Ihnen kennt mich persönlich! ( ..oder irre ich da? )
Niemand von Ihnen kennt meine Einstellung zu den verschiedenen Lernmodellen!
Niemand von Ihnen kennt meine Meinung über Zwänge und Ängste in der Hundeausbildung!
Und nun stellt sich mir zwingend eine Frage:
Wer gibt Ihnen das Recht, so über meine gezeigte Arbeit zu urteilen? Im gesamten Video sieht man nicht ein einziges mal eine derartige Einwirkung, wie sie von Ihnen beschrieben wird! Ein Indikator für Zwänge und Misstrauen seinem Hundführer gegenüber, liefert uns der Hund doch. Das Ohrenspiel, der aufmerksame Blick oder die Rute sprechen doch für sich.
Wir haben beide sehr viel Spass, wenn wir gemeinsam üben. selbst beim spazieren gehen fordert er mich ständig auf und versucht mich zu animieren. Ich bin definitiv kein Freund
von den so genannten Starkzwang Methoden. Des Weiteren hat die Verhaltensforschung hier schon einiges herausgefunden. Wir wissen, dass das schlecken des Mauls eine Beschwichtigungsgeste sein KANN aber nicht muss. Wenn ich Paul sein Futter zubereite, schleckt er sich die ganze Zeit das Maul J
Zu den Ausbildungsmodellen an sich:
Ein Hund ist nun einmal ein Super-Egoist, den einzigen Beweggrund den er hat ist der, seine eigene Situation zu verbessern! Dies können wir uns sehr gut zu nutze machen!
Bsp: der Hund ist verfressen und möchte ein Leckerli haben. Wenn er nun eine Übung richtig ausführt, bekommt er das was er will ( positiver Verstärker ). Dieses Modell macht Hund und Hundeführer eine Menge Spaß.
Es ist aber auch eine Tatsache, dass Hundetraining mit ausschließlich positiven Methoden ausgezeichnet funktioniert, in einer sterilen Umgebung. Problematisch wird es erst, wenn die Ablenkung stärker ist, als die Motivation. D.h. da wo es ein JA gibt muss es auch ein NEIN geben. Hierbei spielt natürlich die Dosierung eine sehr große und wichtige Rolle!
So wenig wie möglich, soviel wie nötig!!
Unerwünschtes Verhalten wegloben oder ignorieren funktioniert nicht! Es gibt keine Medaille mit nur einer Seite. Das heißt aber nicht, dass man dem Tier Starkzwänge bzw. Zwänge ( hier ist es wichtig wie Zwang definiert wird oder vielleicht auch einfach nur mit Konsequenz gleich stellt wird ) gibt, die er nicht verstehen kann, vielmehr geht es darum, dass man zu der Erkenntnis gekommen ist, dass ein Hund kein Mensch ist und immer noch eine starke Rudelordnung nötig hat.
Auch müssen wir Menschen wieder akzeptieren, dass in der Hundewelt der unangenehme Reiz (NEIN/ Biss..) zu einer Rangordnung im Rudel führt und sofort perfekt durch unsere Vierbeiner verstanden wird.
Wir müssen also sehr vorsichtig sein um tierisches Verhalten (Hunde) mit menschlichen Gefühlen zu vergleichen. Wir verbieten auch nicht den Seehunden im eiskalten Wasser zu schwimmen, wegen der Möglichkeit eines Schlaganfalls oder den Fischen zu schwimmen, wegen der Gefahr des Ertrinkens!
Das Zusammenleben mit unseren 4-beinigen Freunden sollte beiden Seiten Spaß machen und das gilt in allen Situationen.
Ich pers. denke, dass in das gezeigte Video sehr viel hineininterpretiert wurde.
Um die Ausbildung und das Verhalten wirklich konstruktiv beurteilen zu können,
bedarf es, denke ich, schon weitaus mehr als diese kleine Sequenz.
Spannend wäre natürlich gewesen, welche Reaktionen es hervorgerufen hätte,
wenn der Hund völlig ohne Halsbänder vorgeführt worden wäre?!
Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Spass mit Ihren Hunden.
Wenn die Menschen nur das sagen würden, was sie auch ganz sicher wissen,
dann wäre es ziemlich still auf dieser Welt!
Hochachtungsvoll Ihr
Tobias Oleynik