Ich hab das Gefühl, dass in den vergangenen Jahren so eine Art „Pseudo-Verwissenschaftlichung" der Hundeerziehung stattgefunden hat. Alles wird 1000x hinterfragt, semi-professionell analysiert, mit 20 Fachausdrücken versehen etc., anstatt dass man sich auf sein Bauchgefühl verlässt (das einem normalen Menschen sagen sollte, dass zu jedem funktionierenden Zusammenleben Verständnis, Zuneigung und klare Regeln, aber keine Gewalt gehören).
Nur als Bsp: Unser erster Familienhund hat meine Mutter mal angeknurrt, als sie sich neben ihn auf die Couch setzen wollte. Reaktion Mutter in den 60er Jahren: „Runter da, du knurrst mich sicher nicht an, wenn ich mich auf meine Couch setzen will. Und unten bleibst.“ Dafür hats weder Gewalt, noch Diskussionen mit ihm gebraucht, Herr Hund hats allein auf Grund des Tonfalls verstanden (und sich´s ein paar Wochen lang nur noch in der Nacht, wenn alle geschlafen haben, auf der Couch bequem gemacht

)
Typische Reaktion 2009: „Post an Wuff, Hiilfe mein Hund knurrt mich an. Darauf hin x Seiten Diskussion über Ressourcenverteidigung, Kommunikationsverhalten des Hundes, nicht existente Dominanz, Alphawurf, Erörterung der Frage, ob der Hund womöglich einen psychischen Schaden davon trägt, wenn er ohne vorherige knurrende Kommunikation von der Ressource Couch gesplittet wird, Beiziehung mehrerer Problemhundetrainer, erneute Diskussion über die kontroversiellen Erziehungsansätze selbiger, Eröffnung eines weiteren Threads „Ist der Hund vielleicht doch ein Wolf und braucht ethologisch betrachtet jedenfalls eine Couch zum Glücklichsein?“
(Ist jetzt natürlich übertrieben dargestellt - aber nur ein bissl

).
Und wie Andrea J gesagt hat, heute wird oft statt richtig, gar nicht mehr erzogen. Oder erst dann, wenn schon Probleme aufgetaucht sind.
lg